s e c h s u n d f ü n f z i g

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In der Nacht wird alles wieder schlimmer. Ich bekomme vor lauter Gedanken kaum ein Auge zu und würde wahrscheinlich nur noch weinen, wenn meine ganzen Tränen nicht schon verbraucht wären. Kraftlos liege ich in meinem Bett, wechsele immer wieder meine Position in der Hoffnung doch noch etwas Schlaf abzubekommen, aber mein Kopf meint es einfach nicht gut mit mir. Wieder und wieder, fast wie ein Lied auf Dauerschleife, wiederholt sich das, was Crystal mir erzählt hat in meinem Kopf. Ich kann immer noch nicht ganz fassen, dass es die Wahrheit ist, aber die Bilder waren Beweis genug. TJ heißt Thaddeus Tjarks und er kommt auch aus Lawrence. Bei diesem besonderen Namen kann es keine Verwechselung geben, obwohl ich das insgeheim immer noch hoffe.

Abgesehen davon fühle ich mich aber auch richtig schlecht, da ich ihn ohne Vorwarnung blockiert habe. Er hat absolut keine Ahnung was passiert ist, aber ich weiß einfach nicht wie ich anders an die Sache hätte rangehen sollen. Gerade kann ich einfach nicht mit ihm reden. Dafür bin ich zu verletzt und wütend. Irgendwann werde ich das zwar schon tun, da TJ das ja auch irgendwie verdient hat, aber nun muss ich erst mal heilen und zur Ruhe kommen.

Seufzend reibe ich mir die Augen und blicke auf mein Handy. Es ist 3:36.

„Klasse.", murmele ich erschöpft.

Müde schließe ich meine Augen und sogleich kehren all die Gedanken wieder zurück, überrennen mich wie eine Horde wild gewordener Fans. Ich kann einfach nicht glauben, dass er mich so hinters Licht geführt hat und wahrscheinlich nur benutzt hat, um sich besser zu fühlen.

Von wegen er hilft mir nur aus Langeweile.

Aber trotzdem sind da immer noch diese Gefühle für TJ. Ich habe zu meiner Mutter gesagt, dass ich ihn liebe. Es stimmt. Ich habe mich so richtig in ihn verliebt und das obwohl ich keine Beziehung wollte und jetzt habe ich den Salat.

Wie soll ich ihn nur vergessen? So wenig Kontakt wie möglich wird zwar helfen, aber ich denke nicht, dass ich ihn jemals wieder aus meinem Kopf bekommen werde. Dafür bedeutet er mir zu viel.

Mit mehr und mehr derartigen Gedanken quäle ich mich weiterhin durch die Nacht. Irgendwann schlafe ich dann schließlich doch noch ein, aber nicht für lang, denn um kurz nach sieben bin ich wieder hellwach und halte es schließlich nicht mehr aus.

Kurzerhand rufe ich deshalb Jess an. Auch wenn es mir leid tut sie so aus dem Bett zu schmeißen, ich brauche jetzt einfach ihren Rat.

Es klingelt ein paar Mal bis sie mir antwortet.

„Oh man Tessa...weißt du wieviel Uhr es ist?", mault sie schläfrig.

„Hey Jess...", obwohl ich versucht habe mich zusammenzureißen ist meine Stimme total zittrig und dünn, so als ob ich gleich wieder losheulen muss, was sogar der Wahrheit entspricht.

Natürlich bemerkt meine beste Freundin das sofort.

„Alles okay? Was ist passiert?", frägt sie sogleich besorgt und klingt schon viel wacher.

Ich atme schwach aus.

„K-Können wir reden, ich...ich-", mir versagt die Stimme, da mein Hals immer enger wird.

Zum Glück macht das Jess nicht aus.

„Natürlich. Soll ich zu dir kommen? Soll ich dich holen?", bietet sie an.

Zuerst schüttele ich mit dem Kopf, dann fällt mir auf, dass sie mich nicht sehen kann und darüber bin ich doch recht froh, da es vielleicht sogar ganz gut wäre, wenn sie mich abholen würde. Sicherlich kreuzt TJ heute noch hier auf und will reden und das kann ich gerade einfach nicht.

Noch nicht.

„A-Abholen wäre gut.", schaffe ich es zu krächzen.

„Okay, ich bin in einer viertel Stunde bei dir.", antwortet Jess gleich. „Bis dann."

Lies | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt