Lügen, mein gesamtes Leben besteht aus Lügen und ich bin selbst daran schuld. Ob es ein Unfall war? Nein. Ich habe es schon immer freiwillig getan, habe schon immer allen ohne Zwang vorgelogen, dass ich so bin, wie ich bin.
Das Kleid, das ich gerade trage und von mir als mein Lieblingskleid betitelt wird? Ich hasse es. Es ist einfach nur langweilig oder eher gesagt ziemlich 0815 und noch dazu ist es für meinen Geschmack viel zu eng.
Dann wären da meine Haare, die gelockt über meine Schultern hängen. Damit sie so aussehen, wie sie es gerade tun, habe ich eine ganze halbe Stunde mit dem Lockenstab vor dem Spiegel vergeudet. Eigentlich würde ich lieber einen lockeren Dutt tragen. So einen wie Samantha aus dem Kunstunterricht, aber dann dürfte ich mir wohl von Emilia und Allison anhören was für ein Ungetüm ich da bitte auf dem Kopf habe.
Und apropos Emilia und Allison. Mit den beiden beliebten Modetussis bin ich eigentlich auch nur befreundet, da sie sozusagen bestimmen wer auf unserer Highschool beliebt ist, wer gemobbt wird und so weiter. Da ist es dann auch ziemlich selbsterklärend, dass ich lieber eine Freundschaft mit ihnen gewählt habe, als dass nicht nur mein Ruf, sondern auch der meines Vaters durch den Dreck gezogen wird. Sebastian Johnson ist nämlich nicht nur irgendwer, sondern der CEO der drittgrößten Firma in Kalifornien und was würde man nur sagen, wenn herauskommen würde, dass seine Tochter in der Schule gehänselt wird? Ich denke man versteht schon was ich meine.
Seufzend zupfe ich eine Strähne aus meinem Gesicht und sehe zum Fenster.
Und das ist ja nur ein kleiner Bruchteil aller Lügen.
Ich schlucke, dann wende ich meinen Blick ab und greife nach meiner Handtasche in der sich meine Schulsachen befinden. Zwar ist sie mehr als unpraktisch, da ich stopfen musste, um alles, was ich brauche, hinein zu bekommen, aber immerhin bekomme ich dadurch Bonuspunkte bei meinen beiden „Freundinnen". Als Nächstes trete ich auch schon aus meinem Zimmer und begebe mich nach unten in die Küche. Mein Vater sitzt mit einer dampfenden Tasse Kaffee am Tisch und hat seine Nase in irgendeiner Zeitung vergraben. Als er mich bemerkt sieht er auf.
„Guten Morgen! Schön siehst du aus!", der Braunhaarige lächelt mich gut gelaunt an und ich setze ebenfalls eine Lächeln auf.
Tatsächlich ist es zum größten Teil echt, denn auch wenn ich das Kleid nicht ausstehen kann, freue ich mich immer darüber so etwas von meinem Vater zu hören.
„Danke Dad! Dir auch einen guten Morgen.", ich setze mich zu ihm und stelle meine Tasche neben mir ab.
Daraufhin zwinkert er mir zu und schon ist er wieder in der Zeitschrift versunken. Leise ausatmend lasse ich meinen Blick über den Tisch gleiten und bleibe an unserem Obstkorb hängen. Ganz automatisch strecke ich meine Hände nach ein paar Äpfeln aus. Nicht etwa um sie zu essen, nein, sondern um sie zu stapeln, mit ihnen rumzuspielen, denn gerade ist es noch viel zu früh, um in die Schule zu fahren.
Konzentriert platziere ich also einen Apfel auf dem anderen und-
„Tessa! Hör auf damit!", meine Mutter steht auf einmal neben mir, räumt meine Skulptur wieder ab und drückt mir eine der Früchte in die Hand. „Iss lieber einen."
Ich sehe zu ihr auf und presse meine Lippen aufeinander, dann nicke ich.
„Na gut. Morgen Mom."
Die Blonde lächelt und tätschelt mir die Schulter. Im nächsten Moment beäugt sie mich auch schon wieder kritisch.
„Du siehst ein wenig müde aus. Vielleicht hättest du doch bei meiner morgendlichen Runde um den Park mitkommen sollen. Du warst nun schon drei Tage nicht mehr dabei.", meint sie tadelnd.
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Lies | Taddl
Teen FictionTessas Leben könnte nicht besser laufen: Sie ist beliebt in der Schule, hat gute Noten, viele Freunde und kommt mit ihren Eltern super zurecht. Was aber niemand weiß: Das alles basiert auf Lügen, denn Tessa spielt diese Rolle nur, um mit Jedem gut...