86. Tian (Schlüssellos)

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Erzähler

"Schlüssellos

Splitter. Selbst im tosenden Wind hörte die komplette Mannschaft dieses unangenehme Geräusch des zerbrechenden Buges.

„Alle Mann von Bord!", schrie sofort der Käpt'n des Schiffes und stemmte sich ächzend gegen das außer Kontrolle geratene Ruder. Die 10 Mann starke Cru sprang in die tosenden Wellen, da ihr Beiboot schon lange vom Schiff gespült wurde. Außerdem waren ihre Klamotten vom strömenden Regen sowieso schon genug durchnässt, da machte das tobende Meer auch keinen Unterschied mehr.

Der Bug des Schiffes zersplitterte immer mehr und trieb schon in mehreren Einzelteilen irgendwo in den Wellen. „Springen Sie Käpt'n!", rief einer der Männer und versuchte den Lärm des Unwetters zu übertönen. Nichts geschah. Die geschrienen Worte wurden vom Wind davon getragen.

Unbekümmert ging das Schiff weiter unter, sodass nur noch der Mast zu sehen war. Dieser verschwand allerdings auch langsam unter der Wasseroberfläche.

Alle 10 Mann, beieinander auf verschiedenen schwimmenden Holzteilen treibend, sahen sich hektisch nach ihrem Kapitän um. Der Jüngste entdeckte schließlich eine im Wasser treibende Person. Sofort schwammen zwei der Männer zu dem Ältesten der Gruppe und brachten ihn zu ihrem Holzbrett.

„Dort ist eine Insel!", rief einer und deutete zu einem dunklen Strich nicht weit von ihnen entfernt. „Auf geht's Männer.", rief ein anderer und schon paddelten mehr schlecht als recht mit Armen und Beinen zu der kleinen Insel. Die weiterhin großen Wellen des Unwetters erschwerten dies.

Trotz all der Strapazen schafften es die 10 Männer zu der Insel. Doch noch war es nicht geschafft. Der Kapitän regte sich nicht und auch der Regen zeigte kein Erbarmen. Ein Unterschlupf musste her.

„Da!", rief einer und zeigte zu einem Höhleneingang. Zu viert trugen sie den Ältesten in die Höhle, während die anderen folgten. Eine Untersuchung später stellte sich heraus, dass es zu spät war. Ihr Käpt'n war mit ihrem Schiff unter gegangen. Sie legten eine Schweigeminute für den alten Mann ein, welche durch den weiter tobenden Sturm nicht ganz so leise war.

Nach dieser Minute bringen vier Männer den toten Körper wieder hinaus in den Sturm, während sich ein anderer etwas umsieht. Die restlichen fünf bleiben an Ort und Stelle und versuchen sich zu wärmen.

„Hey Männer! Wir sind reich!", schallte es plötzlich in der kompletten Höhle. Sofort waren alle auf den Beinen. Die vier Männer, die den Kapitän weggebracht hatten, folgten den anderen verwirrt. Nicht viel weiter im Inneren, sodass man nur noch schummrige Umrisse sehen konnte, trafen sie auf den letzten Mann. Dieser kniete vor einer Kiste. Einer Schatzkiste.

Sofort jauchzten alle anderen auf und begannen zu singen: „Wir haben einen Schatz gefunden! Wir haben einen Schatz gefunden!"

„Männer!", durchbrach plötzlich einer das kleine Liedchen, welches von den Wänden wiederhalte. „Sobald der Sturm sich verzogen hat, bauen wir ein Floss und verschwinden mit den Schatz von dieser Insel! Wir werden reich sein!", rief er und erntete ein einstimmiges Jubeln von den anderen.

Tatsächlich hatte sich am nächsten Morgen der Sturm gelegt. Sofort waren alle Männer auf den Beinen und suchten Holz, Strick und sonstiges Schwimmmaterial zusammen, um das Floss zu bauen. Das meiste wurde von ihrem alten Schiff angespült, sodass sie nicht sehr viel auf der Insel suchen mussten.

Fast war das Floss fertig, als einer der Männer sich der Schatzkiste näherte. Sofort zog ein anderer sein Schwert, welches sie immer bei sich trugen, und rief: „Hey! Keinen Schritt näher zur Kiste!" „Oder was?", fragte der andere provozierend und zog ebenfalls sein Schwert.

Kurz starten sie sich in die Augen, ehe der erste zum Angriff überging. Sofort verteidigte sich der andere, weshalb ein hitziger Kampf entstand. Die anderen zogen auch ihre Schwerter und stürzten sich auch in den Kampf. Dieser artete sehr schnell aus, sodass immer mehr und mehr von den Männern erstochen wurden oder an ihren Verletzungen verbluteten.

Zum Schluss stand nur noch einer inmitten der Leichen mit blutverschmierten Sachen und großer Wunde am Bauch.

Es raschelte im Gebüsch ihm gegenüber, doch er konnte nicht mehr kämpfen und ging in die Knie. Aus dem Gebüsch heraus trat der Jüngste der Gruppe. Er wollte sich nach Nahrung umsehen und hatte tatsächlich welche gefunden. In Sekunden erfasste er die Situation und ließ die gesammelten Früchte fallen.

„Johan!", rief er und stürzte zu dem letzten noch lebenden Mann. „Es ist ausgeartet. Ich wollte das nicht.", murmelte dieser und hielt sich die Wunde mit beiden Händen.

„Ihr habt um die Kiste gekämpft, richtig?", fragte der Jüngste und erhielt ein Nicken als Antwort. „Die Wunde sieht schlimm aus.", sagte er mehr zu sich selbst, als zu Johan.

„Erstich mich! Ich will die Schmerzen nicht mehr fühlen!", flüsterte dieser mit gequälter Stimme. „Ich-", wollte der Jüngste wiedersprechen, doch er wurde unterbrochen: „Tu es Killian! Nimm das Floss und die Kiste und lebe ein glückliches Leben, aber bitte erstich mich!"

Killian, welcher neben Johan gekniet hatte, stand auf und zog sein Schwert. Er schluckte, schaute in die Ferne und stach zu. Ein kleiner erstickter Schrei war zu hören. Mit kleinen Tränen in den Augen zog Killian sein Schwert wieder aus Johans Körper und steckte es zurück in seine Halterung.

Schnell sammelte er die Früchte auf, brachte sie zum Floss und schob dieses ins Wasser. Die Kiste stand schon auf dem Gespann von Brettern, Tau und Holz.

Gerade erreichte das Floss den Felsen, an dem in der Nacht zuvor das Schiff gesunken war, als sein Blick das erste Mal auf die Kiste sich richtete. Ein Schlag traf ihn.

Schwer, eisern und breit hang es da. Ein Vorhängeschloss verhinderte das Öffnen der Truhe.

Und Killian schwamm auf seinem Floss immer weiter weg von der Insel, ganz und gar Schlüssellos.", endete Tim mit der Geschichte.

Der junge Erzieher hatte vor sich noch genau drei Kinder sitzen. Sein eigenes, einen Jungen und ein Mädchen. Das Mädchen wurde just in diesem Moment abgeholt, als Tim endete.

Der Junge fragte ihn weiter über Killian aus, doch mehr wusste Tim nicht über dessen Geschichte. Schließlich kurz vor Kitaschluss wurde auch der Junge abgeholt, weshalb Tim sich mit seinem Kind auf den Weg zu seiner Wohnung machen konnte.

Dort erwartete sie schon ein Abendessen, welches von Jan gekocht wurde. "Hallo Liebling.", lächelte Tim und küsste seinen Verlobten kurz. "Hey ihr zwei. Und wie war die Kita?", fragte Jan den Kleinen.

"Super toll! Papa hat wieder eine Geschichte erzählt.", erzählte der kleine Junge begeistert. "Na da war das doch ein wunderbarer Tag.", lächelte Jan und somit begann die Familie zu Abend zu essen.

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Ich brauch mal Feedback zu der Kurzgeschichte Schlüssellos. Ist für die Schule

Gewitter im Kopf - OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt