f ü n f u n d d r e i ß i g

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Auf diese Worte hin atmet TJ aus und sieht zu Boden. Ich höre ihn amüsiert schnauben.

„Das habe ich wohl verdient...", meint er leise.

„Und wie du das verdient hast!", zische ich, dann mache ich mich von seiner Hand los und reibe mir mein Gelenk.

Seine blauen Augen treffen auf meine, die ihn verengt betrachten, und er schluckt, dann sieht er kurz hinter sich zu seiner Mutter, die noch in der Haustür steht. Scheinbar scheint sie zu verstehen, dass wir jetzt etwas Privatsphäre brauchen, denn im nächsten Moment verschwindet sie und TJ guckt wieder zu mir. Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, wirkt aber unentschlossen und schließt ihn wieder. Stirnrunzelnd schaue ich ihn an, dann atme ich genervt aus und wende mich zum Gehen. Eigentlich hatte ich gerade doch tatsächlich gehofft, dass er sich entschuldigt, aber dass er nicht mal die Worte dafür findet, habe ich nicht erwartet.

Weit komme ich trotzdem nicht, denn keine Sekunde später holt der Größere zu mir auf, läuft neben mir her.

„Es tut mir leid, okay?", sagt er.

Mit einem Mal bleibe ich stehen.

„Wow. Lächerlich.", gebe ich von mir und schnaube.

„Na was soll ich denn sonst sagen?", TJ fährt sich durch die Haare und sieht mich fragend an.

Ich verdrehe meine Augen und werfe meine Arme in die Luft. Mir reicht es und mit einem Mal platzt alles aus mir.

„Na vielleicht was dir leid tut?!", blaffe ich. „Tut es dir leid mich eben aufgehalten zu haben? Tut es dir leid mich ignoriert zu haben? Tut es dir leid mich wie das letzte Stück Dreck behandelt zu haben, huh?!"

Eindringlich schaue ich zu ihm herauf und wenn Blicke töten können, wäre er mausetot. TJ presst seine Lippen aufeinander, steckt seine Hände in seine Hosentaschen und wendet seine Augen betreten zu Boden.

„Ich weiß doch...", murmelt er und nun muss ich falsch lachen.

„Dann sag mir das doch!", fauche ich im nächsten Moment. „Sag mir was dir verdammt nochmal leid tut!"

Er atmet aus.

„All das tut mir leid.", sagt er schließlich und sieht auf. „All das. Wirklich Tessa, ich hätte meinen Frust und meine Wut nicht an dir auslassen dürfen. Besonders wo du doch nur helfen wolltest."

Ehrlichkeit liegt in seinen Augen und ich schließe meinen Mund immer noch etwas angesäuert, danach fahre ich mir seufzend übers Gesicht.

„Das kann ich schon mehr akzeptieren.", erwidere ich, dann mache ich einen Schritt auf ihn zu und bohre ihm meinen Finger in die Brust. „Ich bin aber trotzdem noch wütend, klar?"

TJ schmunzelt leicht traurig.

„Verständlich.", spricht er leise aus. „Wäre ich auch..."

„Und warum hast du dich dann so verhalten?", frage ich sogleich.

„Weil...", er zögert. „Weil..."

Wieder stoppt er und rauft sich durch die Haare. Irritiert mustere ich ihn, dann stoße ich Luft aus, setze mich an den Rand des Gehwegs und klopfe neben mich. Nach ein paar Sekunden gesellt sich der Tätowierte zu mir.

„Hast du Probleme mit deiner Familie?", will ich wissen.

Perplex sieht er mich an, scheint ehrlich überrascht zu sein und bekommt erneut kein Wort heraus. Ich seufze wieder.

„Haben dich deine Freunde am Wochenende verärgert?"

Fragend sehe ich ihn an und bemerke, dass er wieder zweifelt, doch dann passiert etwas Erstaunliches.

Lies | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt