Voller Schock starre ich auf das Display bis es wieder schwarz wird, dann lehne ich mich gegen die Arbeitsplatte hinter mir und blinzele leicht benommen.
TJ ist ein Dealer. Er ist ein Drogendealer.
Ich fahre mir durch meine Haare und atme zittrig aus.
Ist das sein Geheimnis? Hat er Ärger mit seinen Freunden, weil sie vielleicht auch nicht so schnell zahlen? Und gibt es Probleme mit seinen Eltern, da sie davon erfahren haben? Denkt er, dass ich ihn deshalb hassen würde?
Die Klospülung ist zu hören und ich zucke zusammen. Sofort mache ich mich zurück an die Arbeit, will diese Entdeckung vor TJ geheim halten. Zumindest fürs erste. Wenig später gesellt er sich auch schon zu mir und hilft beim Abspülen. Als sich unsere Blicke treffen, lächelt er mich an, doch ich zwinge mir nur kurz ein Lächeln auf und vertiefe mich gleich wieder in der Arbeit.
Zum einen finde ich diese Tatsache eigentlich gar nicht so schlimm, kann auch nicht nachvollziehen warum ich ihn deshalb hassen sollte, aber zum anderen stehe ich auch ein wenig Schock. Ich muss das Ganze erst mal sacken lassen. Wir fahren also schweigend so fort und bis wir aufbrechen wechseln wir nicht mehr viele Worte. Erst als wir aus der Haustür treten, schwöre ich mir den heutigen Tag so normal wie möglich hinter mich zu bringen und ihn dann morgen darauf anzusprechen, am Abend bevor wir nach Hause fahren.
„Wohin soll's gehen?", erkundigt sich TJ.
Er lässt den Motor an und guckt fragend zu mir.
„Mhm...", überlege ich. „Gegenüber vom Supermarkt war ein kleiner Parkplatz. Vielleicht könnten wir das Auto dort abstellen und von dort aus den Stadtpark und den Rest der Stadt abklappern."
„Stimmt.", er schmunzelt. „Das wusste ich schon gar nicht mehr. Machen wir das."
Und dann fahren wir los. Dieses Mal lasse ich nicht zu, dass wir währenddessen nur schweigen, also erzähle ich ein wenig von den Sachen, die ich gestern gesehen habe. Das mit dem Piercer erstaunt ihn.
„Ehrlich? Können wir schon machen. Vielleicht lasse ich mir auch was stechen.", er grinst. „Was willst du dir machen lassen?"
„Hm...", ich sehe kurz aus dem Fenster. „Vielleicht ein Nasenpiercing. Das wird meinen Eltern zwar auffallen, aber gegen so einen kleinen Stecker werden sie sicherlich nicht viel einzuwenden haben. Und wenn doch, dann..." Ich atme aus. „...dann muss ich ihnen irgendwie beibringen, dass ich nicht vorhabe sie so wie Crystal es getan hat zu behandeln. Und dass ich erwachsen bin und für mich selbst entscheiden darf."
„Genau so.", TJ nickt.
„Der Gedanke daran macht mir aber eine Heidenangst.", ich beiße mir auf die Lippe und gucke ihn unsicher an.
„Verständlich, aber ich hab dir das schon mal gesagt: Wenn sie dich wirklich lieben und gute Eltern sind, dann werden sie dich so akzeptieren.", aufmunternd lächelt er mir zu und seine Hand legt sich auf meinen Oberschenkel.
„Hoffentlich.", murmele ich, aber das hört er gar nicht mehr, denn im nächsten Moment rollen wir auf den Kies Parkplatz und parken.
Wir steigen aus, dann sehen wir uns beide etwas um.
„Lass uns da lang gehen.", meint TJ und deutet auf einen Eingang zum Park.
Er setzt sich in Bewegung und ich folge ihm, laufe dann neben ihm her. Meine Gedanken wandern wieder zu dem vorherigen Erlebnis und eigentlich brennt mir die Frage auf der Zunge ob er wirklich ein Dealer ist, doch ich halte mich davon ab. Wenn ich so an ältere Ereignisse denken muss, dann ist es fast noch nie sehr gut ausgegangen, wenn ich ihn auf Privates angesprochen habe. Deshalb führe ich nun lieber wieder Smalltalk.
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Lies | Taddl
Teen FictionTessas Leben könnte nicht besser laufen: Sie ist beliebt in der Schule, hat gute Noten, viele Freunde und kommt mit ihren Eltern super zurecht. Was aber niemand weiß: Das alles basiert auf Lügen, denn Tessa spielt diese Rolle nur, um mit Jedem gut...