Lucas by MusicalGirl200
Es war schon Abend, als ich nun den Rückweg zu meinem Rudel antrat. Ich wollte endlich unter die Dusche, um mir den ganzen Staub abzuwaschen. Was war das doch wieder für ein Tag gewesen. Da ich keine Lust hatte durch den ganzen Wald zu laufen, maschierte ich an einer Landstraße entlang und entfernte mich immer weiter vom Wald. Felder erstreckten sich neben der Straße und es regnete immer noch. Den ganzen Tag regnete es schon, als würde der Himmel nicht mehr aufhören zu weinen.
Plötzlich hörte ich quietschende Bremsen, einen lauten Knall, dann einen weiteren Knall und Schreie. Der Geruch von Blut stieg mir in die Nase. Was war nur passiert? Schnell rannte ich los und ließ mich von meinem guten Geruschsinn führen. Schließlich fand ich die Unfallstelle. Ein Auto hatte sich überschlagen und lag auf dem Dach. Bei dem Regen war das kein Wunder. Nur einmal falsch gebremst und schon begann die Rutschpartie.
Ich hörte eine Frau verzweifelt nach Hilfe schreien und dann sah ich sie, das Vampirmädchen aus dem Wald. Sie musste auch den Unfall gehört haben und eher gesagt, hatte sie das Blut gerochen. Sie stürmte auf die Unfallstelle zu und ich konnte deutlich sehen, dass sich ihr Vampirgesicht zeigte, ihre roten Augen und ihre Vampirzähne. Jetzt konnte sie ihrer Beute ganz leicht das Leben aussaugen und ich wollte schon eingreifen, doch dann tat sie etwas, mit dem ich niemals gerechnet hatte.
Sie begann die Insassen alle nacheinander zu retten, angefangen mit einem kleinem Mädchen, dann die Frau und schlussendlich auch den Mann. Ich konnte dabei deutlich sehen, wie sie mit sich kämpfte nicht ihrem Blutdurst nachzugeben. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ein Vampir kämpfte gegen sein Verlangen an, um Menschen in der Not zu helfen. Ich konnte das einfach nicht verstehen. Dieses Mädchen verwirrte mich immer mehr. Erst ihre Tagebucheinträge und jetzt das. Sie war so anders.
Auf einmal vernahm ich noch einen anderen Geruch und sah mich um. Ein Werwolf war in der Nähe. Jetzt konnte ich deutlich seinen Geruch vernehmen und dann sah ich ihn auch schon, wie er immer näher auf das Vampirmädchen zuging. Sie sah geschwächt aus. Niemals hatte sie so eine Chance gegen den Werwolf. Ich rang mit mir, was ich tun sollte. Eigentlich sollte ich wegsehen und den Werwolf sie töten lassen, doch das fühlte sich einfach nicht richtig an. Ich konnte nicht zulassen, dass er sie tötete, nicht nachdem sie dieser Familie geholfen hatte. Also tat ich das, was richtig war und eilte ihr zur Hilfe.
Sie wirkte geschwächt, aber lief plötzlich davon, dicht gefolgt von dem Werwolf. Wieso lief sie denn jetzt weg? Ich war extra gekommen, um ihr zu helfen und dann lief sie davon. Sah ich so angsteinflößend, so durchnässt und voller Schmutz? Der Werwolf stürmte ihr hinterher und schnitt ihr den Weg ab. Ich eilte hinterher und sah, wie seine Augen gelb loderten und er seine Krallen ausfuhr. Ich war vielleicht auch noch etwas geschwächt vom Vollmond, aber mit ihm würde ich es schon noch locker aufnehmen können.
Sie lief auf eines der Felder, aber der andere Werwolf holte sie leicht ein. Er brachte das Vampirmädchen zu Boden und lehnte sich über sie. Er riss seinen Mund auf und zeigte seine spitzen Zähne. Die Vampirin schrie auf und gerade noch, bevor er sie beißen konnte, stürtzte ich mich auf den Werwolf und wir landeten beide auf dem Feld und statt der Vampirin hatte er mich nun an der Schulter gebissen. Die Wunde brannte etwas und Blut lief aus ihr heraus, aber der Biss war trotzdem glücklicherweise nicht allzu tief gewesen. Trotzdem würde das wahrscheinlich wieder eine kleine Narbe geben. Wir richteten uns beide wieder auf und standen uns knurrend gegenüber. Ich stand extra auf der Seite, wo die Vampirin sich im Gras aufgesetzt hatte, damit er nicht wieder versuchte sie anzugreifen.
Mit großen Augen beobachtete sie, was hier gerade vor sich ging. Wahrscheinlich fragte sie sich gerade, warum ich dabei war sie zu retten. Oh ja, das fragte ich mich auch. Aber es fühlte sich nach dem Richtigen an. "Wieso beschützt du einen elenden Blutsauger? Du verräts damit unsere Spezies!", brüllte er mich an. Ich ließ meine Augen bedrohlich aufleuchten. "Sie hat diese Menschen gerettet, also hast du kein Recht sie einfach umzubringen!", entgegnete ich wütend. "Du elender Verräter. Das wird ein Nachspiel haben!", fauchte er mich nochmal an, bevor er verschwand.
Ich ließ die Schultern hängen und holte tief Luft. Ich war für heute wirklich k.O. Ich drehte mich um und ging langsam auf die Vampirin zu, die mich immer noch mit großen Augen musterte. Sah ich gerade so schrecklich aus. "Geht es dir gut?", fragte ich sie ganz ruhig und war selbst ganz erstaunt darüber, wie gut ich über mich die Kontrolle hatte, obwohl sie ein Vampir war. Ich hielt ihr meine Hand entgegen, um ihr auf zu helfen.
Zuerst wirkte sie immer noch verwundert darüber, was gerade passiert war, doch dann nickte sie langsam auf meine Frage und zögerte zuerst, bevor sie mir vorsichtig ihre Hand gab, damit ich ihr wieder auf die Beine helfen konnte. Als ich ihre Hand in meiner hielt, fühlte es sich irgendwie seltsam an. Ich hatte keine Ahnung wieso.
"Warum hast du mir geholfen?", fragte sie mich ganz verwirrt. Ja, das fragte ich mich auch. Ich ließ ihre Hand wieder los und fuhr mir mit ihr stattdessen durch mein nasses Haar. Ich gehörte dringend unter die Dusche. "Du hast die Familie gerettet, obwohl du auch ihr Blut hättest trinken können. So etwas habe ich noch nie gesehen", gestand ich ihr ehrlich. Unterhielt ich mich hier gerade ernsthaft mit einem Vampir und drehte nicht vollkommen durch? Das war neu. "Es war nicht richtig, dass der Werwolf dich dafür tötet, dass du einer Familie das Leben gerettet hast. Das war wirklich mutig gewesen." Hatte ich ihr gerade auch noch ernsthaft ein Kompliment gemacht? Was war nur los mit mir? Nach dem Gesicht des Vampirmädchens zu urteilen nach, fragte sie sich das auch.
Sie musterte mich etwas und lächelte verlegen. Sie war verlegen, genau wie ich. Ich versuchte ihr leichtes Lächeln zu erwidern. Diese Situation war irgendwie so seltsam. Immer wieder erwischte ich sie dabei, wie sie auf meine noch etwas blutende Wunde starrte. Hatte sie Hunger? „Vielen Dank. Wirklich. Ich bin Serafina. Wie ist dein Name?", fragte sie mich plötzlich. Serafina. Das war wirklich ein außergewöhnlicher und wunderschöner Name. Halt, was dachte ich da nur? Sie brachte mich immer mehr durcheinander. „Ich bin Lucas", antwortete ich knapp und überlegte, was ich noch zu ihr sagen konnte. Eigentlich sollte ich gehen, doch meine Füße bewegten sich einfach nicht vom Fleck. So verlegen, wie jetzt hatte ich mich noch nie gefühlt. Was war das nur?
Trotzdem brannte mir eine Frage tierisch auf der Zunge und ich musste sie ihr einfach stellen. „Wieso hast du die Familie gerettet? Das ist so untypisch für einen Vampir. Bitte verstehe mich dabei nicht falsch", sagte ich zu ihr und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich war schon gespannt, was ihre Antwort war.
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Cursed Beings - A supernatural love
FantasíaDie Stadt 'Broken Hills' ist zwiegespalten. Auf der einen Seite gibt es den Vampirclan, der sich im größten Anwesen der Stadt nieder gelassen hat und viel Macht und Reichtum besitzt, auf der anderen Seite gibt es das Werwolfsrudel, dass die Menschen...