3. Tian (Giselas Auszeit)

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Jan

Mir ist warm und kalt gleichzeitig. Meine Gliedmaßen tun weh. Ich habe Kopfschmerzen und mir ist schlecht. Trotzdem sitze ich hier neben Tim und nehme zusammen mit ihm ein neues Lügendetektor Video auf. Gisela ist ziemlich ruhig. Abgesehen von ein paar Zuckungen im Gesicht und mit den Armen ist sie weg. Auch verbal ist sie bis auf das Wort ‚- Pommes! -' ruhig. Tim schaut mich schon die ganze Zeit von der Seite an, doch ignoriere seinen Blick.

Nach 30 Minuten Aufnahme hat Tim anscheinend die Nase voll, denn er wird etwas lauter als vorher und fragt: „Mensch Jan! Was, zum verdammten Arsch, ist los mit dir? Ich mach mir Sorgen!" Ihm muss es wohl sehr wichtig sein, da Tim normalerweise niemals solche Wörter wie ‚Arsch' verwendet. „Es ist nichts!", wiederhole ich wie die letzten Male davor. „Jan, ich habe dich wirklich gerne und wir kennen uns jetzt seit der 5. Klasse, also hör auf mich anzulügen und sag mir endlich die Wahrheit!", erwidert Tim, nimmt das Plastikteil von seinem Kopf und blickt mir tief in die Augen.

Ich verliere mich in seinen blauen Augen. Jan, hör auf! Tim ist hetero und selbst wenn er schwul wäre, würde er nicht auf dich stehen.

„Jan?", fragt Tim noch einmal sanft, während er seine Hände auf meine Wangen legt. Gerade will ich antworten, als ich merke wie mir mein Frühstück hochkommt. Ich springe auf und renne ins Bad. „Jan!", ruft mir Tim noch hinterher. Geradeso schaffe ich es zur Toilette, ehe ich mich übergebe.

Als mein komplettes Frühstück in der Kloschüssel gelandet ist, lehne ich mich an die Wand neben der Toilette. So ein scheiß aber auch! Warum muss ich den auch genau jetzt krank werden? Gerade als Tim das Bad betritt spüre ich, wie mir noch mehr hochkommt, weshalb ich mich wieder über die Schüssel beuge. Dieses Mal kommt nur Magensäure aus mir heraus, was ein wenig im Hals brennt. Tim hält mir einen nassen Lappen vors Gesicht, als ich mich wieder aufrichte. Da mein Gehirn zu langsam schaltet und ich nicht verstehe, wofür der Lappen da ist, verdreht Tim lächelnd die Augen und wischt mit dem Lappen über meinen Mund.

„Komm. Ich bring dich jetzt ins Bett und mache dir dann eine Suppe und Tee.", meint Tim sanft und legt einen meiner Arme um seine Schultern. Gemeinsam laufen wir in mein Schlafzimmer. Naja, Tim läuft und ich lasse mich hinterherziehen. Genau deswegen wollte ich nicht sagen, dass ich krank bin. Jetzt bin ich noch eine größere Last als sonst! Das will ich Tim nicht antun. Ich liebe ihn zu sehr. Ja richtig. Ich habe mich in meinen heterosexuellen, besten Freund verliebt. Hoffnungslos. Abgesehen davon das er nicht auf Männer steht, bin ich viel zu schlecht für ihn. Ein Klotz am Bein, denn man so schnell wie möglich loswerden will. Mich wundert es, dass Tim überhaupt so viel mit mir macht.

Im Schlafzimmer angekommen, legt Tim mich in mein Bett und verschwindet wieder aus dem Zimmer. Kurz darauf kommt er mit einem Tee wieder, welchen er auf meinem Nachtisch abstellt. Danach setzt er sich zu mir aufs Bett und fragt: „Warum hast du denn nicht gesagt, dass du krank bist?" Während er mir beim reden direkt in die Augen geschaut hat, wende ich meinen Blick meinen Händen zu, ehe ich antworte. „Ich- ich...", versuche ich zu sagen, muss aber abbrechen, da ich nicht weiß was ich sagen soll. „Du?", harkt Tim nach. Ich atme noch einmal tief durch und sage dann leise: „Ich will dir nicht noch mehr zur Last fallen."

Tim starrt mich entgeistert an. Er wird jetzt bestimmt gleich gehen und erst wieder kommen, wenn ich gesund bin. Dabei brauche ich ihn doch. Ich brauche seine Nähe, auch wenn ich weiß, dass ich ihn niemals so haben kann, wie ich ihn will. Tim steht auf und verschwindet aus dem Zimmer. Ich hatte recht. Er wird bestimmt gleich die Tür zuknallen und dann bin ich alleine. Doch ich höre kein Türknallen. Stattdessen geht nach ein paar Minuten die Tür wieder auf und Tim kommt mit einer Suppe ins Zimmer.

„Entschuldigung, dass ich einfach gegangen bin, aber die Suppe wäre sonst angebrannt. Oder übergekocht? Ach keine Ahnung wie man das nennt.", entschuldigt er sich und stellt die Brühe ebenfalls auf den Nachtisch. Danach setzt er sich wieder auf die Bettkante, während ich sage: „Schon ok. Hätte mich auch nicht gewundert, wenn du gegangen wärst. Ich würde es dir auch nicht übel nehmen immerhin bin ich ja eine riesen große Last." Ich werde immer leiser, doch Tim hat anscheinend jedes Wort verstanden, denn er nimmt mein Gesicht in seine Hände und schaut mir tief in die Augen.

„Jan! Denk bitte nie wieder so etwas über dich! Du bist weder eine Last, noch nervst du mich in irgendeiner Art und Weise! Du bist der wundervollste Mensch, der mir je begegnet ist. Mutig, selbstbewusst und einfach unfassbar schön. Dein Tourette macht dich zu dem was du bist und genau so bist du perfekt! Genau so liebe ich dich!", meint er eindringlich. Ich kann ihm nicht ganz folgen. Zum einen weil mein Gehirn langsamer schaltet, zum anderen weil seine Hände und Augen mich zu sehr ablenken. Dieser Mann vor mir ist einfach unfassbar schön.

Als dann auch seine letzten Worte zu mir durchgesickert sind, reiße ich die Augen auf. Er liebt mich?! Was?! Das kann nicht sein! Er steht doch auf Frauen! „D-das kann nicht sein. Du stehst... doch auf Frauen.", antworte ich stockend. Er beginnt leicht zu lächeln. „Das dachte ich auch, bis du mir vor einen halben Jahr unbewusst die Augen geöffnet hast.", lächelt er sanft. „A-aber, du hattest doch Beziehungen mit Frauen in dem halben Jahr.", stottere ich weiter. „Um mich davon abzulenken, dich niemals bekommen zu können.", antwortet Tim geduldig. Daraufhin sage ich nichts mehr. Ich blicke ihn nur in die Augen und suche nach der Lüge.

„Du meinst das wirklich ernst?", frage ich, als ich keine Lüge in seinen blauen Augen finde. „Ich könnte dich niemals anlügen, Jan!", antwortet Tim sanft und ehrlich. Dieser Satz verleitet mich dazu ihn zu mir zu ziehen und meine Lippen auf seine zu legen. Er erwidert den sanften Kuss und legt eine seiner beiden Hände an meine Taille, während die andere an meiner Wange liegen bleibt. Meine Hände wandern in seinen Nacken und verschränken sich dort.

Nach gefühlten Ewigkeiten lösen wir uns und ich lege meine Stirn an seine. „Ich liebe dich auch, Tim.", flüstere ich leise. „Da bin ich beruhigt.", lächelt Tim genauso leise wie ich. Ein paar Minuten bleiben wir noch so in der Position sitzen, bis Tim sich aufrichtet und sagt: „Du isst jetzt die Suppe und trinkst den Tee, während ich unten alles abbaue und dann wieder hochkomme, ok?" Ich nicke und nehme die Suppe vom Nachtisch.

Als ich fertig mit Essen bin und den Tee ausgetrunken habe, kuschle ich mich in meine Decke und schließe die Augen. Kurz darauf kommt Tim wieder ins Zimmer und setzt sich ans Bett. Ich öffne meine Augen und lächle ihn an. „Du solltest wirklich schlafen.", meint Tim ebenfalls lächelnd. „Kuschelst du mit mir?", frage ich schüchtern. „Natürlich. Ich kann der weile ja das Video schneiden.", antwortet Tim, holt seinen Laptop und setzt sich komplett ins Bett, sodass er an der Wand lehnt und ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegen kann.

„Was willst du denn mit dem Video machen? Gisela ist ja kaum aktiv gewesen.", frage ich und gähne. „Den Zuschauern zeigen, wie Gisela sich verhält, wenn du krank bist.", antwortet Tim und gibt mir einen leichten Kuss auf den Kopf. „Und was ist mit den Outro?", frage ich leise und mit halb geschlossenen Augen. Ich bin wirklich ziemlich müde. „Das lass mal meine Sorge sein. Schlaf gut!", antwortet Tim, drückt mein Kinn noch einmal sanft hoch und gibt mir einen Kuss, ehe ich mit dem Kopf auf seiner Brust einschlafe.

Als ich wieder aufwache geht es mir schon deutlich besser. Tim ist gerade dabei das Video hochzuladen. Im Titel steht ‚Tourette beim Krank sein (+ Lügendetektor)'. „Na wie geht es dir?", fragt Tim liebevoll, als er merkt dass ich wach bin. „Besser.", antworte ich noch immer müde. „Komm du solltest noch etwas schlafen.", meint er, stellt seinen Laptop weg und legt sich richtig neben mich. Als er liegt zieht er mich sofort wieder in seine Arme und haucht mir einen Kuss auf den Kopf. „Schlaf ruhig. Ich bin da und pass auf dich auf.", flüstert er leise und liebevoll. „Ich liebe dich!", flüstere ich zurück und kuschle mich noch näher an ihn. „Ich dich auch!", höre ich ihn noch sagen, ehe ich wieder eingeschlafen bin.

~ 1435 Wörter

Ja ich melde mich auch mal wieder hier. Dieses Mal ist mir langweilig, weshalb ich den OS geschrieben habe. Ich hoffe er gefällt euch :)

Veröffentlicht: 28. Juni 2020

Überarbeitet: 10. Januar 2021

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