V.3

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Im leichten Schock blieb Paddy dann nicht mehr viel, als ihm einfach nachzusehen und sich dabei perplex seine vereinzelten Tränen von den Wangen zu streichen – bloß, damit ihm letzten Endes bei Marks Anblick alles entglitt und er nur noch sein Gesicht in seinen Händen vergraben konnte.

Kaum war Mark an seiner Kücheninsel angekommen, hatte er sich bereits an jener abgestützt und ihn mit seiner zusammengesackten Haltung so viel nachempfinden lassen, dass die Reue, all das gewissermaßen über ihn gebracht zu haben, gerade sein geringstes Übel war. Marks offensichtlicher Schmerz wurde seiner und das so sehr, dass Paddy wieder nicht im Geringsten damit zurechtkam. Wieder blieb ihm nichts als dieses unendliche Bedauern und dann kam es ihm nach gefühlten Ewigkeiten noch viel zu früh vor, als Mark mit einer Wodkaflasche und zwei Schnapsgläsern zurückkam. Er hatte sich kaum irgendwie wieder fassen und seine Hände von seinem nassen und glühenden Gesicht nehmen können und trotzdem musste Paddy sofort seine Stirn runzeln.

„Ich weiß, is'n bissi ... Aber nun ja, das Wässerchen hat er halt gern getrunken", lächelte Mark ihm flüchtig zu, bevor er alles auf den Couchtisch neben ihre Cocktailgläser und Pizzakartons stellte und sich wieder zu seiner Rechten einfand.

Indes konnte Paddy ihn jedoch nur anstarren und sich weder um seinen Ausdruck noch um sein Aussehen kümmern. Mark strahlte so viel aus und wirkte dermaßen zwiegespalten, wie er sich selber gerade fühlte. Vor Bedauern hätte er glatt wieder losheulen können und gleichzeitig durchzog ihn eine Wärme, die er schlichtweg nicht definieren konnte.

Entsprechend wenig wie er dann zu einer Erwiderung fähig war, erwartete Mark aber auch keine. Ohne ihn sonderlich angesehen zu haben, lehnte er sich bloß nach vorne und ließ seine Brust gleich wieder so schwer werden. Vollkommen regungslos betrachtete Mark die edle Wodkaflasche und brauchte mehr als einen Moment, um die Gläser gut zu befüllen. Das erste reichte er ihm dann auch ohne sonderlichen Blickkontakt – und wirkte umso undurchdringbarer, als er ihm das eigene mit einem schwachen Lächeln hinhielt. „Jurij zu Ehren. Вздрогнем!"

„Vsdrognem", versuchte Paddy ihm bestmöglich nachzusprechen und wartete Marks liebes Nicken ab, bevor er mit ihm anstieß, den Kopf in den Nacken legte und den klaren Alkohol seine Kehle hinabrinnen ließ. Sofort durchzog ihn beißende Hitze und er konnte es nach einem leisen Räuspern nur genießen. Mit geschlossenen Augen saß er lediglich da und musste auch nicht zu Mark sehen, um ähnlich zu fühlen und es ihm zu vermitteln. Ihre Stille sprach vollkommen für sich.

Erst, als sich Mark wieder nach vorne zur halbvollen Wodkaflasche lehnte, schielte Paddy zu ihm – und erinnerte sich direkt daran, was Mark ihm genau hier über Jurij erzählt hatte.

Als des halt dann mit dem Alkohol und, ähm, mit dem ganzen anderen Scheiß bei ihm immer schlimmer wurde, hab' ich halt nur zugesehen, bis ... ich Jurij dann halt gefunden hab', hallte es ihm immer wieder durch den Kopf und dann kam er einfach nicht drumherum, sich zu fragen, ob er selber auch nur den kleinsten Tropfen anrühren würde, hätte er Junia auf diese Art und Weise verloren. Sein schweres Bauchgefühl war ihm jedoch Antwort genug, um diesem Unbehagen direkt nachzugeben – vor allem in Erinnerung an den ein oder anderen feuchtfröhlichen Abend in Südafrika.

„Aber das, ähm ...", stammelte Paddy trotzdem mehr als alles andere. Mühsam musste er sich räuspern und letztlich auch zusammenreißen, um möglichst verhalten zur Wodkaflasche zu deuten und ohne jegliche Wertung wieder anzusetzen: „Aber das, ähm, hält sich alles ... im Rahmen? Ähm, like ... the drinking in general ...?"

Umgehend stockte Mark in seiner Bewegung und verriet ihm mit diesem leichten Zögern doch mehr, als er es dann mit seinem ernsten „'türlich" tat. Bevor er nur wieder hätte ansetzen können, sah Mark ihn jedoch so durchdringend an, dass Paddy sich nicht mal mehr anmaßen konnte, noch weiter darüber nachzudenken.

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