Kapitel 23

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Lucas by MusicalGirl200

Ich betrachtete mich argwöhnisch im Spiegel in einem Laden für Anzüge. Der Anzug war schwarz und darunter hatte ich ein weißes Hemd. Ich trug sogar brav eine schwarze Fliege, weil die Verkäuferin sie mir angeschwätzt hatte. Aber ich hasste diese Dinger einfach. "Wunderbar. Sie sehen perfekt aus", lobte mich die Verkäuferin begeistert. Das würde sie mir wahrscheinlich auch sagen, wenn ich wie der letzte Idiot aussehen würde, nur damit sie etwas verkaufte. Plötzlich stellte ich mir vor, ob ich Serafina so gefallen würde? Moment, warum dachte ich schon wieder an sie?

Bis vor wenigen Tagen hatte ich Vampire noch gehasst und dieses eine Vampirmädchen konnte ich einfach nicht mehr vergessen. Sie ließ mich nicht mehr los, seit ich wusste, dass sie anders war. Dabei war es schon gefährlich an sie zu denken. Dieses Gerücht, dass Vampire und Werwölfe zusammenarbeiteten würde nicht so leicht verschwinden und das war gefährlich für uns Beide. Wobei ich mir mehr Sorgen um Serafina machte, als um mich. Sie hatte schon so viel durchmachen müssen, da sollte sie nicht noch mehr leiden.

Ich atmete tief die Luft ein und drehte mich mit einem leichten Lächeln zur Verkäuferin. "Ich nehme ihn mit allem drum und dran", sagte ich zu ihr schließlich. Dieser Anzug würde es für den Ball schon tun, da war ich mir sicher. Geld spielte dabei auch keine Rolle, weil unser Rudel wirklich genügend Geld hatte. "Das freut mich sehr. Sie sehen darin aus, wie der geborene Gentleman", machte sie mir weiter Komplimente. Na, das hoffte ich doch, immerhin waren die Briten ja als Gentlemen bekannt.

Als ich zusammen mit meinem Anzug in meiner Hand aus den Laden trat, wehte mir ein frischer Wind entgegen und auch der Himmel hatte sich bereits wieder bewölkt. Broken Hills wollte scheinbar wirklich nur wenig Sonne zulassen. Wir gerne würde ich einfach nur mal wo hin, wo einfach den ganzen Tag über mal nur die Sonne schien. Aber ich konnte von meinem Rudel nicht einfach weg. Ich hatte ihm gegenüber eine Verpflichtung, die ich leider niemals mehr abschütteln konnte. Dabei wäre etwas Urlaub mal genau das Richtige.

Ich ging durch den schön angelegten Park Richtung Noahs Wohnung. Viele Familien waren hier und ihre Kinder spielten fröhlich fangen. Ich lächelte leicht darüber, was für ein schönes und auch normales Leben sie alle hier hatten. Mir war das alles verwehrt. Ich musste in einer harten und brutalen Welt zurecht kommen, wo mir einfach kein Glück vergöhnt war. Mein Lächeln erstarb. Eigentlich sah ich in diesem Park genau all das, was ich niemals haben würde. Ich würde nie eine liebende Ehefrau haben und ich würde auch niemals Kinder haben. Das Einzige was ich für immer haben würde, war mein Rudel. Ja, im Moment hatte ich auch noch Noah. Aber auch er würde irgendwann sterben und dann war ich ganz alleine, auch wenn ich ein Rudel hatte.

Auf einmal stieg mir ein vertrauter Geruch in die Nase. Ein Vampir war hier in der Nähe. Sofort sah ich mich um, um ihn durch meine Werwolfsinstinkte ausfindig zu machen. Ich würde nicht zulassen, dass er einer Familie hier Schaden zufügen würde. Sie sollten ihr Leben geniessen. Doch dann entdeckte ich sie und ich konnte es gar nicht glauben. Serafina war hier und saß auf einer Parkbank, mir den Rücken zugewandt. Ich hätte niemals gedacht, dass ich sie nochmal sehen würde. Eigentlich dürfte ich mich nicht freuen sie zu sehen, doch ich konnte es nicht ändern.

Serafina hier zu sehen, erwärmte mein Herz, auch wenn ich mir nicht erklären konnte wieso. Ich fühlte mich auf eine gewisse Weise mit ihr verbunden. Vielleicht lag das auch daran, dass ich ihre Tagebucheinträge gelesen hatte. Sollte ich zu ihr hingehen? War das klug, wenn gerade so ein Gerücht umging? Wahrscheinlich eher nicht, sonst kostete es uns beide das Leben. Aber ich konnte doch nicht einfach an ihr vorbei gehen, als hätte ich sie nicht bemerkt. Das fühlte sich falsch an und war auch unhöflich.

Wie von selbst bewegten sich meine Füße vorwärts Richtung Serafina. Ob sie sich wohl freuen würde mich wieder zu sehen? Ich tat es, auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ein Werwolf freute sich einen Vampir zu sehen. Das klang wie der Anfang eines schlechten Witzes. Doch als ich ihr näher kam, hörte ich sie weinen. Wieso weinte sie? Was war passiert? Sofort begann ich mir Sorgen zu machen. Hatte einer von den Vampiren sie wieder sexuell belästigt? Ich musste das einfach wissen. Ich wollte für sie da sein und wusste nicht wieso.

Ich trat an sie heran, doch sie schien mich nicht zu bemerken, weil sie einfach so aufgelöst war. Sie hatte ihr Gesicht in ihre Hände vergruben und weinte. Ich musste etwas tun. Ich konnte nicht einfach mich wegdrehen und gehen und dabei so tun, als hätte ich nichts gesehen. Ich musste wissen, was los war. Ich musste einfach versuchen ihr zu helfen, dass es ihr besser ging. "Serafina?", fragte ich schließlich ganz sanft.

"Lucas?", fragte sie mich ganz perplex und drehte sich schlagartig zu mir um. Dabei sah sie sich auch nervös um, ob uns jemand beobachtete. Sie wirkte verwirrt mich zu sehen. Ich konnte aus ihrem Gesicht heraus nicht ablesen, ob sie sich freute mich zu sehen, oder ob sie lieber wollte, dass ich ging. Ich ging um die Bank herrum und nahm schließlich neben ihr Platz. Sie bedachte mich immer noch mit einem ganz irritierten Blick. "Ich hoffe, ich störe dich nicht? Es ist nur so, also ich habe dich weinen gesehen und wollte einfach wissen, ob bei dir alles in Ordnung ist? Wenn du nicht willst, dass ich hier bin, kann ich auch natürlich wieder gehen", fragte ich sie besorgt und musterte sie ernst aus meinen blaugrünen Augen.

Serafina girff nach meinem Arm und zerrte mich in eine Parktoilette und überraschenderweise ließ ich es mir gefallen. Sie wollte also nicht, dass ich ging. Serafina wollte lediglich, dass wir unter uns waren. Sie verschloss die Tür hinter uns und ich sah mich etwas nervös um. Ich hoffte wirklich sehr, dass ich nicht die Kontrolle verlor. Ich wollte Serafina unter keine Umständen weh tun. "Es ist gefährlich. Uns darf niemand zusammen sehen, Lucas. Niemand könnte das verstehen", meinte sie ernst und erklärte mir dardurch, warum sie mich hierher geführt hatte. Als sie sagte, dass es gefährlich war, wenn uns jemand zusammen sah, hatte sie nicht gelogen. Wir duften dieses Gerücht niemals bestätigen, sonst würde es uns unsere Leben kosten und einen Krieg auslösen. Dafür wollten wir Beide nicht verwantwortlich sein.

Erst jetzt fiel mir auf, dass der Raum verdammt eng war und ihr schlanker Körper war nicht weit entfernt von meinem. Vor kurzem wäre ich wahrscheinlich bereits durchgedreht, hätte mich verwandelt und sie getötet, ob ich gewollt hätte oder nicht. Doch nicht bei ihr, nicht bei Serafina, die Vampirin, die mich so faszinierte, seit ich in ihre Welt eingetaucht war. Ich genoss es in ihrer Nähe zu sein und ich hoffte, dass es ihr genauso ging. Das so etwas möglich wäre, hätte ich niemals gedacht.

"Wirst du mir jetzt sagen, was los ist? Du musst natürlich nicht, wenn du nicht willst." Ich wollte sie zu nichts zwingen. So war ich nicht und sie war schon zu genug gezwungen worden. Aber ich würde mich freuen, wenn sie mit mir sprach. Vielleicht konnte ich ihr ja helfen.

Cursed Beings - A supernatural loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt