s i e b e n u n d f ü n f z i g

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Der Tätowierte wirkt total fertig und so als ob er kaum geschlafen hat. Unter seinen Augen liegen tiefe Augenringe und auch seine Haare sind ungezähmt, was mir gleich wieder ein schlechtes Gewissen bereitet, doch gleichzeitig kann ich die Sache mit Georgia nicht so einfach vergessen.

Während wir an TJ vorbeifahren, ducke ich mich  leicht und hoffe einfach, dass er uns nicht erkennt.  Als wir dann schließlich parken, bange ich schon, dass wir gleich von ihm aufgehalten werden, aber er scheint uns gar nicht bemerkt zu haben, was sicherlich daran liegt, dass Jessica meist bei Dave mitfährt. Trotzdem geben wir natürlich weiterhin Acht als wir uns durch ein paar Büsche zum Vorplatz der Cafeteria schleichen und durch diese dann das Schulhaus betreten. Vor dem Raum des Mathekurses verabschiedet sich Jess von mir und überlässt mich Amy, die schon auf mich wartet.

„Alles gut gelaufen?", frägt sie, während wir in das Zimmer gehen.

Ich nicke leicht.

„Ja, zum Glück. Ich bin trotzdem total nervös...", antworte ich und lasse mich auf meinem Stuhl nieder.

Dabei gucke ich zur Tür in der Angst TJ gleich zu sehen, doch gerade betreten nur andere Mitschüler den Raum. Seufzend fange ich an mein Mäppchen und meinen Schulordner hervorzukramen, dann wende ich mich zu Amy, da ich es nicht aushalte die ganze Zeit auf die Tür zu starren.

„Das wird schon.", versucht sie mich gleich aufzumuntern und drückt meine Hand, die auf meinem Oberschenkel liegt. „Ich bin ja da."

Sie lächelt mich an und ich erwidere kurz, dann höre ich die Stimme unseres Lehrers und blicke nach vorne. Dabei gleiten meine Augen wieder über die Tür und bleiben an einem blauen Augenpaar hängen. Sofort spannt sich alles in mir an und ich wende den Blick von TJ ab.

„Tjarks. Sie sind zu spät.", vernehme ich Mr Miller ihn ermahnen.

„Sorry, wird nicht wieder vorkommen.", murmelt TJ nur, dann setzt er sich auf seinen Platz.

Bangend starre ich immer noch auf meinen Ordner und natürlich passiert das, was passieren musste. Er dreht sich zu mir um.

„Warum ignorierst du mich Tessa?", frägt er leise, jedoch auch etwas verärgert.

Ich antworte ihm nicht und presse stattdessen meine Lippen aufeinander, tue so als ob ich ihn nicht gehört hätte.

„Bitte rede mit mir.", fleht der Tätowierte als Nächstes und seine Stimme klingt sanfter.

Wieder bleibe ich stumm.

„Sag mir wenigstens was ich gemacht habe.", nun seufzt er.

Mir schnürt sich die Kehle zu und allmählich wird es wirklich schwer ihn zu ignorieren, doch zum Glück greift Amy ein.

„Du weißt ganz genau was du gemacht hast.", zischt sie ihn an und als ich zur ihr sehe, wirft sie TJ einen verächtlichen Blick zu.

Schon will dieser zu einer Antwort ansetzen, doch jetzt reicht es Mr Miller.

„Wenn ihr ratschen wollt, geht ihr bitte raus!", er sieht uns alle streng an und sofort entschuldigen wir uns.

Tatsächlich hält sich TJ sogar an die Ermahnung und schweigt bis zum Ende des Unterricht worüber ich mehr als froh bin und mich daher etwas entspanne, doch je näher der Gong zur nächsten Stunde kommt, desto nervöser werde ich wieder. Immer wieder gucke ich Hilfe suchend zu Amy, die mir daraufhin durch Blicke zu sagen versucht, dass alles gut werden wird. Ich will ihr glauben, doch es ist schwer so direkt mit TJ vor der Nase.

Kurz bevor die Stunde um ist, fängt Amy schließlich an zusammenzupacken und gibt mir ein Zeichen es ihr gleich zu tun, dann, direkt als es gongt, springen wir auf und verlassen das Klassenzimmer so schnell wie möglich. Ein Blick hinter mich verrät mir, dass TJ uns gleich auf den Fersen ist, doch glücklicherweise schaffen wir es ihn durch die Menge an Schülern, die nun in die Gänge strömt, abzuhängen. Mein Herz pocht dabei unglaublich schnell und vor lauter Aufregung wird mir wieder ganz schlecht. Genau deshalb steuere ich dann auch gleich die Mädchentoiletten an und stütze mich schwer atmend auf eines der Waschbecken.

Lies | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt