Kapitel 78

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Serafina by LuanaWhite

Die Minuten, die Lucas unten war und mit Telefonieren verbrachte, kamen mir wie unendliche lange Stunden vor. Was, wenn Pascal darauf bestehen würde, dass Lucas sofort in die Villa kam? Oder wenn sie ihn holen wollten? Was, wenn Emery längst gepetzt hätte und Lucas nun sein eigenes Todesurteil unterschrieb?

Ich kauerte mich auf der Couch zusammen und zog meine Beine an die Brust. Mit meinen Händen raufte ich mir die Haare.
"Er ist schon zu lange unten. Wir sollten nachsehen ob alles in Ordnung ist, meinst du nicht?" fragte ich Noah. Ich war gerade für niemandes eine Hilfe. Ich fühlte mich wie ein Frack. Kaputt. Wieso war ich nur so schwach?

Plötzlich öffnete sich die Wohnungstür und Lukas kam wieder herein. Sofort sprang ich auf meine Beine und fiel Lucas um den Hals.
"Hast du wirklich Angst gehabt, ich würde nicht zurück kommen?" fragte mich Lucas sanft.

"Das dachten wir beide, weil wir dich gut kennen." sagte Noah und hob abwehrend die Hände als Lucas ihn böse anfunkelte.

"Diese Angst habe ich jedes Mal, wenn du aus dieser Tür raus gehst." gestand ich meinen Wolf und küsste ihn. Er streichelte mir sanft über die Wange und führte mich zurück zum Sofa.

"Also, jetzt sag schon. Wie lief es?" drängte ich ihm zu erzählen, wie das Gespräch mit seinen Alpha gelaufen war.

"Es lief, denke ich, soweit ok. Ich habe ihm genau das erzählt, was du vorgeschlagen hast und er hat es mir, denke ich, abgekauft. Allerdings will er dass ich spätestens nach Vollmond wieder zurück zum Rudel komme, weil er es nicht gut heißen kann, wenn man so lange weg ist. Aber irgendwie ist es seltsam, daß er nicht ausgerastet ist." erzählte Lucas grüblerisch.

"Oh shit, stimmt. Kommende Woche ist am Mittwoch ja Vollmond." entfuhr es Noah.

Misstrauisch zog ich meine Brauen zusammen.
"Denkst du, er ahnt etwas?" fragte ich besorgt und musterte dann Lucas und Noah.
Vollmond. Das bedeutete Lucas würde keine Wahl haben und sich in dieser Nacht verwandeln müssen. Und zu Vollmond ist es angeblich noch schmerzvoller als an jedem anderen Tag.
"Diesmal wird aber etwas anders sein, Lucas. Diesmal wirst du nicht allein sein, wenn du zur Verwandlung gezwungen wirst."

"Keine Ahnung, ob Pascal was ahnt. Er ist so schwer zu durchschauen, aber wegen Vollmond. Ich werde nicht zulassen, dass ich dich verletzte. Nein! Du bleibst bei Vollmond bei Noah, in Sicherheit!" meinte Lucas in strengem Ton.

Ich lachte verächtlich. Dachte er wirklich ich würde darüber diskutieren?
"Wenn du glaubst, dass du mich in dieser Nacht auch nur irgendwie von dir fern halten kannst, dann hast du dich geirrt. Du hast mich in meiner dunkelsten Stunde erlebt. Und auch ich werde nun das mit dir durchstehen. Ich werde bei dir bleiben. Ich lasse dich damit nicht allein. Niemals. Nie wieder. Du wolltest mich? Jetzt hast du mich und du wirst mich auch nie mehr los."

Nach meinen Worten musste auch Lucas etwas schmunzeln.
"Du bist wirklich ein Sturkopf, weißt du das?" meinte er und stupste mich mit der Schulter an.

Noah musste nun auch leicht lacht lachen.
"Na, dann haben sich ja zwei Sturköpfe gefunden." scherzte er und Lucas begann seine Augen zu verdrehen ehe er einen Arm um mich legte und mir einen dicken Kuss auf den Scheitel drückte.

Auch ich lachte etwas und für einen Moment vergaß ich unsere Sorgen und war wieder glücklich.
"Wir sind halt Seelenverwandt." hauchte ich Lucas ins Ohr.

Doch dann verstarb dieser Moment auch wieder und ich begann mir Gedanken zu machen. Gedanken wie wir nun vorgehen sollten.
"Pascal ist ein Monster." sagte ich dann plötzlich.
"Und wir brauchen andere Monster um ihn auszuschalten. Er ist nicht nur für dich, für uns eine Gefahr. Auch für meinen Vater, für den Clan und für die gesamte Stadt."

Wir begannen alle zu grübeln, als uns plötzlich das Klingeln von Noahs Smartphone auch gleich wieder aus den Gedanken riss.
"Sorry." entschuldigte er sich und nahm sein Smartphone um es auszuschalten, doch dann hielt er inne.
"Elena ruft an." teilte er uns mit.

"Geh nicht dran." flehte Lucas ihn an. Doch Noah dachte erst gar nicht daran.

"Es ist an der Zeit, dass du dich deiner Angst endlich stellst und jetzt sei leise, weil ich mache auf Lautsprecher."

„Hallo Elena", begrüßte Noah Lucas Tante an an seinem Handy.

"Hallo Noah, entschuldige dass ich dich schon wieder nerve, aber ich wollte fragen ob du mir vielleicht von Lucas eine Nummer geben kannst?" bat sie seinen besten Freund hoffnungsvoll.

Lucas warf mir einen beunruhigenden Blick zu.
"Ich kill ihn." flüsterte er mir zu und wollte vom Sofa verschwinden, doch ich hielt ihn zurück.

Aufmunternd lächelte ich Lucas zu. Das war jetzt seine Chance. Noah hatte vollkommen recht, er musste sich seiner Angst stellen sonst würde er es so lange hinaus schieben, bis es irgendwann zu spät war.
"Los, sie will mit dir reden. Sag etwas. Trau dich." flüsterte ich ihm so leise wie möglich zu und wusste dabei aber, daß mich Lucas sehr gut verstehen konnte. Und wenn er es nicht täte, so würde ich dies nun in die Hand nehmen und selbst mit seiner Tante sprechen. Meine Augen funkelten und ich war mir sicher dass Lucas erahnen könnte was ich im Falle eines Kneifens seiner Seite, tun würde. Auch wenn wir erst seit kurzer Zeit zusammen waren, so kannten wir uns besser als es jemand glauben könnte. Als würden wir uns ewig kennen.

"Oh Elena, Sie haben Glück. Lucas sitzt hier zufällig neben mir. Ich gebe das Telefonat mal weiter." nahm es zu meiner Überraschung Noah schließlich selbst in die Hand und reichte Lucas sein Smartphone. Er warf ihm eine bösen Blick zu. Jetzt musste er etwas sagen.

"Hallo." kam leise und vorsichtig aus seinem Mund.

"Lucas, endlich. Ich wollte mit dir reden, aber du bist am Abend plötzlich abgehauen." entgegnete seine Tante traurig. Fragend sah Lucas zu mir und ich nickte ihm aufmunternd zu. Er seufzte.

"Ja, ich weiß. Es tut mir leid." erwiderte er knapp.

"Lucas, es tut mir leid, wie damals alles gelaufen ist. Ich würde gerne mit dir nochmal darüber reden, bitte." flehte sie Lucas an.

Hilfesuchend sah er wieder zu mir, und erneut nickte ich. Lucas schloss seine Augen. "Ja, ok." Seine Tante wirkte erstaunt und erfreut zugleich.

"Das finde ich schön. Möchtest du vielleicht morgen Nachmittag so um drei zum Tee kommen?" schlug sie vor. Plötzlich fixierte mich Lucas mit seinem Blick.
"Ja, aber kann ich meine Freundin Serafina auch mitbringen?"

"Ja, natürlich. Ich freue mich dich wieder zu sehen, Lucas. Danke!"

"Ja, bis morgen" verabschiede er sich auch schon wieder.

"Bis morgen!" entgegnete sie und dann legte Lucas auch schon auf und seufzte.

Voller Stolz küsste ich Lucas auf die Wange.
"Siehst du? War doch gar nicht so schwer. Sie wirkt wirklich nett. Ich freue mich darauf sie kennen zu lernen." sagte ich aufgeregt.

Und ich freute mich wirklich einen so wichtigen Menschen in Lucas Leben kennen lernen zu dürfen. Ich war mir sicher dass dieses Treffen wundbar verlaufen würde und das Lucas froh sein würde, dass wir ihn dazu überredet hatten.

"Weist du, ich weiß wie es deiner Tante gehen muss. Auch ich habe schreckliches erlebt, aber ich wäre so unendlich froh wenn ich nochmal mit meinen Vater reden könnte. Also mit meinen richtigen. Der mich einst geliebt hat. Der alles für mich getan hätte. Du hast jetzt die Möglichkeit, mein Schatz. Mach das Beste draus."

"Ich sags dir, Serafina, du wirst Elena lieben. Sie ist eigentlich so eine Liebe. Hör mal öfters auf deine Freundin Lucas. Sie hat Recht." sagte Noah grinsend und zwinkerte mir zu. Lucas atmete tief die Luft aus. Er sah das alles wohl mit gemischten Gefühlen.

"Ich weiß nicht einmal, was ich ihr morgen sagen soll. Sie wird mich bestimmt fragen, was passiert ist. Ich kann ihr doch nicht die Wahrheit sagen." meinte er bitter.

Cursed Beings - A supernatural loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt