s e c h s u n d z w a n z i g

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Eine ganze Weile laufe ich noch weiter und bleibe im Schulgarten schließlich stehen. Schnell atmend stütze ich mich auf meine Knie, dann richte ich mich auf und schlage meine Hände über meinem Kopf zusammen.

„Shit.", murmele ich und gehe orientierungslos umher, während mein Blick sich in der Leere verliert.

Irgendwann mache ich wieder Halt und lasse meine Arme samt Schultern hängen. Kopfschüttelnd sehe ich zu Boden.

Irgendwie ist es doch nicht so einfach wie gedacht meinen Plan in die Tat umzusetzen. Diese negativen Gedanken, also dass ich nur ein Zeitvertreib für TJ bin, machen mir viel zu sehr zu schaffen.

Mir auf die Lippe beißend setze ich mich auf eine der Bänke und stütze meinen Kopf auf meine Hände. Ich seufze, dann höre ich auf einmal jemanden meinen Namen rufen.

Tatsächlich muss ich nicht mal hinsehen, um zu erkennen, dass es TJ ist, der auch schon wenig später neben mir steht. Sein Blick brennt auf mir und trotzdem sehe ich nicht auf, traue mich einfach nicht.

„Was ist los?", frägt er mich und hockt sich zu mir.

Ein paar Sekunde der Stille vergehen bis ich mich dazu bringen kann aufzuschauen.

„Weiß nicht. Ich hatte einfach Angst.", ich zucke mit den Schultern, will ihm nicht die Wahrheit erzählen, aber ihn auch nicht anlügen.

Gelogen habe ich schon viel zu lang und viel zu oft.

TJ runzelt die Stirn.

„Vor dem Kuss?", er lacht trocken auf. „Gestern sah es noch ganz anders aus."

Ein amüsiertes Grinsen liegt auf seinen Lippen, ich hingegen verdrehe die Augen.

„Nein, wegen den ganzen Leuten, aber schön, dass wir auch mal darüber reden.", meine Antwort ist etwas zickiger als beabsichtigt, doch irgendwie ist mir das auch gleich wieder egal.

Nun verschränkt der Größere die Arme vor der Brust.

„Wie meinst du das?", will er wissen und legt den Kopf leicht schief.

Genervt ausatmend wende ich kurz den Blick ab, fixiere seine blauen Augen aber gleich wieder.

„Ernsthaft? Wie ich das meine? Letztens küsst du mich einfach so und dann das was gestern passiert ist?? Wir haben bisher absolut kein Wort darüber verloren und du frägst mich was ich meine?", aufgebracht stehe ich auf und umschlinge meinen Oberkörper mit meinen Armen.

TJ sieht nun ehrlich überrascht aus, zumindest für einen Moment, denn im nächsten zieht er seine Augenbrauen zusammen und erhebt sich ebenfalls.

„Ja woher soll ich denn wissen, dass du darüber reden willst?!", sein Tonfall ist nun auch genervt und er wirft die Arme in die Luft.

Grimmig schaut er mich an und ich funkele ihn ebenso böse an.

„Keine Ahnung? Ist es nicht normal über sowas zu reden?", fauche ich, seufze dann und fahre mit übers Gesicht.

Zwischen uns herrscht nun wieder Schweigen und irgendwann atmet TJ aus.

„Hör zu. Für mich nicht. Sowas passiert halt einfach.", fängt er an zu erklären. „Meistens nur einmal, das muss ich zugeben, aber warum sollte ich darüber reden, wenn ich mir nicht viel dabei gedacht habe?"

Meine Augen weiten sich nun kaum merklich und ein scharfer Schmerz macht sich in meiner Brust breit. Sogleich wende ich meine Augen von ihm ab und starre stattdessen zum Kräuterbeet. Diese Worte haben mich immens getroffen, auch wenn mir klar ist, dass ich mich im Moment eher noch in der Phase der Schwärmerei befinde.

Lies | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt