"Wohin?", stellte sich mir Thomas samt Einkaufstüten in den Weg und ich wusste nicht wieso, aber ich schaute sofort hilfesuchend zu Kiyan, denn ich fühlte mich einfach nur überrumpelt und nicht dazu fähig für mich selbst zu sprechen.
"Ich muss mit dir reden", meinte dieser dann zu seinem 》Vater《 und die beiden verschwanden zusammen im Gästezimmer, natürlich nicht ohne das Thomas mich nochmal intensiv musterte. Sollte er ruhig, hauptsache er verschwand dann aus meinem Blickfeld.
Ich nutzte die Situation aus, lief schnell in mein Zimmer und schnappte mir mein Handy und meine Schlüssel, um dann genauso schnell das Haus zu verlassen. Mich mit ihm in einem Haus aufzuhalten ging überhaupt nicht klar und ich fragte mich immernoch, was meine Mutter von so einem Typen wollte. Er war überhaupt nicht attraktiv mit seinen Holzfällerhemden und den zerrissenen Jeans. Seine ganze Aufmachung ließ mich auch daran zweifeln, dass er überhaupt das Geld hatte, um uns zu finanzieren und da war ich wieder bei der Frage, was meine Mutter eigentlich von ihm wollte ... Geld!
Während ich unter der Sonne die Straße entlanglief stellte ich mir selbst die Frage, was mir wichtiger wäre. Geld oder Liebe? Für mich ganz klar Liebe. Lieber säße ich mit meinem Vater unter einer Brücke als mit Thomas und meiner Mutter in einer riesigen Villa. Das war mir nie klarer als zu dieser Zeit.
Als ich bei Julines Haus ankam klingelte ich mehrmals, doch sie schien mit ihren Eltern unterwegs zu sein, da auch der Familienvan nicht vor dem Haus stand. Super. Ich ließ mich auf der Hollywoodschaukel nieder und zückte enttäuscht mein Handy.
Wo bist du?
Schrieb ich ihr und schnell kam auch eine Antwort zurück.
Meine Eltern wollten unbedingt ein paar Tage zum Campingplatz fahren bei dem Wetter. Ich wollte dir noch schreiben :)
Augenverdrehend steckte ich das Handy wieder weg, stand auf und lief Richtung Micah. Eigentlich wollte ich nicht zu ihm, aber lieber zu ihm als alleine den ganzen Tag durch die Gegend zu laufen, auch wenn das Wetter dazu einlud, ich brauchte aber dringend Ablenkung und jemanden zum Reden.
Ein langes Klingeln und schon öffnete mir ein lächelnder Micah die Tür.
"Na du", begrüßte er mich und nahm mich in die Arme.
"Hey", flüsterte ich und folgte ihm dann nach drinnen, nachdem er sich von mir löste.
Als wir in der Küche ankamen bemerkte ich sofort die vielen Becher und Flaschen Alkohol auf dem Tresen, die mich fragend zu ihm schauen ließen.
"Wann kommt dein Vater zurück?", erkundigte ich mich mit Blick in seine grüne Augen und er grinste nur frech.
"Erst am Ende der Ferien", gab er zu und anscheinend freute ihn das, denn so konnte er eine Party nach der anderen schmeissen. Ich lächelte unbeholfen und schaute mir den Alkohol noch mal an. Irgendwie stresste mich das alles, denn Erinnerungen an das letzte Jahr kamen mir in den Sinn. Da gab es keine Partys, keinen Alkohol und keine Probleme. Letztes Jahr gab es nur uns drei und einen schönen Sommer, in dem wir die Tage am Strand und die Abende im Kino verbrachten. Was gäbe ich alles dafür, die Zeit zurückdrehen zu können.
"Du kannst auch kommen wenn du willst", meinte er dann und drehte sich zum Schrank, um zwei Tassen herauszuholen und die Kaffeemaschine anzuschalten.
"Ich überlegs mir", antwortete ich und dachte darüber nach, dass Juline nicht da war. Ohne sie würde ich mir das alles sicher nicht geben.
Als ich dann dankend eine Tasse entgegennahm und er sich mit seinem lockeren Shirt auf den Tresen lehnte und mich musterte, fiel mir sein mich durchbohrender Blick auf.
"Was ist?", fragte ich und nahm einen Schluck des viel zu heißen Kaffees, ich ließ mir aber nicht anmerken, dass vermutlich meine Zunge halb abgefackelt wurde.
"Kiyan also", hob er provozierend eine Augenbraue und mir fiel fast alle Farbe aus dem Gesicht.
"Was ist mit ihm?", tat ich unwissend, doch alleine seinen Namen zu hören und an seine Augen zu denken, bereitete mir wildes Herzrasen und ich hoffte nur, dass Micah meine Nervosität nicht bemerkte.
"Na, er wohnt doch bei dir, hat zumindest Cody erzählt, der sich im übrigen wahnsinnige Sorgen um dich gemacht hat und auch fragte, ob ich ihm deine Nummer geben darf."
Ich schaute ihn kopfschüttelnd an und musste dann beim Gedanken an Cody Lächeln. So eine kleine Quasselstrippe dieser Nerd.
"Du kannst ihm ruhig meine Nummer geben und ja, Kiyan und sein Vater wohnen bei uns."
"Wie kam es dazu?", wollte er sofort wissen und stellte sich aufrecht hin.
"Sein Vater ist der, mit dem ich meine Mutter erwischt hatte und naja, sie haben es wohl ziemlich eilig", erzählte ich und tat so, als würde es mir nichts ausmachen, doch innerlich schrie ich vor Verzweiflung.
"Das ist echt bitter, also für euch alle. Wie geht's deinem Vater damit? Und wie geht's dir? Ich meine Kiyan ist ... also ich meine ich würde nicht mit ihm zusammenleben wollen."
Verwirrt musterte ich ihn von oben bis unten und ignorierte die Frage über meinen Vater, darüber wollte ich mir denn Kopf nicht zerbrechen, denn es würde mich kaputt machen. Viel wichtiger war es mir in dem Moment, mehr über Kiyan zu erfahren.
"Kennst du Kiyan gut?", fragte ich ihn dann und versuchte dabei nicht zu neugierig zu wirken.
"Nein, er gehört zu Leylas Freunden, aber er hat ja offensichtlich nicht besten Ruf was Frauen angeht."
Meine Augen weiteten sich unbewusst und ich trank schnell von dem heißen Getränk, um Micahs Blick auszuweichen. Er musterte mich die ganze Zeit über, als wolle er sehen, wie ich auf sein Gesagtes reagiere, aber ich lenkte einfach nur schnell ab.
"Und du und Leyla immernoch getrennt?"
"Ja, dass wird auch so bleiben. Ich kann nicht mit ihr zusammen sein. Da gibt es ... naja es passt einfach nicht."
Er nahm genau wie ich seine Tasse und wich meinem Blick aus. Wie unangenehm! Konnte nicht einfach Juline durch die Tür kommen und irgendeinen Blödsinn erzählen? Es entstand mal wieder eine Stille, die kaum zu überwinden schien. Nervös tapste ich von einem Fuß auf den anderen und schaute durch den Flur rüber ins Wohnzimmer, bis er zum Glück das Schweigen brach.
"Hast du Lust was zu Unternehmen?", fragte er dann als er seine Tasse wegstellte und mein erster Instinkt war 》Lauf weg!《, doch ich nickte, denn ich fühlte mich trotz Allem bei ihm immernoch wohler, als zu Hause, was vielleicht ein Fehler war.
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1000 Wörter
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My new stepbrother - Konsequenzen
Jugendliteratur- Abgeschlossen - Badboy | Drama Mias Leben gerät von jetzt auf gleich vollkommen außer Kontrolle. Erst erwischt sie ihre Mutter mit einem anderen Mann und als wäre das nicht schon genug, ist sein Sohn auch noch der Typ mit den kalten, braunen Aug...