Zwischen Herz und Verstand II

Teil 91

"Wie kommst du mit Dr. Lynch klar? Sein Ruf ist sehr gut." Sagte Sam und sah vom Straßenverkehr kurz zu mir rüber, ich schnaubte. "Fang mir nicht mit dem an, wenn ich daran denke das ich morgen wieder fast eine Stunde mit ihm festsitze vergeht es mir." Murmelte ich und er zog die Augenbraue hoch, "Magst du ihn nicht?" fragte er. "Er ist sicher ganz nett und so, aber.." Er stieß mein Knie an, "Aber was?" wollte er wissen. "Ich brauche das nicht, ich muss einem Fremden nicht meine Geschichte erzählen dafür das er mir auf die Schulter klopft und mir sagt das alles schon werden wird." Sagte ich und selbst in meinen Ohren klang es kindisch, "Hey Lady, wir wissen beide das es nicht das ist was er tun wird, vielleicht hilft es dir ja einem der nichts mit alledem zu tun hat das Herz auszuschütten. Was soll es schon schaden?" ich schnaubte. "Wenn ich jemandem mein Herz auschütten will dann komme ich zu einem von euch und nicht zu einem pullundertragenden Katzendad mit Daddykomplexen. Was es schaden soll? Ich kenne ihn nicht! Woher soll ich wissen ob er nicht vielleicht für jemanden arbeitet der uns schaden will? Dass er Informationen weiter gibt?" Sam lachte kurz auf, "Wow, ganz schön zynisch, findest du nicht? Er ist ein Therapeut und kein Doppelagent. Wieso bist du so misstrauisch?" Ich sah aus dem Seitenfenster, "Wieso sollte ich es nicht sein? Ständig stolpere ich in jemanden der nichts gutes im Sinn hat, erfahre von neuen Verwandten, oder Leuten die sich als solche sehen, die mir an die Kehle wollen. Selbst diejenigen die gut sein sollten sind es nicht, sondern sind wiederliche.. Personen." er bleib einen Moment lang ruhig. "Hast du mit jemandem offen darüber geredet was in dem Safehouse passiert ist?" Wollte er leise wissen und ich schnaubte, "Man kann es wohl kaum so nennen, wenn er einfach so da rein kam, an Steve und Bucky vorbei." ich hörte ihn schlucken. "Gibst du ihnen die Schuld daran das es passieren konnte?" Wollte er wissen, "Nein. Nein, dass wollte ich damit nicht sagen nur... das es da nicht sicher war. Ich weiß ihr habt euch darum gekümmert, dass er seine Strafe absitzt, aber.. es ist als könnte ich ihn manchmal zwischen den Leuten sehen, fühle seine Augen auf mir, seine Finger..." ich konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. "Er kann dir nichts mehr tun, dafür haben wir gesorgt. Du solltest mit jemanden darüber reden, es loswerden, dass macht es nicht wieder gut, dass wissen wir beide aber es nimmt ein Wenig der Last von dir und das ist zumindest ein Anfang. Wenn du es keinem von uns anvertrauen willst, was ich verstehen könnte, dann wäre Dr. Lynch vielleicht der Richtige dafür." 

Es tat wirklich gut mit Sam zu reden, wenn er nicht grade Witze riss oder sich kindisch benahm dann war er ein verdammt guter zuhörer und hatte eigentlich immer einen guten Rat auf Lager. Auch wenn ich meinen Jungs gesagt hatte das ich etwas wegen der Sache bei Gericht erledigen musste, war es nicht die Wahrheit gewesen, alles diesbezüglich hatte ich von Zuhause aus klären können. "Was genau hast du eigentlich im Sinn?" Fragte ich und sah den Mann hinter dem Steuer an, er hatte mich gefragt ob ich ihm bei einer Sache helfen könnte und ich hatte gesagt das es kein Problem sei, solange es in der Stadt war, die ich ja erstmal nicht verlassen durfte. Sam tippte mit den Daumen auf das Lenkrad, seinen Blick auf die Straße gerichtet, "Ich brauche eben deine Hilfe, Lady." murmelte er und ich schnaubte. "Ganz sicher kann ich dir sehr viel besser helfen wenn du mir sagt worum es geht, findest du nicht?" Er atmete tief durch, "Du weißt ja das Julia und ich jetzt schon ein paar Jahre zusammen sind und.. naja ich habe einfach das Gefühl das es nicht mehr so ist wie am Anfang." meinte er und ich sah ihn an. "Habt ihr Probleme? Euch gestritten oder sowas?" Julia war meine beste Freundin, ich war mir sicher sie hätte es mir gesagt wenn sie Streit hatten, obwohl bei allem was bei mir los gewesen war, hätte sie es vielleicht auch nicht getan um mich nicht weiter zu belasten. "Was? Nein, wir haben uns nicht gestritten. Ich war nicht wirklich begeistert davon das sie dich begleitet hat, nicht wegen dir oder weil ich euch nicht traue, sonder nur weil ich mir Sorgen um sie mache. Um dich natürlich auch, du bist meine beste Freundin, aber... ach verdammt ich rede mich hier um Kopf und Kragen! Wieso kann ich nicht einfach sagen wie es ist? Wenn ich mich immer so anstelle dann wird sie noch reißaus nehmen. Reiß dich zusammen Wilson!" Ich legte ihm eine Hand auf den Unterarm, drückte ihn ganz leicht, "Hey Sam, beruhig dich. So kenn ich dich ja gar nicht, wenn ihr euch nicht gestritten habt, was wühlt dich dann so auf?" fragte ich und er fuhr auf einen Parkplatz in der Nähe der Innenstadt, als er den Motor ausgeschaltet hatte sah er mich an. "Ich habe doch gesagt es ist nicht mehr wie am Anfang, richtig? Und das ist es nicht, weil es jetzt irgendwie noch tiefer ist, ich kann mir nicht vorstellen je wieder ohne sie zu sein, sie ist zum Mittelpunkt meiner Welt geworden." Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter, verdammte Hormone! "Und deshalb will ich sie fragen ob sie mich heiratet. Ich war mir noch nie in meinem Leben einer Sache so sicher, wie das ich mit ihr an meiner Seite alt werden will, aber ich bin auch so aufgeregt, was wenn sie nein sagt? Wenn sie sich etwas anderes wünscht? Vielleicht etwas ruhigeres, normaleres? Wenn sie sich nicht vorstellen kann mit mir alt zu werden? Oder.." Ich legte ihm einen Finger an die Lippen, "Sam, würdest du bitte aufhören wie ein verrückter zu plappern?" fragte ich und er nickte leicht. "Wenn ich eins sicher über Julia weiß, dann das sie dich liebt und das unglaublich und ich glaube das sie sich freuen wird, wenn du sie fragst." Ich nahm Hand weg und er schluckte schwer, "Also denkst du sie wird ja sagen?" wollte er wissen und ich schenkte ihm ein kleines Lächeln, strich ein Tränchen aus dem Augenwinkel, dass war einfach zu süß. "Ja, ich denke sie wird ja sagen. Also wieso sind wir hier? Soll ich dir helfen was vorzubereiten? Brauchst du Hilfe einen Ring auszusuchen?" Er schüttelte leicht den Kopf, drückte meine Schulter und sah mit einem leichten Schmunzeln auf meine Träne. "Nein, ich habe schon einen Ring. Den von meiner Grandma, ich weiß es ist nicht der neuste oder der größte, aber.." Ich schniefte, "Er ist perfekt Sam, viel wertvoller als jeder Ring den du hättest kaufen können." ich fand das alles wirklich schön und aufregend, aber das beantwortete noch immer nicht meine Frage wieso wir hier waren, wobei er grade meine Hilfe brauchte. "Okay, jetzt fang bloß nicht an zu weinen, sonst fange ich auch noch an. Das was wir vorhaben ist...gefährlich.. aber ich muss es tun, meine Grandma würde mich sonst zum Teufel jagen." Ich runzelte die Strin, wusste nicht was das heißen sollte. Gefährlich? Er war nicht viel besser als Steve und Bucky wenn es darum ging mich wegen meines Zustandes in Watte zu packen, ich konnte irgendwie nicht glauben das er mich in Gefahr bringen würde. Sam atmete nochmal tief durch, schien sich für den Kampf zu wappnen und nickte, während er die Hand auf den Türgriff legte, "Bitten wir Ethan um ihre Hand." murmelte er und es dauerte einen Moment bis mir klar wurde was er damit sagen wollte, ich schlug ihm auf den Oberarm. "Du hast mich als Schutzschild mitgenommen! Du denkst wenn er auf die Idee kommt dir den Kopf abzureißen dann kannst du mich benutzen und die Schwangerschaftskarte ziehen! Du Mistkerl!" Er rieb sich den Arm, sah mich an, "Vielleicht." gestand er leise, "Aber ich wollte dich dabei haben weil wir doch Freunde sind!" sagte er dann und legte seinen besten Hundeblick auf. "Oh, das ist so gemein!" Schnaubte ich, "Weil es klappt?" fragte er. "Weil es klappt." Murmelte ich und stieg aus, ich hörte ihn leise lachen, bevor auch er aus dem Wagen stieg. "Ich liebe dich Lady und wenn wir das überleben, dann halten wir auf dem Rückweg um etwas leckeres zu besorgen." Er legte den Arm um mich und ich wusste nicht ob ich lachen oder ihm noch einen Schlag verpassen sollte, doch dann schob ich den Arm um seine Mitte und ging mit ihm zusammen auf die Wohnung von Julias großem Bruder zu.