Draußen war es schon dunkel und ich starrte wie benommen auf den kleinen Fernseher, der auf Micahs Schreibtisch stand.
Nachdem ich ihm alles erzählt und mich bei ihm ausgeheult hatte, schwiegen wir eine ganze Weile, bis ich mich erschöpft wieder hoch in sein Bett geschleppt hatte. Er wusste wahrscheinlich selbst nicht, wie er mit mir umgehen sollte, doch ich war wirklich froh, mich bei ihm so sicher zu fühlen, auch wenn mir Kiyans Nähe so sehr fehlte.
"Ich hab dir etwas zu essen gemacht", riss Micah mich aus meinen Gedanken und als ich mich dann mit seiner schwarzen Bettdecke umhüllt aufsetzte, sah ich den so schön dekorierten Teller, den er neben mir auf den Nachttisch stellte.
Da waren belegte Brote mit Salami, klein geschnittene Tomaten und sogar ein Löffel mit Nutella.
"Ich weiß zwar nicht, wie man das zusammen essen kann, aber ich weiß das du diese Kombination liebst", fügte er dann noch hinzu und ich versuchte mir ein dankbares Lächeln aufzuzwingen.
"Danke, Micah", flüsterte ich und nahm mir eins der Brote, während er zum Fenster lief und rausschaute.
"Nicht dafür", gab er mir unbeholfen zurück und gerade, als ich den ersten Biss runtergeschluckt hatte, klingelte es zum zweiten Mal an diesem schrecklichen Tag.
Sofort hielt ich die Luft an verschluckte mich fast, doch Micah legte mir seine Hand auf die Schulter und versuchte mich so beruhigen.
"Alles ist gut. Ich bin gleich wieder da", sprach er leise und wandt sich dann zur Tür.
"Aber wenn das meine Mutter ist, oder noch schlimmer, Thomas?!"
"Dann schlag ich denen die Tür vor der Nase zu. Du denkst doch nicht ernsthaft, ich würde einen von denen reinlassen", zwinkerte er und verließ dann das Zimmer, um mich alleine und nervös auf der Kante des Bettes sitzenzulassen. Sofort schnappte ich mir den Löffel mit Nutella und steckte ihn mir in den Mund. Zucker half mir immer gut bei Nervosität, doch diesmal brachte er kaum was, denn das Zittern hörte einfach nicht auf.
Aufgeregt schaute ich zur Tür, doch ich hörte rein gar nichts und traute mich auch nicht nachzusehen was wohl los war, bis ich plötzlich die Haustür zuknallen hörte und mehrere Schritte auf der Treppe wahrnahm.
Mein Herz raste und mit dem Löffel im Mund und weit aufgerissenen Augen sah ich plötzlich in die mir so bekannten braunen Augen, die voller Tränen schienen.
"Ich lass euch alleine", meinte Micah, doch ich fühlte mich in Kiyans Blick gefangen und bekam alles andere überhaupt nicht mehr mit.
"Es tut mir so leid", kam er sofort auf mich zu, ging vor mir in die Hocke und nahm meine zitternden Hände, um auf beide einen Kuss zu hauchen.
Das musste Einbildung sein...
Ich entriss ihm meine Hand, nahm den Löffel aus dem Mund und legte diesen zitternd auf den Teller, um dann das ganze Blut auf Kiyans Händen zu bemerken.
"Was ist passiert?", fragte ich ihn erschrocken, doch anstatt Antworten zu bekommen, liefen ihm plötzlich nur so die Tränen über das Gesicht, wodurch ich das Gefühl hatte, mein Herz würde aufhören zu schlagen.
"Mia", schluchzte er so schmerzverzerrt und sofort fing auch ich bitterlich an zu weinen und ließ mich von der Bettkannte auf den Boden gleiten, um ihn fest in die Arme zu nehmen.
"Kiyan ... Mein Vater..."
"Ich weiß."Weinend lag ich in seinen Armen und umso mehr ich den Tränen verfiel, umso mehr spürte ich, wie er sich zusammenriss und für mich stark sein wollte.
"Das Blut ist von Thomas", hauchte er dann an mein Ohr und ich klammerte mich beim Gedanken an diesen widerlichen Kerl noch enger an ihn. Nie wieder wollte ich nach Hause, nie wieder wollte ich diesen Manm sehen, dessen widerliche Berührung sich auf meinem Rücken eingebrannt hatte.
"Es tut mir so wahnsinnig leid, dass ich so voreilige Schlüsse gezogen habe", löste er sich dann von mir und schaute mir dabei tief in die Augen. "Ich bin da und wir schaffen das. Ich lasse mir etwas einfallen."
Mit Tränen in den Augen nickte ich erschöpft und ließ meinen Kopf wieder auf seine Schulter fallen, um schluchzend die Augen zu schließen.
Eine Weile blieb es still zwischen uns und er streichelte sanft über meine Haare, um mich mit der anderen Hand fest an seine bebende Brust zu ziehen, bis er dann die Stille unterbrach.
"Wir sollten gehen", flüsterte er leise und vorsichtig, als würde er mich nicht überfordern wollen und mit traurigem Blick löste ich mich von ihm, um ihn fragend anzuschauen.
"Wohin denn?"
Er fuhr sich mit einer Hand überfordernd durch die Haare und holte dann tief Luft.
"Zu Zayn können wir nicht. Er hat keinen Platz", überlegte er dann und schaute auf unsere mittlerweile verschränkten Hände.
"Wieso bleiben wir nicht hier?", fragte ich ihn dann, doch er schüttelte sofort verneinend den Kopf.
"Weißt du wie beschissen ich mich Micah gegenüber fühle. Er meinte zwar, dass er es versteht, aber ich will ihm das nicht antun", erklärte er und ich schaute ihn verwirrt an.
"Mia, soll er dabei zuschauen, wie wir hier zusammen kuscheln? Der Typ ist absolut verliebt in dich und ich will mir gar nicht vorstellen, wie er sich in unserer Nähe fühlt."Natürlich hatte er Recht und auch ich wollte Micah sowas nicht antun.
"Komm", stand Kiyan dann auf und half mir auf die Beine. "Ich weiß wohin wir können."
Er nahm fest meine Hand, lief mit mir aus dem Zimmer und die Treppen runter, um dann vor der Küche kurz halt zu machen.
"Wir sehen uns", sagte er zu Micah, der daraufhin auf uns zukam und mich fest in seine Arme nahm.
"Wenn etwas ist meldet euch", sah er mich eindringlich an und ich nickte ihm entgegen.
"Danke", flüsterte ich ihm noch zu und verließ dann mit Kiyan das Haus, um in das schwarze Auto zu steigen und wer weiß wo hinzufahren.
Hoffentlich an einen guten Ort ... doch mit Kiyan an meiner Seite fühlte ich mich schon jetzt viel besser, als würde er meinen Schmerz mit mir teilen, als könnte ich diese ganze Scheiße doch irgendwie überleben.... gemeinsam mit ihm...
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1000 Wörter
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My new stepbrother - Konsequenzen
Novela Juvenil- Abgeschlossen - Badboy | Drama Mias Leben gerät von jetzt auf gleich vollkommen außer Kontrolle. Erst erwischt sie ihre Mutter mit einem anderen Mann und als wäre das nicht schon genug, ist sein Sohn auch noch der Typ mit den kalten, braunen Aug...