f ü n f z e h n

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Perplex sehe ich TJ an.

„Und...warum?", will ich wissen.

Der Größere zuckt mit den Schultern, setzt sich auf und klopft dann neben sich.

„Naja, ich hatte dir doch geschrieben, dass wir das Plakat zusammen machen, damit ich dich unter anderem noch besser kennen lernen kann. Jetzt wäre dafür ne gute Möglichkeit.", erklärt er. „Ich will dich einfach besser einschätzen können, um dich so wenig wie möglich mit der Umsetzung der Liste zu überfordern."

Zweifelnd mustere ich ihn.

Irgendwie hat er ja recht, aber andererseits hab ich ihm ja schon viel anvertraut. Ob es da noch viel zu erzählen gibt?

Trotzdem lasse ich mich schließlich neben TJ nieder.

„Nun gut.", ich atme aus. „Was willst du wissen?"

Unsere Blicke treffen sich und der Blonde überlegt.

„Hm...fangen wir doch einfach mal von Anfang an an.", sagt er irgendwann. „Hast du hier schon immer gelebt?"

Nickend streiche ich mir meine Haare nach hinten.

„Tatsächlich ja.", ich schmunzele. „Ich wurde in LA geboren und habe auch schon immer hier gelebt. Über die Jahre hinweg hat das Haus zwar einige Renovierungen durchlebt oder es gab ein paar Anbauten, aber ich bin noch nie umgezogen."

Wieder schaue ich TJ an, da ich während dem erzählen ein wenig in meinem Zimmer umher gesehen habe und erkenne, dass seine blauen Augen irgendwie leicht trüb und abwesend wirken, doch dann nickt er und lächelt.

„Klingt cool.", antwortet der Tätowierte. „Lebst du hier gerne?"

„Oh ja.", sogleich erwidere ich das Lächeln, ignoriere die Fragen, die sein leerer Blick in mir hat aufkommen lassen. „Ich liebe unser Haus. Mein Zimmer ist super und der Rest fühlt sich auch total passend an. Selbst die Gegend hier in den Beverly Hills ist richtig angenehm, weil hier recht wenig Verkehr herrscht. Zumindest für LAs Verhältnisse, aber vielleicht liegt das auch einfach nur daran, dass ich das Privileg habe die Tochter eines ziemlich reichen Mannes zu sein."

Ich spüre wie ich etwas rot werde, denn dieses Thema ist mir ein wenig unangenehm. Mit Reichtum zu protzen oder es auch nur zu erwähnen war nie meins. Zum einen sehe ich keinen Sinn dahinter und zum anderen bringt es auch ein paar Nachteile. Viele Leute sehen einen einfach so als arrogant an oder wollen nur mit dir befreundet sein, um ihr eigenes Image aufzupolieren oder weil sie sich daraus etwas erhoffen. Mit den Jahren habe ich natürlich gelernt wie ich herausfinden kann, wer es mit mir ernst meint und wer nicht, aber es ist trotzdem noch immer wieder verletzend. Manchmal würde ich deshalb sogar so weit gehen zu sagen, dass ich lieber in der Mittelschicht leben würde.

TJ lacht nun leise.

„Das kann schon sein, aber freut mich, dass du dich zumindest hier wohl fühlst.", sagt er. „Und wie sieht es mit deinen Eltern aus? Wie sind sie so? Hast du ein gutes Verhältnis zu ihnen?"

Sogleich geht dieses unangenehme Gefühl weg und wird durch ein anderes ausgetauscht.

„Naja...", ich kratze mich im Nacken. „Wir verstehen uns eigentlich super. Ich war aber auch nie jemand, der rebelliert hat oder auf Streit aus war. Mir ist es lieber, wenn ich mich mit jedem so gut verstehe, dass keine Probleme auftauchen können." Ich verstumme und der Größere nickt, dann bedeutet er mir fortzufahren. „Und wie sie so sind? Sehr nett. Und recht tolerant. Alles in einem würde ich sie als ziemlich entspannt bezeichnen. In meiner Kindheit gab es nie große Einschränkungen, aber ich habe halt auch schon von klein auf beigebracht bekommen wie ich mich zu verhalten habe und was ich tun darf und was ich sein lassen soll." Ich zucke mit meinen Schultern. „Es war eigentlich auch nie etwas dabei, was mich arg gestört hat, also kann ich mich da nicht beschweren. Das Einzige, das mir Sorgen bereitet ist einfach der Stand meiner Eltern." Seufzend sehe ich auf meine Hände. „Weißt du...wenn du in der Oberschicht bist und dein Vater CEO einer großen Firma ist, dann erwarten die Leute halt auch viel von dir. Du kannst dir keine großen Patzer leisten, sonst wirkt sich das gleich negativ aufs Geschäft oder den Ruf deiner Familie aus. Deshalb habe ich mich unter anderem auch dazu entschieden niemals so zu sein wie Crystal es war. Nicht nur, weil sie meine Eltern enttäuscht hat, sondern auch, da zu dieser Zeit viel negativ über uns geredet wurde, denn natürlich blieb das Verhalten meiner Schwester nicht unbemerkt." Nun schaue ich doch wieder zu TJ, der mich aufmerksam ansieht. „Da ist halt einfach ziemlich viel Druck und es macht mir Angst. Was wenn ich mit meiner Änderung die Karriere meiner Eltern gefährde? Das bereitet mir am meisten Sorgen. Sonst eigentlich nichts. Meine Mutter gibt zwar häufig Kommentare zu meinem Aussehen ab, meist positiv, aber sie sagt halt auch, wenn ihr etwas nicht gefällt. Das lässt mich mich auch oft unwohl fühlen, doch das mit der Arbeit meines Vaters ist echt das Problematischste."

Lies | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt