59. / 60. Tian (Wir schaffen das)

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Jan

Seufzend sitze ich wieder an dem Krankenbett von Tim Lehmann. In der Schule hat sich relativ schnell rumgesprochen, was passiert ist. Tim hat Glück gehabt, dass der Krankenwagen schnell da war.

Jetzt liegt er hier in einem Koma ähnlichen Zustand und wacht nicht auf. Ich habe zwar nicht wirklich mit Tim geredet, da er nie jemanden an sich heran gelassen hat, aber jetzt sorge ich mich um ihn.

Was bloß passiert ist, damit er das gemacht hat, was er gemacht hat. Ich seufzte und senke meinen Blick wieder.

Gisela zuckt ein wenig und schmeißt ab und zu eine Plastikmedikament Dose herunter, mehr aber nicht. Manchmal nervt sie mich zwar, aber wenn die Stille in einem Raum unerträglich ist, würde ich mir wünschen das sie wenigstens etwas sagt.

Plötzlich nehme ich eine Bewegung von Tims Bett aus war. Mein Blick liegt sofort auf den Dunkelhaarigen und verfolgt jede Bewegung seines Oberkörpers. Kurz stoppt sie, ehe seine Brust beginnt sich schneller zu bewegen.
Wacht Tim etwa auf? Schnell greife ich nach seiner Hand und halte ihn fest.

„Timo?“, haucht er mit einer ziemlich dünnen Stimme.
„Tim.“, sage ich erleichtert, als er seine Augen öffnet.

„Du bist nicht Timo.“, sagt er und will seine Hand meiner entziehen.
„Sh, nein. Du darfst dich nicht bewegen. Du bist noch zu schwach.“, versuche ich ihn davon abzuhalten und drücke auf den Notfallknopf des Bettes, damit Ärzte kommen.

„Ich will zu meiner Familie! Ich will nicht alleine leben! Ich will sterben!“, redet er sie ganze Zeit vor sich hin, während ich ihn versuche ruhig zu halten. Gerade will ich etwas dazu sagen, da kommen schon die Ärzte und Schwestern.

Eine der Schwestern zieht mich vor das Zimmer und stellt mich dort ab. Ich verbreite derweil die Wörter von Tim. Seine Familie ist tot und er alleine. Das muss schrecklich sein. Ich könnte nicht ohne Mama leben. Das wäre mir zu einsam. Vielleicht kann ich ihm ja helfen.

„Herr Zimmermann? Sie können wieder zu Herr Lehmann.“, meint plötzlich eine Schwester, welche den restlichen Ärzten und Schwestern schließlich folgt. Ich gehe langsam in das Zimmer und setze mich an meinen alten Platz.

„Warum? Warum konnte ich nicht einfach sterben?“, fragt Tim ins Leere, während er an die Decke starrt.
„Ich bin froh das du nicht tot bist. – Pommes –“, antworte ich nur.
„Du hast doch keine Ahnung.“, murmelt Tim und schließt die Augen wieder. Ich seufze und lege meine Hand wieder vorsichtig auf seine.

„Du bist nicht alleine. Ich werde dir helfen, versprochen! Wir schaffen das zusammen. – Arschloch – Sorry! Das ist Gisela, mein Tourette.“, sage ich sanft und erkläre ihm meine Krankheit.
„Das bringt nichts. Mein Innerstes ist leer.“, sagt Tim nur und ich bilde mir ein eine Träne in seinem linken Auge zu sehen.

„Das kann sein, aber wir können es dich wieder füllen. Mit schönen Sachen.“, versuche ich ihn zu überzeugen. Er seufzt und blickt leicht zur Seite, sodass unsere Augen aufeinander treffen.

„Du kannst es versuchen, aber mach dir keine all zu großen Hoffnungen.“, gibt er nach. Ich lächle, boxe einmal in die Luft und sage dann: „Ich rede mit meiner Mama. Wir finden einen Weg, dass es dir besser gehen wird. Versprochen!“

Wir verabschieden uns und ich gehe aus dem Zimmer raus. Vor dem Zimmer bleibe ich stehen und verspreche mir selbst, Tim wieder auf die Beine zu bringen.

Noch 40 OS, dann sind es 100. Das klingt viel ist es aber eigentlich gar nicht...

Naja. Hoffe das ist eine angenehme 'Fortsetzung'.

Man muss es nicht als Fortsetzung sehen.

Gewitter im Kopf - OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt