III.3

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„Hun?", fragte Paddy perplex und presste sich sein Handy an sein Ohr.

„Warum bist du nie hier?!", schallte es ihm so ungehalten entgegen, dass er wegzuckte – und dann leicht in sich zusammensank, als Junias sonst so warme Stimme nur noch brüchig zu ihm vordrang. „Wieso kannst du nicht ..."

„Wa-as ... What's wrong?", konnte Paddy zwischen Schock und Sorge nur vor sich hin stammeln. Aber so oft und noch so viel besorgter wie er sich auch wiederholte, bekam er weder eine Antwort noch irgendeine andere Reaktion. „Junia", sprach er dann direkter auf sie ein, als ihm selber zu viel zu entgleiten drohte. „Take a deep breath, okay?"

Nur nach und nach begann sich Junia hörbar zu beruhigen. Laut atmete er mit ihr ein und aus, ging immer wieder auf sie ein und versicherte ihr, dass er da war. Und erst, als es still zwischen ihnen geworden war, hob er vorsichtig seinen Blick vom Flurboden und widmete Mark einen Teil seiner Aufmerksamkeit.

Merklich verunsichert und unangenehm berührt lehnte jener am Türrahmen – und musste dann nichtsdestotrotz nur einmal nicken und die Tür weiter öffnen, damit Paddy ihm direkt wieder in seine Wohnung folgte. Seine Eheprobleme wollte er nun mal nicht mit dem ganzen Treppenhaus teilen. Dass er das auch eigentlich nicht mit Mark vorgehabt hatte, vergaß er nur wie die Möglichkeit, einfach in seinem Auto weiterzureden. Denn kaum, dass er Marks Wohnungstür fahrig hinter sich geschlossen hatte, hörte er wieder nur Junias leises Schluchzen und Schniefen.

„My love, was ist denn los?", brachte Paddy jedoch selber kaum beherrschter hervor. Selten hatte er seine selbstsichere und immerzu bemüht rationale Frau so aufgelöst erlebt – vor allem nicht am Telefon. Aber er bekam wieder keine Antwort. Sein schweres Seufzen sich mehr oder minder verkniffen, lehnte er sich nur noch resigniert gegen das kühle Holz der Tür und schloss für wenige Sekunden maßlos überfordert seine Augen.

„Soll ich jetzt doch noch kommen?", fragte er letztlich nichtsdestotrotz bloß versucht sanftmütig, während er seinen Blick auf Marks weiße Tennissocken hielt. Bei ihrer schwachen und wieder überhaupt nicht klaren Verneinung war er sich dann aber nicht mehr zu schade, ihr seinen eigenen Unmut offen entgegenzubringen. „Love, you know I'd drive for you all night, but you have to talk to me."

„Ich ...", begann Junia so leise und Paddy hörte ihr mit jeder stillen Sekunde an, wie sehr sie mit sich haderte. Aber so überfordert wie er nicht nur von ihr, sondern auch von dem ganzen Abend war, konnte er gerade einfach nicht besser auf sie eingehen. Und dann half es auch nichts, dass er nach so manchen Momenten, in denen er nur Marks Bewegungen aus dem Augenwinkel hatte wahrnehmen können, lediglich ein tonloses „Nicht am Telefon" erwidert bekam.

„Then why'd cha call me?!", wurde Paddy selber so ungehalten, dass er sich gleich mit einem kleinlauten „Sorry" zurücknahm – natürlich völlig vergebens.

„Du ignorierst doch meine Nachrichten ..., wo auch immer du schon wieder bist!", spie Junia ihm entgegen und ließ ihn wieder mal zusammenzucken.

„Du hast doch ...", setzte Paddy nichtsdestotrotz noch lauter an und verstand seine Frau schlicht und ergreifend nicht mehr. Sie hatte ihn doch den ganzen Tag lang ignoriert! Aber dann erinnerte er sich an ihr ›Nein‹, das er tatsächlich unbeantwortet gelassen hatte – ganz zu schweigen davon, wie egal ihm danach sein andauernd vibrierendes Handy gewesen war. Letztlich musste er auch nur eine Sekunde zu Mark schielen, bis er endlich zu begreifen meinte, was Junia gerade so störte. „Wait a second", lachte er freudlos auf. „Glaubst du mir nich', dass ich bei Mark ... Forster war?!"

„Patrick", war das einzige, was ihm Junia seufzend entgegenbrachte – und trotzdem reizte es ihn maßlos.

„Ah, and now you're distant again", brachte Paddy ihr mit aller Beherrschung nur einen Bruchteil seiner Wut entgegen, sodass er sich letztlich nur resigniert anhörte. Und ganz in diesem Sinne wollte er einfach nur noch erschöpft fragen, was denn los war. Aus dem Augenwinkel bekam er jedoch direkt mit, wie Mark noch weiter nach hinten wich und ihn wohl endgültig alleine lassen wollte. So recht wie es ihm eigentlich war, hielt er ihn mit einem lautlos angedeuteten „Bleib" und einer eindeutigen Handbewegung nur kompromisslos bei sich – einfach, damit Mark ihm zur Not direkt bestätigen konnte, dass er nun mal nirgendwo anders war.

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