Dreiundachtzig

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Eine einzige Schneeflocke landete auf Taehyungs blassen Wange, während die Dunkelheit die Welt um ihn herum immer mehr einnahm und verschling. Das nichts wartete auf ihn. Endlich fand ein so gebrochener Junge seine Freiheit. Die Freiheit von dem Monster, welches ihm sein Leben nahm und gleichzeitig schenkte. Liebe rauschte durch seine Adern. Gezwungene liebe. Ängstliche und panische Liebe. Liebe die wehtat, jedoch nicht wie all die anderen Geschichten die es gab. Sein Herz war nicht gebrochen und gehörte auch niemanden. Es war einfach die pure Angst der Einsamkeit, die Taehyung zwang, so zu handeln wie er tat. Er war doch nur siebzehn Jahre alt, als das Monster ihm die Freiheit nahm. Die Freiheit selbst zu entscheiden. Einen eigenen Weg im Leben zu wählen und seine eigene Zukunft zu bestimmen. Für immer gefesselt an eine Person, welche sein ganzes Leben lang die einzige sein würde, die er sieht, kennt und nah ist. Ist es jetzt also endlich vorbei? Hörte es endlich auf so wehzutun?

„Sir, Sie müssen aus dem Weg gehen, sonst können wir ihn nicht retten!" schimpfte der gleiche Sanitäter, der Taehyungs arm vor wenigen Wochen noch verbunden hatte. Panisch weinte Jungkook. „Nehmt Ihn mir nicht weg!" schluchzte er und klammerte sich an den Leblosen Körper. „Ich kann ihn nicht gehen lassen.."
Zwei der anderen Sanitäter sahen sich ernst an. Sie nickten sich zu und liefen schnell um die beiden herum. „Sie lassen uns keine andere Wahl.." Somit rissen beide starken Männer, den Entführer von seiner großen Liebe weg. Einer packte ihn fest unter den Armen, während der andere vorsichtig nach Taehyung griff und gut festhielt. Tatsächlich schaffen sie es, ihn zu befreien und direkt in Richtung des Rettungswagen zu tragen.

„Schauen Sie mich an!" sprach der Sanitäter des letzten Males und hielt Jungkook davon ab, direkt hinterher zu rennen. „Ich kann ihn nicht alleine lassen" jammerte er. „Verstehen Sie das nicht? Er kann nicht einfach so sterben.." Total verzweifelt brach er in sich zusammen, als der Sanitäter ihn mit der Hand gegen die Brust aufhielt. Sofort hielt dieser ihn und stellte ihn zurück auf die zittrigen Beine. „Schauen Sie mich an." Dem Ernst der Situation nach starrte er ihm im die roten Augen. Tatsächlich hörte Jungkook auf ihn und nickte bibbernd. „Wir tun alles was wir können, um Ihren Freund zu retten ja? Nur dafür müssen Sie uns unsere Arbeit machen lassen" redete der gleich große Mann auf ihn ein. „I-Ich kann ihn nicht alleine lassen.." „Sie lassen ihn nicht alleine, Sie sind doch hier und wenn Sie sich zurückhalten, dürfen sie auch mit ins Krankenhaus." Jungkook war völlig durcheinander und umstritten. Niemand konnte ihm so gut helfen, wie er selbst, doch wusste er dass es einfach nicht stimmte. Sein Liebling.. Sein Taehyung brauchte Hilfe von Ärzten. Was sollte ein einfacher Mann wie er da ausrichten? Fest rieb er sich diese Augen. „Okay.." hauchte er und beruhigte sich etwas mit tiefen Atemzügen. „Nur bitte retten Sie ihn.." „Wir werden unser bestes geben." Ernst blickte der Sanitäter ihn nochmal tief in die Augen, bis sich beide wie auf Knopfdruck zum Krankenwagen drehten.

„Die Reanimation hat funktioniert! Wir haben einen Herzschlag, wenn auch nur einen schwachen.."

Escape - KOOKV Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt