27. Tian (V V V V V V 2)

674 40 26
                                    

„Ich hoffe das es dir gut geht, da wo du jetzt bist und du dich nicht mehr mit Problemen herumschlagen musst.“

Tim

Ich hebe meinen Blick und blicke traurig auf das Schauspiel neben mir. Jan liegt da. Mit dem weißen Stoff um sich herum. So schön wie noch nie. Also, so schön wie man in dieser Situation sein kann.

Er sieht so friedlich aus. Als würde er einfach nur tief und fest schlafen. Als würde all das nicht geschehen, sondern nur ein Traum sein, aus dem er jeden Moment aufwacht.

Ich habe mich so lange wie möglich gewehrt den Deckel zu zumachen. Ich habe mich gewehrt, weil ich ihn sehen wollte. Sehen wollte, kurz bevor die Maschinen abgeschaltet werden und er endgültig stirbt.

„Ich liebe dich Jan! Bitte warte auf mich, dort oben!“, weine ich und nehme seine kalte Hand in meine. Ich drücke sie einmal gegen meine Brust und beuge mich schließlich runter, um einen letzten unerwiderten Kuss von Jan zu bekommen.

Als ich mich löse, schaue ich hoffnungsvoll in sein Gesicht. Hoffe das Gisela sich wie jedes Mal darüber aufregt, dass wir uns geküsst haben. Hoffe das seine Augen sich öffnen und er mir ein Lächeln schenkt. Doch ich hoffe vergeblich.

Ich seufzte und die Tränen treten mir wieder in die Augen. „Weißt du Gisela? Da hoffe ich einmal das du rauskommst und dann passiert nichts. Du hasst mich anscheinend wirklich! Ich muss wohl wirklich akzeptieren, dass ich alleine bin.“, weine ich, lege meine Lippen nochmal auf seine Stirn und löse mich schließlich.

Traurig drehe ich mich zur Tür und öffne diese. Mit langsamen Schritten laufe ich nach draußen und gebe das Zeichen, dass die Schwester Jans Maschinen, die ihm am Leben halten. Die Schwester, welche das machen soll, schaut mich mitfühlend an und verschwindet schließlich in das Zimmer.

Noch einmal atme ich tief durch und setzte langsam, also sehr langsam, einen Fuß vor den anderen, welche mich von Jan wegtragen.

Warum ist das alles passiert? Warum müssen Menschen so dumm sein und Alkohol trinken, obwohl sie noch fahren müssen? Und warum muss es immer Jan treffen?

Ich bin gerade einmal 2 Türen weitergekommen, da höre ich einen spitzen und hellen Schrei aus Jans Zimmer. Sofort drehe ich mich um und renne zur Tür zurück.

Dort angekommen reiße ich die Tür auf und erstarre bei dem Anblick, der sich mir zeigt. Das kann nicht sein. Das kann nicht stimmen! Ich träume!

„Tim!“, höre ich diese Stimme, die ich schon seit einem halben Jahr nicht mehr gehört habe. Diese Stimme bringt mich dazu aus meiner Starre aufzuwachen und renne die letzten Schritte auf ihn zu, um ihn in meine Arme zu nehmen.

Ohne weiter darüber nachzudenken lege ich meine Lippen auf seine und küsse ihn mit voller Leidenschaft. Tränen fließen aus meinen Augen und geben dem süßen Kuss somit eine salzige Note.

Als wir uns lösen lege ich meine Stirn an seine. „Kneif mich!“, murmle ich und schließe meine Augen. Ohne zu fragen, tut er was ich verlangt habe, wobei es ein wenig fester ist, als es eigentlich sein sollte. Aber das sei ihm verziehen.

Der Schmerz fließt durch meinen Körper und ich bin mir nun sicher das ich nicht träume. Er ist wach! Jan ist aufgewacht!

Tada! Da habt ihr euer Happy End...

Gewitter im Kopf - OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt