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Am darauffolgenden Morgen gehe ich tatsächlich dem Versprechen vom Vortag nach und laufe eine Runde mit meiner Mutter. Am Anfang hält sich meine Begeisterung zwar noch in Grenzen, doch irgendwann ist es wirklich besser als gedacht. Mom hatte recht damit, dass man dadurch viel wacher und aktiver in den Tag startet und eigentlich sollte ich das aus Erfahrung auch wissen, doch irgendwie schafft es mein innerer Schweinehund doch immer wieder mich nur an das Negative denken zu lassen, was hier das frühe Aufstehen wäre und naja... die Tatsache, dass es Sport ist.

Wir joggen also gemütlich durch die Innenstadt bis zum nächst gelegenen Park und beginnen unsere Runde dort so richtig. Obwohl es gerade mal sechs Uhr ist tummeln sich dort schon recht viele Menschen, was aber wohl kein Wunder ist, wenn man in Los Angeles lebt. Ein paar gehen mit ihren Hunden spazieren, ein paar mit ihren Kindern, die viel zu früh wach geworden sind, und einige sind ebenfalls zum Joggen hier. Eine Weile beobachte ich die Umgebung schweigend und laufe einfach nur neben meiner Mutter her, doch irgendwann verwickeln wir uns doch noch in ein Gespräch. So erzähle ich ihr einfach ein bisschen vom gestrigen Tag, wobei ich TJ nicht erwähne, und auch von der Party am Samstag, da ich das bisher total vergessen hatte. Das ist aber auch absolut kein Problem. Im Gegenteil. Sie freut sich richtig für mich und meint, dass ich meine jungen Jahre genießen soll, aber es auch nicht allzu sehr übertreiben soll.

Mir ist klar worauf sie hinaus will, denn Crystal hatte früher mal eine Phase in der sie jede Woche beim Feiern war und erst spät nachts betrunken nach Hause gekommen ist. Das fanden meine Eltern eher nicht so toll, weshalb ich in den letzten Jahren auch eher die Finger von Partys und Alkohol gelassen habe. Zumindest erspart mir das die ständigen Predigten, die Crys damals bekommen hat, auch wenn ich gerne mal einen Fick darauf geben würde und mich so richtig gehen lassen würde. Einfach Spaß haben und nicht an all die Lügen, die ich jedem vorlebe, denken.

Eine ganze Weile reden wir noch über das Schuljahr und wann ich meine Bewerbungen für die Unis einreichen will, doch glücklicherweise kann ich irgendwann das Thema wechseln, denn wenn ich ehrlich bin weiß ich noch überhaupt nicht was ich machen will und bin mir absolut nicht damit sicher, ob ich auch bei diesem Thema die Lügen weiterführen will, etwas wählen soll, was meine Mitmenschen zufrieden stellt.

Nachdem die Runde um den Park hinter uns liegt, laufen wir über einen neuen Weg nach Hause in die Beverly Hills. Dabei kommen wir durch ziemlich zugebaute Straßen und nach einiger Zeit erinnere ich mich wieder ein wenig an die Umgebung. Als ich kleiner war sind wir hier öfter entlang spaziert, da der Verkehr hier eher ruhig ist. Neugierig sehe ich mich um, bemerke all die Veränderungen und dann bleibe ich an einem älteren Haus hängen. Ich kann mich besinnen, dass dieses eigentlich immer leer gestanden hat, doch nun sieht es ganz danach aus, als ob es auch endlich wieder einen Eigentümer hat oder vielleicht auch Mehrere, da einige Autos in der Einfahrt stehen.

Und eines kommt mir recht bekannt vor: Ein alter schwarzer Ford Mustang.

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Sicherlich ist das nur ein Zufall. In LA haben bestimmt mehrere Leute dieses Auto und nicht nur TJ. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass es doch seines ist. Wir kommen dem Gebäude immer näher und beim Vorbeijoggen bestätigt sich mir mein Verdacht. Da ist der selbe Kratzer auf der Motorhaube, den ich gestern schon gesehen hatte, als TJ weggefahren war. Ein wirklich schöner Oldtimer, doch er bringt Erinnerungen an gestern und einen bitteren Beigeschmack mit sich.

Seufzend hole ich zu meiner Mutter auf, da ich durch meine Neugier etwas zurückgefallen bin und laufe wieder schweigend neben ihr her.

„Alles gut?", frägt sie mich auf einmal.

Scheinbar hat sie den Umschlag meiner Laune bemerkt.

„Oh.", ich schlucke und überlege mir auf die Schnelle eine Ausrede. „Ich musste nur daran denken, dass heute wieder die erste Theaterstunde ist. Hoffentlich wählt der Professor ein besseres Stück als letztes Jahr."

Lies | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt