a c h t u n d v i e r z i g

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Der Schock trifft mich mit voller Wucht und ich verschlucke mich fast an dem Getränk, das ich soeben an meine Lippen geführt habe. TJs Augen mustern mich neugierig, während ich versuche mir nicht anmerken zu lassen wie sehr er mich aus der Fassung gebracht hat. Ich räuspere mich und stelle die Dose zurück auf den Tisch, dann atme ich zittrig aus.

„Oh, uhm.", ich kratze mich im Nacken, suche nach Worten, die mich aus dieser Situation retten könnten, denn nach der Sache, die ich gerade eben erfahren habe, kann ich ihm einfach nicht die Wahrheit gestehen. „Nicht wirklich. Nein."

Mehr fällt mir nicht ein und ich fühle mich deshalb unglaublich lächerlich, besonders als mein Gegenüber daraufhin eine Augenbraue nach oben zieht und mich prüfend betrachtet.

„Nicht wirklich?", hakt er nach. „Wie ist das gemeint?"

Sogleich bekomme ich nur noch mehr Herzrasen und weiche TJs Blick aus.

„Naja, uhm...", ich schlucke. „Vielleicht eine Schwärmerei?"

Im selben Moment in dem ich diese Worte ausspreche, bereue ich es. Ich bereue es unglaublich und würde am liebsten im Erdboden versinken, vor allem, da mich der Tätowierte nun total interessiert ansieht.

„Und wer ist die glückliche Person?", natürlich musste diese Frage kommen.

Innerlich fluchend starre ich auf meine Hände, beiße mir feste auf die Lippe und dann schießt es mir durch den Kopf, meine Rettung. Zumindest fürs Erste.

„Ich bin dran.", sage ich, atme tief ein und schaue zu TJ auf.

Er schnaubt und verdreht die Augen.

„Na gut.", er nickt leicht. „Was willst du wissen?"

„Uh...", überlege ich laut, habe mir noch gar nichts überlegend und schaue mich daher etwas suchend um.

Mein Blick bleibt an den DVDs, die er mitgenommen hat, hängen.

„Welcher ist dein Lieblingsfilm von Hitchcock und warum?", schießt es aus mir.

Ganz kurz höre ich TJ seufzen, doch dann widmet er sich tatsächlich meiner Frage und wirkt nachdenklich. Etwa eine halbe Minute vergeht, bis er mir antwortet und überraschenderweise tut er das nicht nur in zwei knappen Sätzen, nein, er erklärt es mir richtig ausführlich und ich merke wie immer mehr Spannung von mir abfällt. An die fünf Minuten vergehen, bis das Thema komplett behandelt ist, wobei ich auch noch mehr kleinere Fragen gestellt habe, um alles besser verstehen zu können und dann ist er wieder dran.

Unbewusst halte ich die Luft an, nehme wieder einen großen Schluck vom Energydrink und dann ist sie da wieder. Diese verdammte Frage.

„Also.", TJ lehnt sich etwas zurück und beäugt mich wachsam. „Um wen geht es denn nun?"

Mist.

Mist, Mist, Mist.

Es ist wirklich zum verrückt werden.

Warum muss ihn das nur so sehr interessieren?

Gedanken über Gedanken strömen durch meinen Kopf, suchen nach einem Ausweg, nach einer Ausrede, die ich ihm auftischen kann. Ich könnte ihm einfach einen beliebigen Namen nennen und fertig, doch sicherlich würde er sobald er wieder dran ist weiter nachhaken, also muss ich doch etwas mehr nachdenken. Cedric kann ich nicht mehr nehmen, da er sich ja als totaler Idiot entpuppt hat und Evan ist auch aus dem Spiel. Meine anderen männlichen Freunden sind so gut wie tabu, da ich ihnen das niemals antun könnte und nun bleibt eigentlich niemand mehr übrig, dem ich einigermaßen nahe stehe. Meine Lippe bebt, während ich verzweifelt nach einer Lösung fahnde, während ich die letzten Wochen im Kopf durchgehe und endlich bleibe ich bei wem hängen. Mason. Der Kellner, der zusammen mit Stella im Diner arbeitet, das TJ mir gezeigt hatte.

Lies | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt