Lucas by MusicalGirl200
„Oh, das tut mir jetzt aber leid", sagte ich zu ihr voller Ironie. „Nein! Wie konntest du nur?", rief sie völlig fassungslos darüber, was ich gerade mit ihrem Laptop angestellt hatte. Sie fiel auf die Knie und begann zu weinen. Sie weinte? Ich hatte noch nie einen Vampir weinen gesehen. Scheinbar war ihr nicht einmal bewusst, in was für einer gefährlichen Situation sie sich befand, oder wieso ging sie nicht auf mich los? Vampire und Werwölfe hassten sich und sie schien das nicht einmal zu interessieren. Das Einzige, was sie zu interessieren schien, war ihr dummer Laptop. Was war nur so besonders daran, dass sie ihm so hinterher weinte? „Du hast keine Ahnung, was du gerade getan hast. Frieden. Mehr wollte ich nicht. Und jetzt ist alles zerstört. Alles woran ich gearbeitet habe. Alles. Einfach weg. Ausgelöscht."
Ihr Verhalten war doch gerade nur ein Trick von ihr, damit sie mich doch noch im nächsten Moment töten konnte. Sie redete hier von Frieden! Die Vampire wollten keinen Frieden! Sie wollten nur Blut und dafür gingen sie auch über Leichen. Ich wusste von was ich da sprach. "Ja, dann siehst du mal, was Vampire mit Menschen machen. Sie zeigen auch kein Erbarmen und löschen einfach Leben aus. Sei froh, dass es bei dir nur dein dämlicher Laptop gewesen war." Meine Wut stieg immer weiter an und ich konnte schon bereits deutlich fühlen, dass ich kurz vor meiner Verwandlung stand. Wenn sie mich nur noch einmal reizen würde, könnte ich es nicht aufhalten. Dann musste sie mit den Konsequenzen leben. Ich war sowieso über mich verwundert, dass ich sie nicht schon längst getötet hatte.
"Menschen töten sich auch gegenseitig. Wirfst du sie deshalb auch alle in einen Topf? Ich töte keine Menschen. Nicht alle Vampire sind gleich", sagte sie zu mir, als sie sich wieder aufrichtete und wischte sich ihre Tränen weg. Und diese Aussage sollte mich jetzt wirklich beeindrucken? "Ich verstehe diese Feindschaft der Spezies einfach nicht", murmelte sie noch nach, ehe sie auf einmal mit ihrer Vampirschnelligkeit sich wieder davon machte. Wahrscheinlich hatte sie doch schon mal bemerkt, dass sie mich nicht weiter reizen sollte und das sie hier nichts verloren hatte. Viel hätte nicht mehr gefehlt und ich hätte ihr ihren schönen Kopf abgerissen.
Ich atmete tief ein und aus. Das war wieder einmal knapp gewesen. Sie konnte die Feindschaft vielleicht nicht verstehen, doch ich verstand sie nur allzu deutlich. Ich wusste nur zu gut, warum man Vampire hasste. Trotzdem bückte ich mich, um die Einzelteile ihres Laptops aufzuheben. Die Festplatte schien noch unbeschädigt zu sein. Ich wusste nicht wieso, aber ich löste sie von den restlichen Teilen des Laptops und steckte sie ein, bevor ich mich endlich weiter auf den Rückweg zu meinem Rudel machen konnte. Was für ein beschissener Tag war das doch heute wieder.
Als ich wieder bei der alten Villa meines Rudels ankam, kam mir Jace entgegen. Jace, war die rechte Hand von Pascal, unserem Alpha. Deswegen hielt sich unser lieber Jace auch immer für etwas besseres. Ich konnte ihn nicht besonders ausstehen und hasste es, wenn er mir Befehle gab. Wenn ich von einem Befehle annahm, dann nur von meinem Alpha, aber bestimmt nicht von ihm. "Wo hast den Morgen über gesteckt?", stellte er mich sofort zur Rede. Ich verdrehte genervt die Augen und ging an ihm vorbei in die Villa. Doch so leicht ließ er sich nicht abschütteln und folgte mir. "Ich war draußen. Sieht man doch, oder?", antwortete ich knapp. Ich wusste nicht wieso, aber ich behielt die Begegnung mit dieser Blutsaugerin erstmal für mich. So lange es nur eine Einzelne war, die unser Gebiet betreten hatte, gab es keinen Grund einen großen Krieg anzufangen, egal wie sehr ich Vampire verabscheute. "Wieso schleichst du dich Morgens immer heimlich raus? Was verbirgst du Lucas?" Ich blieb vor meinem Zimmer stehen und funkelte Jace wütend an. "Spionierst du mir jetzt schon hinterher, oder was? Dich geht das nichts an!", ging ich ihn an und ließ meine Augen bedrohlich aufleuchten. Es gab einfach viel zu viele Dinge, die mich wütend machten. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das jemals in den Griff bekommen sollte.
"Du gehörst zu unserem Rudel, also geht mich das sehr wohl etwas an. Hier ist kein Platz für Geheimnisse Lucas, sonst kannst du gleich aus unserem Rudel verschwinden und ich sag dir eines als ein einzelner Werwolf hast du da draußen keine Chance", drohte mir Jace mit einem bedrohlichen Lächeln. Seit ich in Pascals Rudel war, war es kein Geheimnis, dass er mich los werden wollte. Er suchte doch nur förmlich nach einem Grund, damit Pascal mich fallen ließ. Doch diesen Gefallen würde ich ihn nicht tun. Ich war Pascal treu ergeben und das wusste er auch. "Spar dir deine Drohungen Jace und kümmere dich gefälligst um deinen eigenen Scheiß!", ging ich ihn an, ging ihn meine Zimmer und ließ hinter mir ordentlich die Tür zuknallen.
Dieser blöde Idiot dachte doch wirklich, er könnte sich alles erlauben. Ich zog meine Jacke aus und holte aus der Tasche die Festplatte des Laptops. Ich betrachtete sie eingehend in meiner Hand und grübelte. Was wohl da alles drauf war? Was war so wichtig daran, dass die Blutsaugerin es wieder hatte zurückhaben wollen? Ich holte mein Smartphone aus der Hosentasche und tippte eine Nachricht an meinen besten Freund Noah. Ihn anzurufen, wäre viel zu riskant wegen dem guten Gehör der Werwölfe. Er war ein Genie in Sachen Technik und Computer, vielleicht konnte er mir zeigen, was auf dieser Festplatte alles versteckt war.
Noah und ich kannten uns schon seit dem Kindergarten und waren bis jetzt immer noch Freunde. Er wusste sogar darüber Bescheid, dass ich ein Werwolf war, doch er behielt es für sich. Eigentlich war es mir von Pascal strengsten untersagt worden, dass ein Mensch über die übernatürliche Welt erfuhr, aber ich hatte einfach mit jemandem, dem ich vertraute darüber sprechen müssen. Zuerst war Noah auch geschockt gewesen, aber dann hatte er es eigentlich ganz cool gefunden. Ich wusste nicht, was daran cool war, aber bitte. Wir trafen uns immer heimlich, weil ich nicht wollte, dass irgendjemand aus dem Rudel von ihm erfuhr, besonders nicht Jace. Ich traute ihm nicht über den Weg. Ich würde ihm sogar zutrauen, dass er Noah töten würde, wenn er erfuhr, dass Noah über alles Bescheid wusste und das würde ich unter keinen Umständen zulassen.
Eigentlich war unser Rudel relativ friedlich, aber nur so lange man auch die Regeln befolgte. Ich fühlte mich in unserem Rudel soweit wohl, aber manche Regeln empfand ich als nicht nachvollziehbar, außer das Vampire die schlimmsten Feinde unserer Natur waren. Noah antwortete mir, dass wir uns heute Abend bei ihm in der Wohnung treffen konnten und er sich die Festplatte mal anschauen würde. Das klang doch schon mal nach einem Plan. Ich verstaute die Festplatte zwischen meinen Sachen und verließ dann wieder meine Zimmer, um zum Trainieren zu gehen. Ich brauchte jetzt einfach irgendetwas worauf ich einschlagen konnte. Das war mein allerbester Weg zur Entspannung. Trotzdem war ich schon mehr als gespannt, was Noah heute Abend wohl auf der Festplatte entdecken würde.
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Cursed Beings - A supernatural love
FantasiaDie Stadt 'Broken Hills' ist zwiegespalten. Auf der einen Seite gibt es den Vampirclan, der sich im größten Anwesen der Stadt nieder gelassen hat und viel Macht und Reichtum besitzt, auf der anderen Seite gibt es das Werwolfsrudel, dass die Menschen...