Kapitel 12

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Serafina by LuanaWhite

Mein Körper zuckte zusammen als es an der Tür zu meinem Motelzimmer klopfte. Wer konnte dass denn nur sein? Wenn mir Wölfe gefolgt wären, würden die bestimmt nicht einfach klopfen. Ein mulmiges Gefühl machte sich trotzdem in mir breit, deshalb blieb ich einfach still sitzen, bewegte mich nicht und hörte auf zu atmen. Genau genommen war ich ohnehin schon tot und brauchte keinen Sauerstoff mehr, meine Lungen arbeiteten aber dennoch.

"Serafina. Ich weiß dass du da bist. Dein Vater macht sich Sorgen um dich. Öffne mir die Tür oder ich trete sie ein."

Ich warf einen Blick auf mein Smartphone und stellte fest dass es bereits drei Uhr Nachts war. Vater hatte ich seit heute Morgen nicht mehr gesehen. Warum rief er mich nicht einfach an? Achja, er hasste diese Dinger. Er verstand nicht, dass ich mir die Technik der modernen Zeit zu nutze machte. Deshalb schickte er mir wohl Sean hinterher.

Sean war derjenige, der nun vor der Tür stand. Er war mit Jake gut befreundet, hatte hier und da auch versucht mal bei mir zu landen, aber als er auf Abweisung meiner seits stieß, ließ er es dann doch bleiben. Der Vampir würde mich mit absoluter Sicherheit wieder zum Anwesen zurück bringen wollen.

"Serafina! Mach jetzt die verdammte Tür auf, bevor ich sauer werde! Oder ich gehe in eines der anderen Zimmer und trink mich mal wieder richtig satt. Willst du das?"

Sean wusste wie er mir drohen konnte. Alle im Clan wussten, dass ich das Leben der unschuldigen Menschen schützen wollte, und obwohl sie mir diese Art austreiben wollten, machten sie sich genau das in Situationen wie diese zu nutze. Also was hatte ich für eine Wahl? Sean würde seine Drohung wahr machen, dessen war ich mir sicher. Also stand ich auf und öffnete dem Vampir die Tür.

"Du lässt diese armen Leute in Frieden, verstanden?" sagte ich bestimmend und verschränkte demonstrativ die Arme vor meiner Brust. Sean grinste mich schief an.

"Wie ihr wünscht, Prinzessin. Wärt ihr jetzt so gnädig mich zum Schloss zurück zu begleiten?" fragte er mich, und diese Andeutungen, diese Sprüche, machten mich richtig sauer. Ich hasste es wenn mich die Männer des Clans so nannten. Bei den Frauen wusste ich, dass es Verachtung war, aber bei den Männern wusste ich nie, wie sie es meinten.

"Nein. Ich bleibe hier. Ich brauche ne Auszeit." teilte ich ihm mit und setzte mich wieder auf das Bett, dass den Großteil des Zimmers einnahm. Sean hingegen zog verblüfft die Brauen nach oben, trat ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

"Wieso? Von was denn eine Auszeit? Du hast doch das schönste Leben."
Meinte er das tatsächlich? Ich blickte Sean entsetzt an und schüttelte abfällig meinen Kopf.
"Ich habe keine Ahnung, was in deinem Kopf so vor sich geht, Sean, warum ihr alle die Augen vor dem Tatsächlichen verschließt. Aber ein schönes Leben habe ich ganz und gar nicht. Ihr benehmt euch alle wie Neandertaler. Wie Monster. Ihr nehmt Leben und schert euch keineswegs um das, was ihr Tag für Tag dabei zerstört. Vampire müssen nicht töten. Und all die Orgien und Anmachen von euch, das ist die Hölle für mich!"

Den letzten Satz schrie ich schon fast. Sean wirkte nun genervt.
"Immer die selbe Leier, Serafina. Nach über dreihundert Jahren kannst du immer noch nicht dein eigenes Wesen akzeptieren. Das ist echt traurig. Ich meine ich könnte dir ja viel Leid ersparen, wenn du mich als deinen Gefährten annehmen würdest, aber du willst mich ja nicht, also musst du damit leben dass Jake und die Anderen dich immer wieder anmachen. Du bist nun mal ne heiße Schnecke und Freiwild für jeden Mann."

Ich presste auf seine Worte hin fest meine Lippen zusammen. Wie oft habe ich solche Worte schon gehört? Immer und immer wieder. In solchen Momenten wünschte ich, ich wäre einfach hässlich. Dick. Entstellt. Ich hatte mir auch schon des öfteren versucht, Narben im Gesicht zuzufügen, um endlich meine Ruhe zu haben. Aber wie das nun mal bei Vampiren so war, heilte jede kleinste Verletzung sofort.

"Ich werde niemandes Gefährtin. Ich gehe keine Beziehung mit einem Mann ein, den ich nicht liebe. Ihr benehmt euch wie wilde Tiere." argumentierte ich. Sean lachte.

"Liebe? Oh, Prinzessin. Sowas gibt es doch nicht. Dieses Zeugs bilden sich die Menschen nur ein. Es geht um Lust und Verlangen. Um Korperkontakt. Weißt du eigentlich wie geil es ist zu ficken und dabei das Blut zu teilen? Soll ich es dir zeigen?"

Entsetzt riss ich meine Augen weit auf. Ich dachte, Sean hätte längst aufgegeben, mich für sich zu gewinnen, schon allein weil Jake mich auch wollte, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Er trat näher an das Bett und fuhr mir mit seiner Hand über meine Haare. Sofort sprang ich auf und fauchte ihn mit roten Augen an.

"Niemals! Fass mich nicht an, Sean! Ich werde mich nie einen von euch hingeben! Begreift das doch endlich!"

Sean lachte und legte sich auf das Bett.
"Naja entweder wir beide treiben es hier jetzt wie die wilden Tiere, oder wir gehen ins Anwesen zurück. Deine Entscheidung, Prinzessin."

Ich knurrte ihn an. Ich wusste mir blieb keine andere Wahl. Er würde nicht eher Ruhe geben ehe ich mich fügte.
"Na schön. Ich gehe nach Hause. Zufrieden?"

Sean nickte und hatte ein Siegergesicht. Brummend verließ ich anschließend mit ihm das Motelzimmer und wir kehrten zurück in das Anwesen. Nachts war hier wenigstens kaum was los, da die meisten vom Clan ausgeflogen waren um sich zu amüsieren. Aber darunter verstanden sie etwas ganz anderes als ich oder Menschen.

Sean war ich wenigstens jetzt los, daher schloss ich mich in meinen Zimmer ein. Am liebsten würde ich jetzt anfangen zu schreiben. Alles was ich heute erlebt hatte, wollte ich in meinen Tagebuch notieren um so all die Gefühle und negativen Gedanken los zu werden. Aber das konnte ich nicht. Mein Laptop war weg. Er lag im Wald. Zerstört. Nichts davon hatte ich retten können. Dieser Werwolf hatte mir keine Chance dazu gelassen. Ich konnte nicht einmal sagen, ob er das aus purer Boshaftigkeit getan hatte, oder weil er kurz davor war die Kontrolle zu verlieren. Aber eine Frage stellte sich mir trotzdem. Wieso hat er mich fort gejagt und nicht sofort versucht zu töten? Er hätte mich bloß beißen müssen. Also warum hat er es nicht einfach getan?

All meine Fragen würden wohl unbeantwortet bleiben. Zu meinen Glück hatte ich die restliche Nacht meine Ruhe. Hier und da drangen zwar Geräusche zu meinen Ohren, aber ich versuchte sie so gut es ging auszublenden. Irgendwann setzte ich mir dann Kopfhörer auf, drehte die Musik ganz laut und begann einige Mails meiner Fans, die sie mir immer wieder schrieben, mit meinen Handy zu beantworten. Vampire schliefen ja nicht. Wir waren lebendige Leichen. Aber ich vermisste es. Ich vermisste es zu träumen.

Cursed Beings - A supernatural loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt