„Was'n jetz' schon wieder?", nahm Paddy krächzend den Anruf an und bekam sich kaum in seinem alten Ehebett aufgerichtet. Wach war er nun aber allemal – und verspürte gerade nur Dankbarkeit, dass sein Manager und nicht Thea oder Thomas oder sogar Junia ihn an diesem frühen Morgen zu erreichen versuchte.
„Ich habe es dir gestern noch gesagt", kam es dann nur genauso eindeutig ohne Begrüßung zurück. „Aber mal so ganz unter uns ... Hast du 'n Arsch offen?"
„Was?", zischte Paddy nur aggressiv seinem Manager entgegen – aber so was musste er sich ganz sicher nicht bieten lassen. Vor allem nicht um neun Uhr morgens.
„Jetzt sind nicht nur Bilder von dir und dieser ... Thea bei Instagram im Umlauf, sondern auch von dir und diesem Thomas", nahm Pino ihm nur sofort den Wind aus den Segeln. „Händchenhaltend. Ohne Ehering. Selbst das hast du hinbekommen."
„W-what?", konnte Paddy nur perplex stammeln und brauchte auch ein wenig, bis er alles mehr oder minder verstand und mit einem „Fuck" in Worte fassen konnte.
„Bist du ernsthaft überrascht?", kam es dann beinah genauso perplex zurück. „Ihr habt euch doch wohl wunderbar in der Kantine der Frauenklinik ... positioniert! Also manchmal ... echt ..."
„Fuck, Mann!", regte Paddy sich im Kontrast dann nur lautstark auf und fasste sich an seine Brust, so aufgebracht wie sein Herz schlug und sich einfach nicht beruhigen wollte. Als er dann aber merkte, wie Pino wieder eindeutig ansetzen wollte, begann er sich gleich ungehalten zu erklären: „Ich musste den, äh, ganzen Schmuck abnehmen, weil wir vorher bei seinem Sohn auf der Neo... Intensivstation waren! Y'know, to, äh, sterilize the whole hand! Und dann ging es mir und Thomas so schlecht, dass ..."
„Das weiß aber keiner und das will auch niemand sehen!", unterbrach Pino ihn und ließ sich auch nicht lange Zeit, seine stumme Frage zu beantworten, warum es überhaupt diese Bilder gab. „Ich habe dich gestern doch nicht umsonst angerufen und gebeten, dich nicht ... in der Frauenklinik herumzutreiben! Diese ganzen Posts und Kommentare haben zu hohe Wellen geschlagen!"
„Aber ...", begann Paddy wieder zu stammeln und wurde wieder unterbrochen.
„Und wie oft soll ich denn noch sagen, dass durch die strikte Zurückhaltung deines Privatlebens noch mehr Interesse daran besteht als eh schon", wurde Pino zumindest ruhiger. „Gerade bei deinen ... hardcore Ü30-Fans, die alle selber Kinder haben oder wollen. Für die gibt es doch nichts Interessanteres, wie es jetzt in deinem Liebesleben aussieht und ob du jetzt auch endlich ... deinen Anteil zur nächsten Kelly-Generation beisteuerst!"
„Ja ...", presste Paddy mit zusammengebissenen Zähnen hervor und konnte sich nur noch an seine Stirn fassen und sich mit Mühe das Handy ans Ohr halten. Diesem leicht benommenen Gefühl entkam er einfach nicht und murmelte letztlich nur noch ausdruckslos: „Und jetz'?"
„Was und jetzt? The damage is done, um es in deine Worte zu fassen", kam es nur noch regelrecht resigniert zurück. „Wir brauchen doch nicht mehr von dieser Aufmerksamkeit als eh schon."
„Sind die Anwälte schon eingeschaltet und ... die Bilder weg?", entgegnete Paddy dann jedoch nur kühl, während er durchs Gästezimmer sah und schwer das Unbehagen verdrängen musste, wieder hier gelandet zu sein.
„Natürlich. Aber ... dadurch werden die geteilten Posts und Spekulation vorerst nicht aus dem Netz verschwinden", wurde sein Manager wieder sachlicher – zumindest, bis Paddy nur noch vor sich hin starrte und sich zu keiner Reaktion mehr durchringen konnte. „Ich habe sogar schon Anfragen für eine Stellungnahme."
„Great, accept them all", entgegnete Paddy nicht nur zynisch, sondern regelrecht aggressiv.
„Madame, so nicht", kam es dann aber so eindeutig zurück, dass Paddy so fest die Bettdecke umschloss, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Und es hätte wohl nicht mehr viel gefehlt, damit er ausgeholt und mit Schwung zugeschlagen hätte, aber da atmete Pino nur hörbar resigniert aus. „Aber wir könnten die ... ganze Situation nutzen, um ... sämtlichen Spekulationen effektiv entgegenzuwirken. Insbesondere wegen deines Zustands ..., dem merklichen Gewichtsverlust", wurde Pino dann auch gleich geschäftiger und war wieder voll in seinem Element – während Paddy schwer mit sich rang, alles richtig nachzuvollziehen und gleichzeitig nicht abrupt aufzulegen und sein Handy wegzudonnern. „Es bestünde meines Erachtens die Möglichkeit, mit einem Post über den Jungen ... und allen Randdaten, insbesondere mit einer Erwähnung deines besten Freundes, indirekt deinen ... Zustand zu rechtfertigen. Von wegen, dass dich ... die Geschehnisse so mitnehmen. Gleichzeitig könnten wir aber auch die Awareness-Schiene fahren; Bewusstsein für diese schweren Schicksale schaffen, irgendeine Stiftung oder einen Verein unterstützen, da lässt sich noch was Gutes einfallen ..."
DU LIEST GERADE
Denial
FanfictionSollte man für den Himmel auf Erden durch die Hölle gehen? --- Ex-Teeniestar Michael Patrick Kelly ist endlich wieder da, wo er sein will. Nach langer Selbstfindung im Kloster hat er Frau, Heim und wieder ins Leben eines waschechten Vollblut-Musike...