Wir fuhren in hohen Tempo durch die Nacht und keiner sagte auch nur ein Wort, einzig die leisen Melodien aus dem Radio kamen zu dem Geräuch der Reifen auf dem Asphalt hinzu.
Immer wieder schaute ich flüchtig zu Kiyan, der aber seinen starren Blick nur auf die wenig beleuchtete Straße vor uns gerichtet hatte. Ein starkes Unwohlsein breitete sich in mir aus und für einen kurzen Moment dachte ich, ich müsste mich übergeben, doch zum Glück ging das Gefühl vorbei und ich kurbelte aus Angst, es würde wieder zurückkommen, schnell das Fenster ein Stückchen runter, um die frische Luft tief in mich aufzunehmen.
Ich schloss meine Augen und ließ meinen Kopf an den Sitz hinter mir fallen, doch der aufkommende Schwindel ließ mich sofort wieder meine Augen auf die Straße vor mir richten.
Scheiß Alkohol! Scheiß Tequila!
"Alles okay?", fragte mich jemand und es ärgerte mich, dass es Zayn war, der sich zwischen den Sitzen nach vorne gebeugt hatte, denn Kiyan schien sich für rein gar nichts mehr zu interessieren, als wäre er vollends in einem Strudel seiner Gedanken verschwunden. Ich drehte mich zu Zayn und atmete einmal tief durch.
"Mir ist schwindelig und schlecht", gab ich dann zu und verzog meine Mundwinkel. Er lächelte nur mitfühlend und holte wieder mal etwas aus seiner Jacke. Ich hatte kurz Angst, dass es wieder Alkohol sein würde, doch es war eine kleine durchsichtige Plastikflasche.
Ich nahm sie entgegen und als ich dann erkannte, dass es sich um stilles Wasser handelte, konnte ich es gar nicht schnell genug den Deckel abschrauben. Ich trank so hastig, das es mir fast schon peinlich gewesen wäre, aber es tat einfach nur unglaublich gut und das ich dann beim Trinken kleckerte, war mir völlig egal in meinem Zustand.
"Bitteschön", meinte Zayn grinsend und ich machte sofort große Augen, als mir klar wurde, das ich mich nichtmal bedankt hatte.
"Dankeschön", wandt ich mich ihm zu und lächelte ihn zufrieden an, da schaute Kiyan zum ersten Mal zu mir herüber.
Diese eisige Kälte in seinem Ausdruck ließ mich rasch wieder zurückweichen und auch Zayn lehnte sich in seinem Sitz wieder nach hinten. Anscheinend reichte ein Blick von Kiyan, um alle das machen zu lassen, was er wollte, aber ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber, denn ich wusste ja nicht, was Chloe mit ihm zu besprechen hatte und wieso er plötzlich wieder so weit entfernt schien.
Als ich die Flasche dann zudrehte und gerade die Umgebung musterte, hielten wir an dem Plattenbau an, der mir schon bekannt war.
"Wir sehen uns", kam es freundlich von Zayn, doch weder Adam, noch Kiyan, noch ich antworteten darauf. Die beiden hinteren stiegen dann aus und wir fuhren schweigend weiter nach Hause.
"Hast du Hunger?", fragte er mich dann ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
"Nein", sagte ich sofort schnippisch und verschränkte wie ein bockiges Kind meine Arme.
So langsam wurde ich wirklich wütend, denn es kam mir so vor, als hätte es unser Gespräch und die intensiven Blicke auf dem Spielplatz nicht gegeben. Kaum war er 5 Minuten mit dieser Chloe alleine, war er wie ein anderer Mensch und das ärgerte ich so sehr in dem Moment, das ich laut ausschnaubte, was ihm wohl nicht entging.
"Alles okay?", hörte ich ihn fragen und spürte auch seine Blicke auf mir, doch ich war stur und sauer, also schaute ich nur weiter aus der Frontscheibe, bis ich endlich unser Haus sah.
Er parkte, stellte den Motor aus und drehte sich dann zu mir, um mein Kinn in seine Hand zu nehmen und mich zu ihm zu drehen. Ich schaute ihm in die Augen, ließ diesen Augenblick widerwillig zu und wartete darauf, das er endlich etwas sagen würde, doch er tat es nicht. Stattdessen lehnte er sich weiter zu mir herüber und drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange, der meinen Verstand mal wieder komplett ausschaltete.
"Es gibt einiges, was ich mit Chloe noch klären muss. Denk bitte nicht, dass da noch etwas läuft. Es ist kompliziert, aber du brauchst dir keine Gedanken mit deinem hübschen Köpfchen zu machen."
Sein Grinsen, seine Grübchen und seine Augen... Ich hätte gerne gesabbert und tat es gedanklich auch, doch äußerlich schien ich wie paralysiert von seinem Blick.
"Okay", sagte ich kleinlaut und musste dann auch lächeln. Ich konnte gar nichts dagegen tun und genau da wurde mir bewusst, welche Macht er jetzt schon über mich und meine Gefühle hatte.
"Heißt okay du vertraust mir?", kam es dann von ihm, während er seine Hand von meinem Kinn nahm, um sanft über meine errötete Wange zu streicheln, die unter seinen Berührungen anfing zu glühen.
"Ja", hauchte ich nur und sein Lächeln wurde daraufhin noch schöner. Er schaltete einfach so um. Vor Stunden beim Flaschendrehen wirkte er noch auf Provokation getrimmt, dann auf dem Spielplatz schien er gebrochen. Im Auto die Kälte in Person und jetzt brachte er mir wieder die buntesten Farben in mein sonst graues Leben. Was war das nur bei ihm?
"Was ist denn hier los!?!?!?", wurde ich plötzlich von seinen Augen weggerissen und sah direkt vor dem Auto meine wütende Mutter stehen. Ich stieg schnell aus und stand einfach nur erstarrt da, während sie auf mich zukam und mich am Arm mit sich ins Haus riss.
"Wir haben zu reden!", zischte sie wütend und ließ mich erst los, als wir am Glastisch ankamen und sie mich auf einem Stuhl positionierte. "Hast du auch nur einmal auf dein Handy geschaut??? Ich habe dich zichmal angerufen und hab deswegen keine Sekunde Schlaf gefunden!!! Dann erreiche ich Juline, die meinte, du würdest mit einem Wayne im Wald herumlungern! Ich war kurz davor die Polizei rufen, Mia!"
Wayne?
Sie stemmte ihre Hände in die Hüften, atmete mehrmals tief durch und ich starrte dann an ihr vorbei zu Kiyan, der gerade durch die Haustür kam.
"Und du! Was fällt dir eigentlich ein meiner Tochter so nahe zu kommen?!", schrie sie auch ihn dann noch an, doch Kiyan schien das überhaupt nichts auszumachen. Er hielt ihrem Blick stand und ging sogar noch einige Schritte auf sie zu, wodurch ich die Luft anhielt und Angst hatte, was gleich passieren würde.
Wie zwei Raubtiere standen sie sich gegenüber und musterten sich.... bis dann auch noch Thomas das Wohnzimmer betrat.
We are faaaaaamily... sang mein Kopf belustigt und als ich dann wirklich lachen musste, schauten mich alle drei sofort verwirrt an.
"Tschuldigung", murmelte ich und wandt mich dann schnell von den Dreien ab, die daraufhin sofort anfingen wild zu diskutieren.
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1000 Wörter
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My new stepbrother - Konsequenzen
Fiksi Remaja- Abgeschlossen - Badboy | Drama Mias Leben gerät von jetzt auf gleich vollkommen außer Kontrolle. Erst erwischt sie ihre Mutter mit einem anderen Mann und als wäre das nicht schon genug, ist sein Sohn auch noch der Typ mit den kalten, braunen Aug...