~•°Narben°•~

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Angetrunken lief ich durch die Bäume und sah kaum die Hand  vor Augen, dafür spürte ich umso deutlicher plötzlich Zayns Hand an meiner Hüfte, was mich erschrocken die Luft anhalten ließ.

"Sag mal gehts noch?!", drehte ich mich sofort zu dem Großen um, der in dem Moment über etwas stolperte und wie ein Sack Kartoffeln einfach auf mich drauffiel.

"Oh man Zayn!", stöhnte ich schmerzverzerrt, während er auf mir lag und ich seinen Atem an meinem Hals spüren konnten.

"Was bleibst du auch einfach stehen?!", zischte er sofort genervt und wollte sich gerade erheben, da wurden wir auf einmal von einem seltsam grellen Licht angeleuchtet. Ich erkannte überhaupt nichts und musste erstmal blinzeln, um überhaupt noch etwas sehen zu können.

"So ist das also", hörte ich dann Julines Stimme und wollte schnell aufstehen, doch ich vergaß vor lauter Panik und Alkohol Zayn und knallte mit meiner Stirn so fest gegen seine Nase, dass er seitlich von mir herunterrollte und sich fluchend die Hände vors Gesicht hielt.

Ich beachtete ihn nicht weiter und fand wackelig den Weg zurück auf meine Füße und als ich mich dann an das Handylicht gewöhnt hatte, sah ich vor mir Micah und Juline, die mich beide entsetzt musterten.

"Ist das dein Ernst, Mia?", kam es von Micah, der einen Schritt auf mich zumachte und einfach nur verletzt aussah. Mein Herz überschlug sich und ich riss total überfordert die Augen auf.

Wie sollte ich das jetzt plausibel erklären?

"Er ist gestolpert und hat mich einfach mitgerissen", versuchte ich mich ihm zu erklären, doch Juline meinte sich einmischen zu müssen.

"Aha", zischte sie und schaute dann zu Zayn, der sich erhoben hatte und immernoch eine Hand an der Nase hielt. "Was habt ihr denn hier im Wald vorgehabt?"

"Wer bist du denn überhaupt?", fragte Zayn sie von oben herab und es dauerte keine Sekunde, da hatte Micah sich vor ihm aufgebaut.

Spiderman!!! Hol mich ab!!!

"Du kannst froh sein, dass ich dir keine  verpasse! Dir gefällt es wohl, angetrunkene Mädchen in den Wald zu schleppen!", ging Micah einen Schritt auf Zayn zu, der nur lachend den Kopf schüttelte.

"Sie hat mich doch mitgenommen", grinste er Micah an und ich wusste gleich würde es eskalieren, aber ich war wie erstarrt.

"Ach, so ist das. Du wusstest das ich seine Nummer wollte und machst dann sowas? Was bist du für eine Freundin?", schaute Juline mich mit einem Blick an, der mir absolut fremd an ihr war. So hatte ich sie wirklich noch nie gesehen und das brachte mir ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust.

"Ich bin nicht abgeneigt", grinste Zayn sie dann an, doch ich ergriff dann hastig das Wort und wollte hier einiges mal klarstellen.

"Du hast gut reden! Wer hat denn mit Kiyan rumgemacht vor meinen Augen!", wurde ich lauter und verschränkte dabei wütend meine Arme. Ich hatte mir wohl Mut angetrunken und keine Lust mehr, mir solche Vorwürfe machen zu lassen. Erst recht nicht, weil das hier alles einfach nur ein Missverständnis war.

"Was interessiert es dich, ob sie mit Kiyan rumgemacht hat?", fragte dann Micah und plötzlich lagen alle Augen auf mir, woraufhin ich nichts mehr zu sagen wusste.

"Weil sie was mit ihm am laufen hat, Micah. Dein Pullover verdeckt ihren Knutschfleck, von dem ich dachte sie hätte ihn von Kiyan, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.", antwortete Juline und schaute mit einem angewiderten Blick zu Zayn. "Also bilde dir nichts mehr darauf ein, dass sie deine Sachen trägt. Sie nimmt was sie braucht. Wie die Mutter, so die Tochter!"

Ihre Worte gingen mir durch Mark und Bein, hallten schmerzverzerrt immer wieder nach und ich spürte sofort die Wärme auf meinen Wangen, von den Tränen, die sie ausgelöst hatte. Alles drehte sich und ich hielt mir erschrocken und entsetzt eine Hand vor den Mund, während meine andere auf meinem Bauch lag.

Sie schenkte mir einen letzten verachteten Blick, drehte sich dann um und lief zurück Richtung Straße.

"Kommst du, Micah?", hörte ich ihre Stimme dann von weiter weg und ich traute mich nichtmal mehr Micah anzuschauen. Mein Blick fiel zu Boden, genau sie meine unzähligen Tränen.

Erst als ich sich entfernende Schritte auf dem Waldboden wahrnahm, wusste ich, dass auch er mich stehengelassen hatte. Was hatte ich nur getan?

"Ganz tolle Freunde seid ihr!", rief Zayn ihnen hinterher und legte mir dann seinen Arm um den Rücken, wodurch ich leicht zusammenzuckte. "Das wird schon wieder. Ihr kleinen Leute vertragt einfach keinen Alkohol."

Er nahm mich kurz fest in seine Arme, klopfte mir auf den Rücken und löste sich dann auch schnell wieder, um meine Hände zu nehmen und mich anzulächeln.

"Lass sowas nicht so an dich heran. Ich würde wegen solchen Idioten keine Träne vergießen", sagte er und machte mich damit irgendwie wieder wütend.

Ich wischte mir schluchzend die Tränen aus dem Gesicht und sah ihm in der Dunkelheit entgegen.
"Das sind meine besten Freunde", versuchte ich alles zu erklären, doch er schüttelte sofort den Kopf und legte mir die Hände auf meine Schultern.

"Das sind sie nicht. Sowas wie beste Freunde gibt es nicht. Jeder benutzt jeden, umso früher du das begreifst, umso besser für dich!"

Er schaute mich noch kurz an, holte dann etwas aus seiner Jacke und hielt mir eine Zigarette entgegen, die ich aus mir selbst nicht klaren Gründen sofort annahm. Vorsichtig machte er sein Feuerzeug an und ich zog so fest an dem Filter, das ich sofort laut husten musste.

"Daran gewöhnt man sich", grinste er und zündete sich dann auch eine an. "Achja, das ich dich vorhin berührt habe tut mir leid. Ich seh in dem scheiß Wald hier rein gar nichts."

Ich nickte ihm zu und zog dann nochmal an der Zigarette. Mir war in dem Moment sowieso alles egal.

"Am besten laufe ich vorran und du nimmst die und beruhigst dich. Falls Kiyan hier wirklich ist, was ich bezweifle, dann bringt er mich um wenn ich mit seiner weinenden Bab... Mia aus dem Wald komme."

Er lachte und drückte mir eine kleine Flasche Jägermeister in die Hand, die er aus der Innenseite seiner Jacke herausgeholt hatte. Er war irgendwie wie ein kleines Kiosk, aber darüber dachte ich auch nicht weiter nach.

Wie die Mutter, so die Tochter ...

Immer und immer wieder schallte dieser Satz durch meinen Verstand und ich war wirklich dankbar über den neuen Alkohol in meiner Hand, der mich hoffentlich weit weg tragen würde.

Ich folgte Zayn, trank dabei und rauchte die ekelhafte Zigarette zu Ende, von deren Geschmack ich mir sicher war, dass es meine erste und letzte war und dann kamen wir nach wenigen Minuten auch an dem Spielplatz an, wo Kiyan zu meiner Erleichterung wirklich auf der Bank saß.

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1100 Wörter

Juline?

Micah?

Zayn?

Ich weiß ich Nerve, aber eure Meinungen interessieren mich einfach ♡

My new stepbrother - Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt