~•°Verurteilt°•~

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Ich kam mit der Wut im Bauch bei Juline an, die anscheinend wieder fit war und mir gutgelaunt die Tür öffente, bis sie mein verheultes Gesicht bemerkte. Ich nahm einen Kopfhörer raus und schaute sie wie benommen an.

"War das Kino wirklich so enttäuschend?", fragte die Blonde und zog die Tür ein Stück weiter auf, sodass ich sofort an ihr vorbei hoch in ihr Zimmer stürmte. Ich ließ meinen Rucksack neben ihrer Couch einfach fallen, legte mein Handy samt Kopfhörern auf die Lehne und ließ mich einfach nur erschöpft auf dem weichen Polster nieder.

"Es geht eher um das, was nach dem Kino passiert ist", erklärte ich ihr als sie die Tür schloss, sich vor mir auf ihr Bett setzte und mich neugierig musterte.

"Sag bitte nicht ihr habt euch wieder geküsst?", verdrehte sie ihre blauen Augen und zupfte nervös an ihrem weißen Top herum.

"Nein, meine Mutter hat den Mann zum Abendessen eingeladen, mit dem ich sie erwischt hatte!", erklärte ich ihr, während ich über dieses ganze Chaos wieder anfangen musste zu weinen.

"Ist das dein Ernst?", stand sie mit großen Augen auf und kam neben mich, um mir ihren Arm um die Schulter zu legen. Meine Tränen wollten einfach nicht aufhören und auch so hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Juline streichelte die ganze Zeit über meinen Rücken und schaute mir dabei zu, wie ich anscheinend langsam meinen Verstand verlor.

"Weiß dein Vater Bescheid?", fragte sie nach einer Weile doch ich schüttelte nur den Kopf.

"Ich will ihm nicht wehtun", schluchzte ich und wischte mir die Tränen weg, um mich dann zusammenzureißen.

"Aber er muss das doch wissen. Das ist wirklich voll mies von meiner Mutter!", meinte sie dann und stand auf, um aufgebracht auf und ab zu laufen.

Ich nahm mein Handy in die Hand und suchte den Kontakt meines Vaters, doch brachte es dann nicht übers Herz ihn in dem Moment anzurufen. Dafür war ich selbst viel zu aufgewühlt.

"Ich rufe ihn morgen an", erklärte ich Juline die mich besorgt anschaute und mir dann zustimmte.

Die Blonde verließ das Zimmer und kam nach einigen Minuten mit einer Decke und einem Kissen wieder zurück.

"Du schläfst am besten erstmal", wies sie mich an und half mir an der Hand von der Couch hoch, um diese dann auszuklappen und mir einen gemütlichen Schlafplatz herzurichten.

"Danke", flüsterte ich und ließ mich mit meiner Jeans und dem Thsirt auf die Couch fallen. Ich hatte keine Kraft mehr mich noch umzuziehen und irgendwie beruhigte mich der Geruch nach Popcorn, der immernoch an meinen Klamotten haftete.

"Nicht dafür", hörte ich sie noch sagen, ehe sie das Licht ausschaltete und sich in ihr Bett legte.

Der Mond brachte gerade genug Licht in das Zimmer, dass ich noch die Umrisse der Möbel sehen konnte. Ich atemete tief durch, schloss dann meine Augen und zuckte sofort zusammen, als mir die Bilder der letzten Stunden durch den Kopf rauschten.

Das alles durfte nur ein böser Alptraum sein und bald würde ich schon aufwachen und dann wäre alles wie immer, hoffte ich zumindest und schlief dann zum Glück auch schnell ein.

*****

Als ich meine Augen öffnete hörte ich sofort das Gewitter das draußen wütete. Das Wetter war anscheinend genauso wechselhaft sie mein Leben im Moment.

Ich erhob mich müde und schaute sofort zum Bett rüber, doch das war schon ordentlich gemacht und von Juline fehlte jede Spur. Wahrscheinlich war sie schon unten.

Kurze Zeit blieb ich noch sitzen und hielt mir eine Hand an den dröhnenden Kopf. Es war kein Alptraum und es würde auch nie wieder alles gut werden zwischen meinen Eltern. Mit dieser bitteren Erkenntnis stand ich auf und griff nach meinem Rucksack, um im Badezimmer zu verschwinden.

Mit Blick in den Spiegel zog ich mein Tshirt aus und ersetzte es durch einen dünnen, gelben Pullover. Die Jeans verschwand ebenfalls von meinem Körper und statt etwas engem zog ich mir dann eine schwarze Jogginghose an. Ich bekam auch so von den Ereignissen schlecht Luft, dazu wollte ich mich nicht noch von Klamotten eingeengt fühlen.

Nachdem ich dann noch meine Zähne geputzt hatte und meine Haare in Ordnung brachte, in dem ich sie zu einem hohen Pferdeschwanz band, verließ ich das Badezimmer und lief die Treppen herunter, wo nicht nur Juline, sondern auch Micah im Wohnzimmer saßen.

"Guten Morgen", hauchte ich und ließ mich auf dem kleinen braunen Hocker neben der großen Couch nieder.

"Hey", begrüßte mich Micah und dann fiel mir erst auf, wie mitleidig mich beide anstarrten. Es war mir zwar extrem unangenehm und doch war es gut zu wissen, das wenigstens die Beiden mir durch diese Zeit helfen würden.

"Möchtest du etwas essen oder einen Kaffee?", fragte Juline, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf. "Und deinen Vater anrufen?", setzte sie dann noch nach, doch auch dafür fühlte ich mich zu überfordert.

"Oder wir machen uns einen schönen Tag im Schwimmbad", schlug Micah dann vor und sofort lächelte Juline mich an.

"Du kannst ja deinen Freund einladen", zog sie dann provozierend eine Augenbraue hoch und ich starrte sie nur stirnzunzelnd an. Sofort fielen meine Gedanken zu Kiyan und ich fragte mich, wieso sie sowas dummes sagte.

"Cody, du weisst schon", erwiderte sie auf mein fragendes Gesicht und ich ohrfeigte mich selbst dafür, sofort an Kiyan gedacht zu haben. Wie erbärmlich war ich eigentlich?

"Von mir aus", gab ich den beiden dann zurück und Micah nahm sofort sein Handy in die Hand. Er kannte Cody anscheinend besser als wir, oder hatte zumindest seine Nummer.

"Dann komm mit, du hast die freie Auswahl bei meinen Bikinis", zog mich Juline mit sich die Treppe hoch und öffnete ihren vollen Schrank.

Ich entschied mich für den schlichten schwarzen und sie nahm sich den roten. Schnell packte sie mehrere Handtücher in eine Tasche und als wir wieder im Wohnzimmer ankamen, war Micah schon weg.

Juline holte ihr Handy aus der Tasche und schaute dann kurze Zeit darauf, um sich dann wieder mir zuzuwenden.

"Wir treffen ihn da, also los", lächelte sie und öffnete die Haustür, hinter der der Regen unaufhörlich auf den Asphalt prasselte. Ich wusste ihr machte Regen nichts aus, also ignorierte ich ihn auch und lief mit ihr durch das Gewitter Richtung Schwimmbad. Es war zwar mitten am Tag, aber durch die dunklen Wolken wirkte es so düster, das man meinen konnte, es wäre kurz vor Mitternacht.

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1000 Wörter

My new stepbrother - Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt