~•°Micah°•~

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Micah wohnte nicht weit entfernt von Juline. Im Grunde wohnte sie genau in der Mitte von uns und war auch in unserem Dreiergespann der Mittelpunkt.

Wir machten immer alles zusammen, teilten unsere Geheimnisse und halfen auch bei den größeren Problemen der anderen, aber dann passierte dieser dämliche Kuss, der das Gleichgewicht auseinanderbrachte. Ich wusste nichtmal mehr warum wir uns geküsst hatten. Ich wusste nur noch, dass er danach mit Leyla zusammenkam und sich kaum noch bei mir meldete, was für mich am Anfang wirklich schwer zu akzeptieren war.

"Das ist doch nicht Micahs Haus?", fragte mich Juline erschrocken und lenkte meinen Blick wieder nach vorne.

Anstatt wie sonst nur wenige Leute zu seinen Partys kamen, war sogar sein Vorgarten voll mit Typen aus unserer Schule, die ich nur vom Sehen kannte.

"Liegt sicher an Leyla", flüsterte ich Juline zu, die mich an der Hand hinter sich her zur Haustür zog. Leyla war wirklich beliebt an unserer Schule und durch sie wurde auch Micah von allen akzeptiert, was mir wirklich in den Moment gegen den Strich ging. Immerhin wollte ich nur in Ruhe etwas trinken und meine Gedanken verdrängen, aber diese Party sah aus, als wäre Ärger schon vorprogrammiert.

"Ihr auch hier?", wurden wir sofort von einem schon leicht angetrunkenen Micah begrüßt, der uns im Flur abfing und uns beide lächelnd musterte. Als unsere Blicke sich trafen, und sein grün mich durchbohrte, wich ich seinem Blick aus und schaute herüber ins Wohnzimmer, wo einige Mädchen am Tisch saßen und ausgiebig lachten.

"Das lassen wir uns doch nicht entgehen", meinte Juline und nahm den Braunhaarigen in die Arme. Ich fühlte mich fehl am Platz und der Situation nicht gewachsen, also lief ich einfach ohne die beiden zu beachten in die Küche und schnappte mir einen der Becher, um mir ein Getränk zu mixen.

"Alles okay? Machst du dir immernoch Gedanken wegen dem Kuss?", fragte mich Juline die plötzlich neben mir auftauchte.

"Nein, es ist einfach komisch", gab ich ihr kurz und knapp zurück und schaute dann aus dem Fenster neben mir in den Garten, wo sich wegen des leichten Regens niemand aufhielt. Als Juline dann mit einem mir unbekannten Mädchen ins Gespräch kam, ergriff ich meine Chance und verschwand unauffällig aus der Terassentür, um mich in der Dunkelheit auf einem der Gartenstühle niederzulassen.

Der Regen machte mir nichts aus, genauso wenig ob mich jemand hier sehen könnte. Ich trank einfach meinen Becher und genoss die Ruhe um mich herum.

"Du bist ne Flasche, Cody", hörte ich plötzlich eine männliche Stimme hinter mir und als ich mich neugierig umdrehte, sah ich dabei zu, wie drei Jungs einen anderen zwischen sich herumschubsten. Ich wusste nicht ob sie sich kannten, ob es Spaß oder ernst war, aber als ich dann beobachtete, wie sie ihn zu Boden warfen, stand ich wie unter Strom auf und lief zu ihnen rüber.

"Was soll das?", fragte ich denjenigen, der den Jungen geschubst hatte und reichte dem am Boden liegenden meine Hand, um ihm aufzuhelfen.

"Ohhhh, Cody. Ist das deine Babysitterin?", fragte einer der drei, der mit seinen schlichten Klamotten überhaupt nicht wie ein Raufbold aussah. Ehe ich diesem Cody wieder auf die Beine helfen konnte, schubste dieser Freak ihn wieder und um ein Haar wäre auch ich mit auf den nassen Rasen gefallen.

"Sag mal geht's noch du Idiot!", fauchte ich diesen dämlich grinsenden Spacko an, doch der lachte nur dämlich und drehte sich zu den anderen zwei. Auch ich wandt meinen Blick zu ihnen und blieb plötzlich an diesen kalten, braunen Augen hängen, die mich so intensiv musterten, das mir sein Blick durch den ganzen Körper rauschte.

"Was ist hier los?", kam dann zum Glück Micah nach draußen und legte seinen Arm um meine Taille.  Es war mir zwar total unangenehm, ihm wieder so nah zu sein nach Allem, aber ich war auch unglaublich dankbar über sein Erscheinen und das er mich davor gerettet hatte, mich in diesen brauen Augen zu verlieren.

"Komm ich helf dir", gab ich Cody erneut meine Hand und zog ihn dann hoch auf die Beine.

"Ich wusste nicht, dass du neben Leyla auch noch eine andere Freundin hast", meinte der schlicht angezogene und grinste mich dämlich an, um dann einen Schritt näher zu Micah zu laufen. "Oder weiß Leyla davon nichts?", fragte er mit einer Stimme, die einem eine Gänsehaut einjagte, so viel Bedrohung lag ihn ihr.

"Lass uns einfach reingehen", flüsterte ich Micah zu und als ich dann einen letzten Blick auf die anderen warf, bemerkte ich, das die kalten, braunen Augen mich immernoch fixierten. Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob er ein Problem hatte, aber ich wollte nicht noch mehr Stress verursachen.

Micah, Cody und ich drehten uns um und liefen wieder die Terassentür herein, wo Cody sich sofort bei mir bedankte.

"Das war doch selbstverständlich", gab ich ihm zurück und hier im Licht wurde  mir erst richtig bewusst, wer dieser Cody überhaupt war. Ich erkannte ihn als den Jungen, der auch in der Schule oft fertig gemacht wurde. Warum das so war, war mir nicht bewusst, denn er sah ganz normal aus und kam mir auch wirklich nett vor.

Vermutlich brauchten diese Idioten keinen Grund sich jemanden zum mobben auszusuchen. Da konnte ich wirklich froh sein so unsichtbar zu sein, denn ich würde sowas sicher nicht lange durchhalten und würde vermutlich sogar die Schule schmeißen.

"Was möchtest du trinken?", fragte mich Cody und dann spürte ich Micahs bohrenden Blick auf mir, der sich dann wieder unter die Leute mischte.  War er etwa eifersüchtig? Woher wusste er überhaupt, dass wir draußen waren?

"Erde an unbekanntes Mädchen?", riss Cody mich aus meinen Gedanken und irgenwie musste ich über seine dämliche Art grinsen.

"Ich heiße Mia", gab ich ihm lächelnd zurück und er zwinkerte nur verspielt.

"Was möchte Mia trinken?", fragte er dann erneut.

"Mia möchte einen Tequila", antwortete ich ihm kichernd und folgte ihm dann zurück in die Küche, wo auch Juline immernoch in ein Gespräch vertieft war.

"Wie kommt es, das die drei dich so in die Mangel genommen haben?", fragte ich dann Cody, nachdem er mir das Getränk  reichte und mich lächelnd ansah.

"Eifersüchtig auf mein gutes Aussehen", gab er mir lachend zurück und ich lachte zwar mit, erkannte aber auch den Schmerz in seinen Augen. Natürlich wollte er mir die Wahrheit nicht erzählen. Er kannte mich ja gar  nicht und das war auch okay für mich.

Als ich dann gerade den Becher ansetzen und trinken wollte, sah ich in die grünen Augen meiner Mutter, die hysterisch auf mich zukam und mich unsanft am Arm packte.

"Du kommst sofort mit nach Hause", schrie sie und plötzlich waren alle Augen auf uns gerichtet. Die Peinlichkeit war kaum noch zu überbieten und innerlich brodelte ich vor Wut auf sie.

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1120 Wörter

My new stepbrother - Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt