78. Tian (All die Zeit 2)

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~Tim

„…lassen wir an der Stelle mal außer Betracht.“, endet die Geschichte, wie jedes mal, wenn Jan sie erzählt. Unsere 5 Jahre alte Tochter, Arina, quietscht auf und hüpft auf Jans Schoß auf und ab.

Seit diesem Tag, damals vor 14 Jahren, sind Jan und ich ein Paar. Es hat sich alles zum guten gewendet. Jan konnte, mit meiner Hilfe, sein letztes Semester absolvieren und ist in der Zeit zu mir gezogen. Nachdem er fertig war, wollte unser Trainer ihn sofort als Co-Trainer haben.

Nach einigem Hin und Her, da auch der FC Köln und Bayern München auf Jan aufmerksam geworden waren, entschied mein Schatz sich dann doch für Dynamo und hat unser Team schon zu manchem Sieg geführt. Seit wir ihn als Co-Trainer haben gewinnen wir so gut wie jedes zweite Turnier. Somit sind wir besser als je zuvor und das alles Dank ihm.

„Nochmal. Nochmal.“, ruft Arina und holt mich somit aus den Gedanken. Ich grinse und nehme sie auf den Schoß. „Hast du die Geschichte nicht schon 20 Mal gehört?“, frage ich sie. „Na und?“, fragt sie zurück.

Ich lache auf und beginne sie durch zu kitzeln. Sie lacht auf und versucht sich hinter Jan in Sicherheit zu bringen, was ihr nach kurzer Zeit auch gelingt. Gerade will ich mich wieder auf sie stürzen, als Jan meine Hände zufassen bekommt und mir einen Kuss gibt, auf den ich mich natürlich einlasse.

Allerdings wird er auch gleich darauf hin von unserer Tochter unterbrochen: „Erzählt ihr mir jetzt nochmal die Geschichte oder nicht?“ „Arina. Du willst doch nicht ernsthaft schon wieder diese scheiß Geschichte hören, oder?!“, höre ich unseren Sohn, Nataniel, von der Tür aus genervt rufen.

„Nataniel, lass deine Schwester in Ruhe!“, meine ich daraufhin streng. „Aber es ist doch so! Diese Geschichte habt ihr schon Abermillionen mal erzählt, irgendwann reicht’s! Diese Geschichte ist der letzte Dreck!“, antwortet Nataniel wütend und stürmt aus dem Zimmer.

Keine 2 Minuten später hören wir ein Knallen aus dem Stock über uns. Während Jan und mein Schlafzimmer hier unten ist, haben unsere zwei Adoptivkinder ihre Zimmer eine Etage über uns.

Als wir das Haus, in dem wir leben, damals haben bauen lassen, hatten wir Nataniel schon adoptiert und waren gerade dabei das selbe bei Arina zu tun. Auf beiden Etagen gab es noch ein Bad und bei uns auf der 1. Etage ist noch das Büro von Jan und mir.

„Ich sehe mal nach ihm.“, meine ich zu Jan, welcher verwirrt auf dem Bett sitzt, und gehe aus dem Zimmer. Vor Nataniels Zimmer angekommen klopfe ich und warte auf eine Antwort. „Nein!“, schreit er mir keine Minute später entgegen.

„Nat? Bitte, ich weiß dich bedrückt was, aber ich weiß nicht was. Rede mit mir, bitte!“, sage ich dennoch durch die Tür. „Nein! Lass mich einfach in Ruhe und verpiss dich, verdammt nochmal!“, keift er durch die Tür zurück. „Es ist deine Entscheidung.“, gebe ich niedergeschlagen nach.

Während ich mich auf den Weg runter in die Küche mache, da es langsam Zeit wird zu Abend zu essen, versuche ich die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

Nataniel hat noch nie gesagt das ich mich oder Jan sich verpissen soll. Irgendwo bereitet es mir doch einen Stich im Herzen, wenn er nicht mit uns reden will. Ich denke darüber weiter nach und fange an den Salat zu schnippeln.

Plötzlich schlingen sich zwei Arme um meine Hüft und ich höre Jan an meinem Ohr fragen: „Was ist los Schatz? Warum weinst du?“ Schnell wische ich mir übers Gesicht und sage mit einem Fake-Lächeln: „Ich weine doch gar nicht. Das ist nur wegen der Zwiebel für den Salat.“

Jan dreht mich in seinen Armen um und schaut mir tief in die Augen. „Soso, wegen der Zwiebel.“, meint er sarkastisch. Verdammt! Er kauft es mir nicht ab. „Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber die Zwiebel liegt noch ganz und ungeschält neben dem Brett!“, redet er weiter. Verdammt, stimmt ja. Die Zwiebel wollte ich gerade erst anfangen.

Gewitter im Kopf - OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt