s i e b e n u n d d r e i ß i g

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Zuerst küssen wir uns ganz sanft. Ein Kribbeln zieht sich durch meinen Körper und ich lächele gegen TJs Lippen, spüre dass er dasselbe tut. Dann, nach einer Weile, ist da mehr Verlangen und wir vertiefen den Kuss. Ich lasse zu, dass er mit seiner Zunge über meine Unterlippe fährt und gewähre ihm den Einlass, ehe sich unsere Zungen anstupsen. Anfangs nur leicht, dann wird der Kuss wilder und wir drängen uns aneinander. Seine Hände sind überall an meinem Körper, während ich ihm durch seine Haare raufe. Gerade als ich sie aber nach unten wandern lasse, sie an seine Brust lege, seinen Oberkörper auf und ab fahre, unterbricht er den Kuss und drückt mich sanft von sich.

Noch schnell atmend sehe ich den Tätowierten verwirrt an, aber er schüttelt nur den Kopf und nickt dann Richtung Haus.

„Geh jetzt besser duschen, sonst erkältest du dich noch.", meint er.

Ich schlucke.

„Oh, uhm, ja.", stammele ich. „Dann, äh, mache ich das mal."

Mich räuspernd weiche ich von ihm, dann verlasse ich den See und trockne mich leicht mit dem Handtuch, das ich auf die Terrasse gelegt habe, ab. Dabei schaue ich vorsichtig zu TJ, doch mittlerweile schwimmt er wieder weiter hinaus und bemerkt dies gar nicht. Seufzend wickele ich den Stoff um mich und verschränke die Arme vor der Brust.

Warum hat er den Kuss gestoppt? Warum hat er nicht mehr zugelassen? Es hätte ja schön werden können? Oder nicht mal Sex, sondern wieder nur Oralverkehr oder Handjobs.

Ich presse meine Lippen aufeinander, dann atme ich aus und schüttele den Kopf.

Naja, ist jetzt auch egal. Ich sollte mich wirklich aufwärmen.

Mit diesem Gedanken gehe ich rein, schnappe mir von oben frische Klamotten und mein Duschzeug und gehe ins Bad. Nachdem ich wieder sauber und angezogen bin kämme ich mir eigentlich nur noch die Haare, creme mein Gesicht ein und benütze Deo, dann trete ich nach draußen. TJ ist immer noch nicht da. So langsam könnte ihm aber doch ziemlich kalt sein. Mit zusammengezogenen Augenbrauen gehe ich erneut ins Freie und stelle mich an den Rand der Terrasse. Tatsächlich zieht er weiterhin seine Runden und ein wenig Sorge kommt in mir auf.

Warum macht er das? Warum quält er sich jetzt mit diesem kalten Wasser?

Genau deshalb, beschließe ich dem Ganzen, hoffentlich, ein Ende zu bereiten.

„Willst du nicht auch langsam duschen?", schreie ich. „Das muss doch mittlerweile eisig sein!"

Er scheint mich zu hören, denn im nächsten Moment unterbricht er seine Bahn, die er gerade zieht, und guckt zu mir. Erst verweilt er an Ort und Stelle, wirkt so als ob er zögert, doch dann schwimmt er endlich aufs Ufer zu. Ich atme erleichtert aus, dann nehme ich mir sein Handtuch und komme ihm entgegen. Als er vor mir steht erkenne ich, dass seine Lippen ganz blau sind. Stutzend reiche ich ihm das Handtuch.

„Warum bist du nicht früher raus?", frage ich.

TJ zuckt mit den Schultern.

„Weil halt."

Er trocknet sich ab, dann läuft er an mir vorbei und ich blicke ihm besorgt nach.

Warum kann er mir nicht einfach vertrauen? Ich schenke ihm so viel Vertrauen und er...

Ich lasse meine Schultern hängen und gehe ebenfalls zurück ins Haus. Während TJ duscht stelle ich eine kleine Einkaufsliste zusammen. Mittlerweile ist es 16 Uhr, also wäre es wohl besser langsam alles zu besorgen. Hunger habe ich außerdem auch noch.

Als ich fertig bin schreibe ich meinen Eltern, dass ich mit Jessica weg bin. Sie sind zwar überrascht, da ich sonst nie derart spontan bin, aber wünschen mir eine schöne Zeit und so warte ich ungeduldig, aber auch etwas bangend auf den Tätowierten, doch als er dann auftaucht, ist er wieder ganz der Alte. Dies lässt mich alles andere als kalt, aber es ist wohl besser am Ende des Urlaubs mit ihm zu reden, als es mir jetzt mit ihm zu verscherzen.

Lies | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt