Lucas by MusicalGirl200
Ich wartete die ganze Nacht, dass Serafina nochmal auf meine weitere Nachricht an sie antwortete, doch nichts dergleichen passierte. "Ist bei dir wirklich alles in Ordnung? Was musst du noch erledigen? Wirst du wieder zu etwas gezwungen?", hatte ich geschrieben. Das lag jetzt schon vier Stunden zurück. Ich begann mir große Sorgen zu machen und überlegte sogar kurz, ob ich nach dem Anwesen suchen sollte, nur um sicher zu gehen, dass es ihr gut ging. Aber das würde wahrscheinlich weder gut für mich, noch gut für sie enden. Niemand durfte erfahren, dass wir uns so nahe standen. Niemand würde das verstehen. Schließlich war ich dann doch noch vor Erschöpfung eingeschlafen.
Auch als ich am nächsten Morgen aufwachte, war immer noch keine Antwort von Serafina auf meinem Smartphone. Was war, wenn sie ihr etwas angetan hatten, weil sie von uns erfahren hatten? Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn Serafina etwas zustieß. Aber an so etwas durfte ich gar nicht erst denken. Ihr ging es bestimmt gut und sie hatte es nur noch nicht geschafft zu antworten. Serafina war stark. Ihr musste es gut gehen. Vielleicht waren ja auch zu viele Vampire um sie herum, dass sie nicht schreiben konnte? Ja, das musste es sein. Wenn ich mir weiter solche Sorgen machte, konnte ich keine klaren Gedanken mehr fassen und das würde alles nur noch schlimmer machen.
Doch das nächste Übel wartete bereits auf mich, als ich vom Duschen zurück in mein Zimmer kam. Ich hatte mir nur ein Handtuch um die Hüften gebunden und riss die Augen auf, als Emery vollkommen nackt auf meinem Bett lag. Was sollte der Mist? Ich wand meinen Blick ab und ging zu meinem Schrank. "Emery, was willst du hier? Und zieh dir gefälligst was über?", wies ich sie zurecht und suchte mir etwas zum Anziehen heraus. Ich konnte hören, wie sie sich von meinem Bett erhob und auf mich zu kam. "Ach komm schon Lucas. Ich weiß doch, dass dir gefällt, was du siehst. Komm lass deine Hüllen auch fallen und wir haben endlich etwas Spaß zusammen", flöhtete sie und strich mit ihren Fingern über meinen nackten Rücken, bevor sie ihren ganzen Körper dagegen drückte. Langsam wanderte ihre Hand zu meinem Handtuch, doch ich fing sie am Handgelenk ab und drehte mich zu ihr um. Wütend funkelte ich sie an.
"Lass das gefälligst Emery und jetzt verzieh dich endlich!", sagte ich zu ihr mit einem drohenden Unterton. Ich hatte wirklich keine Lust mehr auf ihre blöden Spielchen. Sie musste doch endlich mal einsehen, dass ich nicht an ihr interessiert war. So dumm konnte doch nicht einmal sie sein! Emery riss sich von mir los und funkelte mich an. "Du hast eine Andere, oder?", wollte sie außer sich vor Wut von mir wissen. Ich atmete angestrengt die Luft ein und rieb mir die Stirn.
Ich hatte tatsächlich jemanden. Serafina. Aber das würde niemals jemand erfahren, also musste ich lügen. "Nein, habe ich nicht und selbst wenn, ginge es dich überhaupt nichts an", erwiderte ich scharf. Emery kniff die Augen zusammen. Konnte sie nicht endlich verschwinden und sich was anziehen? Hatte sie denn kein Fünkchen Stolz? "Du lügst!", fuhr sie mich an. Dann begann sie sich in einen Wolf zu verwandeln und lief aus meinem Zimmer. Doch das Brechen ihrer Knochen, als sie sich verwandelt hatte, halte immer noch in meinem Kopf wieder.
Nachdem ich eine Kleinigkeit gegessen hatte, schlich ich mich nochmal in den großen Garten, wo Pascal noch die Leichen der Werwölfe in der Scheune aufbewahrte, bevor er sie heute verbrannte. Ich musste mir sie einfach nochmal ansehen. Ganz vorsichtig öffnete ich die Tür und huschte hinein. Ich hatte nicht viel Zeit, bevor Jace oder Pascal hier auftauchen würden, um sie zum Verbrennen abzuholen. Ich betrachtete die Leichen eingehend und hob den Arm des einen toten Werwolfes hoch, um mir die Bisswunde genauer anzusehen. Die Bisswunden könnten von Vampiren stammen, aber sie könnten auch durchaus von Werwölfen stammen, da unser Biss fast identisch aussah. Ganz vorsichtig legte ich den Arm wieder ab.
Doch dann fiel mir etwas an seinen Fingern auf. Daran war noch gelber Staub zu sehen. Was war das? Ich strich mit meinem Finger darüber und roch daran. Sofort begann ich zu husten. Das war Mondkraut! Mondkraut war ein giftiges Kraut für Werwölfe. Es tötete uns nicht, aber es schwächte uns und wenn man die Pflanze direkt anfasste, brannte es fürchterlich. Ich hustete ein weiteres Mal. Ich musste dieses verdammte Kraut zu tief eingeatmet haben und jetzt befand es sich dadurch bereits in meinem Kreislauf. Ich spürte bereits, dass ich schwächer wurde. Als wäre das nicht schon genug, hörte ich plötzlich Schritte. Mist! Ich sah mich hektisch um. Ich musste hier weg, ohne das sie mich entdeckten.
Schließlich fiel mein Blick auf das kleine Hinterfenster. Ich hatte keine Wahl, als mich dort hindurch zu quetschen. Ganz vorsichtig öffnete ich es, damit es auch wirklich keinen Laut machte und kletterte hindurch. Ich schaffte es gerade noch hindurch zu huschen, als die Tür aufging und jemand in die Scheune kam. Ok, das war verdammt knapp gewesen und ich hatte verdammtes Glück gehabt, dass ich nicht bemerkt worden war. In geduckter Haltung lief ich Richtung Wald. Erst als ich etwas von der Villa und der Scheune entfernt war, blieb ich stehen und atmete schwer. Das Mondkraut hatte eine viel zu kräftige Wirkung. So konnte ich nicht zu meinem Rudel zurück, nicht so lange das Mondkraut in meinem Kreislauf war. Es gab nur eine Möglichkeit das Kraut etwas schneller aus meinem Kreislauf zu bekommen und das ging nur, wenn ich mich in einen Wolf verwandelte.
Ich hatte nicht wirklich eine große Wahl und außerdem hätte ich mich heute sowieso noch verwandeln müssen, also warum nicht jetzt? Also holte ich tief Luft und ließ die Verwandlung zu. Meine Knochen begannen zu brechen und sich zu verformen. Ich stöhnte vor Schmerzen auf. Oh, wie sehr ich das doch hasste. Meine Kleidung begann zu zerreissen und ich krümmte mich immer mehr und dann war es endlich geschafft. Was in vielleicht einer Minuten geschah, fühlte sich für mich wie eine Ewigkeit an. Ich streckte als Wolf kurz meine Glieder und spürte auch schon wie die Wirkung des Mondkrautes nachließ. Doch dann begann ich etwas zu schnuppern und streckte diese Nase in die Höhe um herauszufinden, in welche Richtung ich laufen musste. Ich roch noch mehr Mondkraut.
Ich ließ mich von meiner guten Nase leiten und lief noch etwas mehr in den Wald. An einem großen Baum, der unten eine Art kleine Höhle hatte, blieb ich schließlich stehen und fand darin eine riesige Menge an Mondkraut. Ich riss die Augen auf. Es war nicht üblich, dass Mondkraut an solchen Stellen wuchs, jemand musste es also hier angepflanzt haben. Pascal? Es war inzwischen mehr als unwahrscheinlich, dass diese toten Werwölfe Opfer von Vampiren waren. Das Mondkraut war auch für Vampire giftig, also warum sollten sie Werwölfe erst damit vergiften und sie dann so wahrlos beißen? Niemals waren diese Werwölfe von Vampiren getötet worden. Mich beschlich viel mehr noch ein weitaus schlimmerer Verdacht. Ich bekam langsam das Gefühl das alleine Pascal hinter all dem steckte. Aber so lange ich nur einen Verdacht hatte, aber keine Beweise konnte ich ihn nicht damit konfrontieren. Mir blieb also nur eines übrig, ihn nämlich im Auge zu behalten.
Ich striff noch einige Zeit lang durch den Wald. Dort fand ich aber nichts weiter Auffälliges und etwas später kehrte ich schließlich zur Villa zurück. Das Mondkraut war inzwischen aus meinem Kreislauf auch wieder verschwunden und ich sehnte mich auch schon bereits danach wieder auf zwei Beinen zu gehen. Als ich bei der Villa ankam, konnte ich deutlich Rauch riechen. Pascal hatte also bereits die beiden Leichen verbrannt. Na klar, alle Beweise gleich vernichten.
Ich lief in die Villa und hoch in mein Zimmer. Dort vewandelte ich mich unter Schmerzen zurück in meine menschliche Gestalt. Ich war völlig verdreckt von dem ganzen im Wald streifen und musste erstmal wieder unter die Dusche. Schnell schnappte ich mir ein Handtuch, dass ich mir umband und eilte auch schon ins Badezimmer.
Nachdem ich frisch geduscht und umgezogen war, ging ich nach unten, wo mir Pascal entgegen kam. "Gut, das ich dich treffe Lucas", fing er an und bat mich ihm nach draußen vor die Tür zu folgen. "Was gibt's?", fragte ich ihn skeptisch. In letzter Zeit war es nie etwas Gutes, wenn Pascal etwas von mir wollte. "In wenigen Tagen wird ja der Wohltätigkeitsball stattfinden. Ich hätte für diesen Ball einen Auftrag für dich. Ich möchte, dass du dort jemanden von dem Vampirclan ausspionierst. Wer es genau sein wird, sage ich dir vor Ort. Aber ich wollte unbedingt, dass du bereits jetzt darüber Bescheid weißt. Es geht hier um die Sicherheit unseres Rudels und der gesamten Menschen von Broken Hills." Ich nickte. "Selbstverständlich", versprach ich ihm. Dabei sagte ich das nur, um an weitere Informationen zu kommen. Wenn es darauf ankam, würde ich alles dafür tun, um einen Krieg zu verhindern. Mein Verdacht allerdings, dass Pascal hinter all dem steckte, bestätigte sich erschreckenderweiße immer mehr. Ich fragte mich nur, wieso tat er so etwas?
Als ich später endlich mal wieder dazu kam auf mein Smartphone zu sehen, war ich froh dort endlich eine Antwort von Serafina erhalten zu haben. Erst jetzt sah ich, dass sie bereits vor ein paar Stunden geschrieben hatte. Doch bis jetzt war ich zu beschäftigt gewesen. Ich würde ihr sofort antworten. Es gab einiges, was ich ihr berichten musste und ich wollte wissen, ob es ihr auch wirklich gut ging. Hoffentlich hatte sie jetzt Zeit zum Schreiben.
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Cursed Beings - A supernatural love
FantasyDie Stadt 'Broken Hills' ist zwiegespalten. Auf der einen Seite gibt es den Vampirclan, der sich im größten Anwesen der Stadt nieder gelassen hat und viel Macht und Reichtum besitzt, auf der anderen Seite gibt es das Werwolfsrudel, dass die Menschen...