Kapitel 4

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Serafina by LuanaWhite

Ich lief so schnell ich konnte. In meinen Gedanken sah ich immer wieder vor mir, wie mein Leben in lauter Teile zerbrach und auf den Waldboden fiel. Alles war weg. Jahrzehnte, in denen ich alles aufgeschrieben hatte, was mich bewegte. Trauer, Kummer, Glück. Nicht nur meine Bücher. Die Meisten davon konnte man ohnhin im Netz zum kaufen finden. Bis auf mein neustes, das kurz vorm Abschluss stand. Auch die Ideen für mein nächstes Buch. Das wäre noch zum verkraften gewesen, aber auf diesem Gerät befand sich noch viel mehr. Meine Tagebücher. Alles was ich erlebt, durchgemacht und gefühlt hatte, hatte ich darin aufgeschrieben. Das, was ich mir erträumte, ersehnte. Was ich verabscheute. Meine Seele. Ja, auch Vampire hatten eine Seele. Davon war ich fest überzeugt. In all den Jahrhunderten, hatte ich mir meine Menschlichkeit erhalten, auch wenn das vielleicht nicht vorstellbar war.

Andere Vampire gaben sich ihren Durst, ihren Verlangen hin. Sie wurden zu den Monstern, für die alle Vampire hielten. Aber ich wehrte mich dagegen. Immer nur, wollte ich ein normales Leben führen. Ich wäre nie zu einem Vampir geworden, wenn ich die Wahl gehabt hätte. Mein Vater hatte diese Entscheidung für mich getroffen, und ich hatte dabei kein Mitspracherecht. Über fünfzig Jahre lang, hatte ich ihn dafür gehasst. Aber er war nun mal meine Familie, und inzwischen die einzige, die ich noch hatte.

In unserem Clan hatte ich keine Freunde. Dies war wohl der Nachteil, wenn man sich gegen seine eigenen Leute stellte. Niemals hätte ich mich an den Kämpfen beteiligt, an den Machtspielen. Ich verurteilte sie, weil sie mit Menschen spielten als würden ihre Leben nichts bedeuten. Aber ich war allein mit dieser Meinung. Sogar mein Vater trank von Menschen. Ich war der einzige Vampir im Clan, der dies verabscheute.

Heimlich schlich ich immer wieder ins Krankenhaus, um mir Blutkonserven zu holen. Das Blut, dass die Menschen spendeten, ernährte mich, aber diese Rationen musste ich mir sehr gut einteilen.

Diese Lebensart jedoch, machte es mir sehr schwer meinen Hunger zu kontrollieren. Wenn in meiner Nähe ein Mensch blutete, so erwachte das Monster in mir. Und ich hasste es! Meistens gelang es mir, zu fliehen ehe ich die Kontrolle verlor, aber hin und wieder passierte es, dass ich es nicht schaffte. Wenn dies der Fall war, bestrafte ich mich selbst, bis ich in einen Zustand der Austrocknung gelangte, aber Constantin ließ dies nicht zu. Er wartete bis ich völlig geschwächt war, und flöste mir mit Zwang Blut ein.

"Ich lasse nicht zu dass meine Prinzessin von uns geht." sagte er dann immer wieder. Ich würde ja auch auf Tier Blut zurückgreifen, aber in einer Großstadt wie Broken Hills, was es sehr viel schwerer an solches heran zu kommen, vor allem wenn man nicht in den Wald durfte.

All das, war niedergeschrieben auf meinen Laptop. Und auch was ich mir ersehnte. Ich sehnte mich danach, von diesen Fesseln befreit zu werden. Ich träumte von der Liebe. Eine Liebe die mich heraus holte aus all dem Schmerz und Chaos. Doch wer sollte einen Vampir schon lieben?

Auch spielte ich mit dem Gedanken, abzauhen. Weg von Constantins Clan. Aber ich konnte meinen Vater dort einfach nicht zurück lassen. Er hielt nämlich an den Pakt fest. Ein Pakt, der unser Dasein bestimmte. Mein Vater war ein Ehrenmann und stand stets zu seinem Wort. Auch wenn ich mir wünschte, dass er es brach und mit mir fort ginge, schätzte ich dies an ihm sehr.

Die meisten Vampire im Clan, hatten keine Ahnung von Liebe. Sie lebten nur nach ihren Gelüsten. Sei es die Sucht nach Blut, oder die körperliche Lust. Sie taten was sie wollten, ohne Rücksicht auf Gefühle. Manchmal kam es mir auch so vor, als ob die Meisten gar keine Gefühle hätten, und in solchen Momenten verstand ich, warum Wölfe oder Jäger, Vampire hassen und töten wollten.

Wenn ich meine Prinzipien vor den anderen vertrat, dann konnte ich mir nur Sprüche wie "du bist gar kein richtiger Vampir" oder "so ein Freak" anhören. Also, wundert es dann irgendwem, dass ich keine Freunde im Clan hatte? Ganz zu schweigen von den männlichen Vampiren. Sie waren noch schlimmer als die weiblichen, die immer nur deutlich zeigten, wie sehr sie mich hassten. Aber die Männer, heuchelten Verständnis. Zuneigung. Mitgefühl. Nur weil sie meinen Körper wollten. Weil sie mich bumsen wollten. Als wenn ich das nie durchschauen würde. Jake war der Schlimmste von allen. Er bedrängte mich ständig. Egal, wer gerade bei uns war.

Doch trotz alle dem, war ich die Rang höchste Vampirin. Und das nur wegen Constantin. Er stellte mich wie ein Ausstellungsstück auf ein Podest. Die Prinzessin des Clans, wie mich alle nannten. Ob mir das nun passte oder nicht, war unserem Anführer gleich, ich sollte mich meinen Schicksal fügen.

Mein Vater hatte diesen Pakt mit ihm eingegangen, damit ich nicht an einen König verkauft wurde. Doch mit diesen Pakt, hat er uns an den Teufel verkauft. Mein Leben war nichts mehr wert, und das bisschen, dass ich für mich erhalten hatte, wurde vor wenigen Momenten von diesem Wolf, dessen Namen ich nicht kannte, zertrümmert.

Nun stand ich mit Tränen überfluteten Gesicht vor dem Anwesen. Ich lief vor einer Gefahr davon, die mich vielleicht befreit hätte. Vielleicht hätte ich mich einfach töten lassen sollen, und wäre so meinen Schicksal entkommen. Denn vor mir, war eine viel größere Gefahr. Mein Vampirclan.

Als ich durch die Tür trat und Richtung Treppen gehen wollte, hörte ich schon das gestöhne. Wieder einmal, waren hier mitten am Tag irgendwelche Vampire zu gange. Sie machten sich nicht mal die Mühe, in ihren Zimmern ihre Orgien zu feiern. Es war abstoßend und pervers.

"Jake!" hörte ich eine weibliche Stimme rufen, und ich schnaufte schon erahnend aus. Natürlich war Jake bei dem Gruppensex dabei, doch als er mich hörte, wie ich nach Hause kam, stellte er sich mir sofort in den Weg. Gefolgt von seinem größten Groupie Clary. Zumindest hatten sie Unterwäsche an.

"Prinzessin, komm und spiel doch mit uns." lud er mich ein und ich sah angeekelt zu ihm. Da erkannte er meine Tränen. "Oh, hat sie sich einen Fingernagel abgegrochen?" spottete die Frau, die sich so gut wie immer über mich lustig machte.

"Lasst mich in Ruhe." schluchzte ich nur. Jake zog mich in seine Arme. Es war eine provokante, und gezwungene Umarmung.

"Ich bin ja hier und tröste dich, Baby" sagte Jake. Clary knurrte.

"Lass mich los!" fauchte ich und drückte den unaustehlichen Typen von mir weg. Dieser lachte und zog mich wieder zurück. "Jetzt hab dich doch nicht so. Komm, wir vergnügen uns etwas." meinte er und drückte seine Körpermitte gegen meine. Das war eindeutig der falsche Moment.

Ich ließ meine Vampirzähne ausfahren, meine Augen wurden stechend rot. Ein Knurren, tief und beängstigend, kam aus meiner Kehle während ich Jake am Hals packte und mit voller Wucht gegen eine Glasvitrine schleuderte. Clary wollte auch gleich auf mich los gehen, aber mit einem sauberen Schlag in ihren Magen landete sie neben ihrem Geliebten.

"Bleibt mir doch alle vom Leib!" schrie ich wutentbrannt und rannte mit Vampirtempo hoch in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab.

Cursed Beings - A supernatural loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt