26. Tian (Das grüne Eis)

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Tim

Laute Musik dröhnt in meinen Ohren. Verschwitzte Körper tanzen dicht an dicht vor mir auf der Tanzfläche. Ich stehe mit einem Drink an der Bar und beobachte alles.

Plötzlich sticht mir eine Person ins Auge. Schwarze Haare und wilde Zuckungen mit Armen und dem Kopf. Das ist er. Das ist Jan. Er sieht so unfassbar schön aus, wie er dort lässig an der Wand steht und Gisela weitestgehend ignoriert.

Plötzlich treffen seine Augen auf meine. Wie hypnotisiert starre ich in dieses Grün.

Dieses eiserne und undurchdringbare Grün.

Dieses Grün, dass eine unfassbare Kälte ausstrahlt, aber gleichzeitig so unfassbar gebrochen wirkt.

Das Grün, welches mich anstarrt und so aussieht, als würde es mich verfluchen.

Das Grün, welches nach Hilfe schreit, aber nichts und niemanden ran lässt.

Das Grün, welches einst so warm und gutmütig war.

Das Grün, welches ich gebrochen habe.

Das Grün, welches nie wieder das alte sein wird.
Wegen mir.

Schwitzen wache ich aus dem Traum auf. Schon wieder habe ich von diesem einen Abend geträumt. Wieder habe ich an Jans so unfassbar kalten Blick denken müssen.

Wieder zieht sich mein Herz zusammen, bei dem Gedanken, dass ich an allem Schuld bin. Schnell springe ich auf, um unter die Dusche zu gehen, damit diese Gedanken verschwinden. Frisch geduscht, aber immer noch mit Gedanken in meinem Kopf, schaue ich auf die Uhr.

Kurz nach 5 Uhr. Jetzt kann ich eh nicht mehr schlafen. Kurzerhand beschließe ich einen Spaziergang zu machen. Einen Spaziergang zu diesem einen Ort, wo alle schichsalhaften Moment in meinem Leben passiert sind.

Auf der Blumenwiese angekommen, schweift mein Blick über die noch schlafenden Blumen. Die Sonne wird in wenigen Minuten aufgehen, weshalb in wenigen Minuten auch die Blumen erwachen werden.

Vorsichtig laufe ich durch die verschiedenen Blumen auf der Suche nach der einen.

Der einen Blume, die so viel bedeutet, doch jetzt so wertlos ist.

Diese Blume die den Tag mit den schönen Erinnerungen so schmerzhaft wiederbringen wird.

Die eine Blume, die von Jan und mir einst eingepflanzt wurde.

Die Plastikrose die die ewige Liebe zwischen mir und Jan symbolisieren sollte.

Als ich diese Rose gefunden habe, geht die Sonne auf und die erste Blumen erwachen und öffnen ihre Blüten. Mit zitternden Fingern ziehe ich die Plastikrose aus dem Boden und stehe wieder auf.

„Wen haben wir den da?“, erklingt plötzlich eine eiskalte Stimme hinter mir. Vor lauter Schreck zucke ich zusammen und fahre zu der Stimme herum.

Blau trifft auf Grün. Grün trifft auf Blau.

Trauer trifft auf Eis. Eis trifft auf Trauer.

„Jan.“, hauche ich leise und spüre, wie Tränen in meine Augen treten. Dieser ignoriert meine Stimme und blickt auf die Rose in meiner Hand.

„Ewige Liebe, soll dieser Müll symbolisieren. Pah! Totaler Schwachsinn! Einzig und allein, die die niemanden an sich heranlassen sind sicher! Sicher vor Kummer, Schmerz und Verrat! Sicher vor allem und jedem! Liebe ist was für Schwächlinge, wie dich Tim! – Und das war noch nicht einmal ein Tic du Vollidiot! –“, lacht Jan gehässig und sieht mich mit diesem grünen Eis an.

Dieses grüne Eis, welches man unmöglich brechen kann.

Dieses grüne Eis, welches mir so unfassbar weh tut. Genau so wie Jans Worte.

Dieser kommt die letzten Schritte auf mich zu und reißt mit die Rose us der Hand. Ich weiß nicht ob es Gisela oder Jan selbst ist, der d gerade handelt, aber Fakt ist einer der beiden zertrümmert und zerstört so gut es geht diese Rose und damit auch mein Herz.

Aber ich habe nichts anderes verdient. Jan zahlt mir das Heim, was ich ihm angetan habe.

„Auf Wiedersehen! – Hoffentlich sehe ich dich nie wieder! – Dieses Mal hat Gisela recht!“, sagt Jan gehässig, dreht sich um und verlässt sie Lichtung.

Die Lichtung auf der alles angefangen hat. Unsere Liebe, unsere Verlobung und unsere Probleme. All das hat hier angefangen. All das hat hier auf dieser Blumenwiese an der Klippe angefangen. Und hier werde ich alles beenden.

Wie in Trance stehe ich auf und laufe auf den Rand zu. Nichts hält mich auf. Ich Blicke noch mal über die Schulter und sehe Jan, wie dieser stocksteif dasteht und mich beobachtet. Ich weiß zu 100 Prozent, dass er weiß was ich vorhabe.

Kurz habe ich die Hoffnung, dass er jetzt angerannt kommt und sich alles zum Guten wendet, doch dieses grüne Eis bleibt standhaft. Er zuckt mit den Schultern, dreht sich um und verschwindet von der Blumenwiese.

Mit Tränen in den Augen Blicke ich Jan hinterher, ehe ich die letzten 3 Schritte mache und falle.

Ich falle tief und lang.

Ich falle in die ausgebreiteten Arme der Erlösung.

Mit dem Gedanken an meinem großen Fehler schlage ich auf den Boden und spüre höllische Schmerzen, ehe alles schwarz wird.

Ich beobachte meine Familie, die gerade traurig und teils weinend den Friedhof und somit mein Grab verlässt. Ich schwebe als Geist über diesem und blicke traurig der Trauergesellschaft hinterher. Er ist nicht gekommen. Jan ist nicht gekommen.

Plötzlich erscheint eine Person völlig in schwarz gekleidet vor meinem Grab. Sie zieht die Kapuze vom Kopf und hervor kommt der Schwarzhaarige.

„Sieh uns an, Tim!“, sagt er traurig, „Du tot, ich gebrochen. Und das alles nur wegen dir! Wegen deinem One Night Stand! Vielleicht hast du jetzt ja Zeit deinen Fehler zu überdenken!“

Und damit zieht er seine Kapuze wieder über und verschwindet ebenfalls vom Friedhof.

Er hat recht!

Dieser eine One Night Stand hat alles kaputt gemacht!

Diese 5 Minuten haben mich umgebracht und ihn gebrochen!

Glücklich. Glück. Fröhlichkeit. Was ist das? Gibt es das? Kann man das Essen?

(noo_inspiration Hilfe... Bitte...)

Gewitter im Kopf - OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt