47. Tian (Ich sehe auch ohne Augen!)

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Tim

Ein wirres Stimmen Gewirr empfängt mich als ich aus der Schwärze zurück komme. Also versuche ich.

Ich öffne meine Augen und versuche irgendetwas scharf zu stellen oder wenigstens Farben zu sehen, aber nichts. Der schwarze Ton vor meinen Augen bleibt und geht nicht weg.

„Hallo?“, frage ich ängstlich. „Tim!“, höre ich sofort eine angenehm warme Stimme. „Jan? Jan bist du das?“, frage ich und will nach ihm greifen, doch meine Hand greift ins Leere.

„– Andere Seite du Blödmann! –“, höre ich Gisela rufen. Was ist nur passiert?

„Herr Lehmann. Ich habe eine gute Nachricht und eine schlechte. Welchen wollen Sie zuerst?“, fragt plötzlich eine mir fremde Stimme. „Wer sind Sie?“, frage ich deshalb skeptisch. „Ich bin Doktor Liebenstein. Ich wurde Ihnen zugeteilt, als sie von dem Unfall eingeliefert wurden.“, stellt sich die fremde Stimme vor.

Stimmt ja. Jan und mir ist jemand in die Seite gefahren.

„Wie geht’s dir Jan?“, frage ich, da ich vorhin seine Stimme gehört habe. „Mir geht’s gut, aber lass doch jetzt erstmal dich untersuchen.“, meint Jan und irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mich anlügt. Seine Stimme klingt nicht ehrlich.

„Tim. Bitte.“, haucht nun auch die Stimme meiner Mutter. Nun nehme ich auch die Hand an meiner wahr, welche sich an mich klammert.

„Herr Lehmann, die gute Nachricht ist das sie sich keine Knochenbrüche, Quetschungen oder sonstige innere Verletzungen zugezogen haben. Die schlechte ist… sie haben ihr Augenlicht verloren und ihre Prozente, jemals wieder sehen zu können, gehen praktisch gegen 0.“, sagt die Stimme des Arztes nun, was mit mir passiert ist.

Ich schlucke als ich das mit dem Augenlicht höre. Das erklärt die Schwärze.

„Aha.“, gebe ich nur monoton von mir. Ich kann gerade einfach nicht beschreiben, was ich fühle. Es ist zu viel! Und die Fragen, die mein Gehirn plötzlich stürmen, welche vorher so unnötig waren, sind zu viel!

„Wie?“, bekomme ich gerade so raus. „Ein Glassplitter ihrer Front ist Ihnen ins Auto gekommen. Wir haben es geschafft sie zu entfernen ohne ihren Augapfel noch weiter zu beschädigen. Ich denke, ich lass sie mal alleine.“, antwortet der Arzt und verlässt das Zimmer.

„Wie spät haben wir es?“, frage ich.
„15 Uhr.“, antwortet Mama.

„Und das Wetter?“, frage ich weiter. Die Fragen waren gestern noch vollkommen unnötig!
„Es regnet.“, antwortet Jan stumpf.

„Und was ist wirklich mit dir?“, stelle ich meine letzte Frage besorgt. Ich höre Jan seufzen, ehe er sagt: „Meine Knie hat es mal wieder erwischt, allerdings ist auch mein eines Bein gebrochen, weshalb ich im Rollstuhl sitze.“

Ich versuche diese Information zu verarbeiten, während ich einfach in die Schwärze vor meinen Augen starre.

„Ich geh uns was zu trinken holen. Jan? Passt du bitte auf ihn auf?“, meldet sich plötzlich meine Mama wieder zu Wort. „Mach ich. – Nicht! –“, antwortet Angesprochener. Ich höre die Tür aufgehen und kurz darauf wieder ins Schloss fallen.

„Wie… wie geht’s dir?“, fragt Jan zögerlich. „Gut.“, antworte ich kurz. „Es tut mir so leid! Alles was wir uns aufgebaut haben ist wegen mir jetzt kaputt! Ich bin schuld.“, flüstere ich und hebe meine Hände langsam zu meinem Gesicht.

„Hey. Du bist an gar nichts Schuld. – Doch bist du! – Der Typ der uns in die Seite gefahren ist, ist schuld!“, meint Jan sanft und ich höre Geschepper. „Was machst du?“, frage ich sofort. „Mich zu dir auf das Bett hieven.“, antwortet Jan.

Kurz darauf spüre ich, wie sich das Bett an meiner Hüfte senkt und Jan seine Hände an meine legt, welche wieder auf der Bettdecke liegen.

„Du bist an gar nichts Schuld. Okay?“, versucht Jan mich zu überzeugen. Ich nicke nur leicht. „Hey. Du wirst jetzt solange hier bleiben, bis du damit klar kommst blind zu sein. Ich werde nie von deiner Seite weichen. – Doch werde ich! – Wir werden das zusammen durchstehen! Du warst so oft mein Stein in der Brandung, jetzt bin ich deiner!“, sagt Jan und ich könnte schwören das er liebevoll lächelt.

„Danke. Ich liebe dich!“, lächle ich. Eine Stille entsteht, die kurz darauf von Jan unterbrochen wird. „Was?“, fragt er ungläubig. „Ich liebe dich! Mir ist klar geworden, dass das Leben von heute auf morgen vorbei sein kann, deshalb will ich das du es weißt!“, erkläre ich.

Die Schwärze, die mich umgibt, gepaart mit der Stille ist so unheimlich, dass ich leicht beginne zu zittern. Was wenn Jan mich jetzt doch fallen lässt?

Der Gedanke wird allerdings aus meinem Gehirn geschleudert, als plötzlich ein paar weiche Lippen auf meinen landen.

„Ich liebe dich auch! – Blindschleiche! –“, höre ich Jan hauchen. „Du hast gar nicht so Unrecht Gisela.“, grinse ich, „Und du bist süß, wenn du rot bist.“

Ich kann ihn zwar nicht sehen, weiß aber genau das er rot geworden ist, als er diese vier Wörter zu mir gesagt hat.

„I-ich bin nicht rot!“, stottert Jan. „Doch bist du und das wissen wir beide! Auch wenn ich jetzt blind bin, weiße ich wie du mit roten Wangen aussiehst. Ich weiß wann du rot wirst und warum du rot wirst. Kurz gefasst, wenn es um dich geht, sehe ich auch ohne Augen!“, grinse ich. „Ach halt die Klappe.“, grummelt er und küsst mich einfach wieder.

~ 852 Wörter

Ja Tim ist blind. Ja das ist komplettet Müll, denn ich da projeziert habe. Ja ich bin schon wieder still. Und ja in 2 Tagen geht die Story los😊

Gewitter im Kopf - OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt