~•°Hausarrest°•~

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Er öffnete meine Hose, beobachtete dabei neugierig meine Reaktion im Spiegel und ich hatte meine Atmung vor lauter Spannung, die im Raum lag, überhaupt nicht mehr unter Kontrolle. Meine Knie wurden weich, mein Herz stolperte aufgeregt und meine Augen fixierten seine, und das ununterbrochen. Er war mit Abstand der erste, dem ich mich je so verbunden fühlte, auch wenn ich kaum etwas über ihn wusste.

Ganz vorsichtig zog er meine Hose herunter und ich hob wie erstarrt meine Füße hoch, damit er mich ausziehen konnte, während ich mich selbst im Spiegel betrachtete und mir unsicher war, was gleich passieren würde.

Keine Minute später stand ich nur noch in Unterwäsche da und bekam unerwartet Panik, denn obwohl ich nichts lieber wollte, als von ihm berührt zu werden, ging es mir trotzdem viel zu schnell. Mein Verstand und mein Körper schienen wie getrennt, denn wieder einmal wurde ich von meinem Verlangen und meinen  Gedanken hin und hergerissen.

"Hier", hörte ich dann Kiyan, der mittlerweile neben mir stand und mir plötzlich eine meiner Schlafhosen reichte, um dann mit Blick auf mich mein Zimmer zu verlassen.

Ich stand irritiert da, starrte ihm ungläubig hinterher und hielt meine blaue Schlafhose in der Hand, die ich anschließend skeptisch musterte. Anscheinend war es von mir vollkommen richtig hin und hergerissen zu sein, denn seine Absichten und Taten änderten sich immer wieder so turbolet, dass einem schwindelig werden konnte.

Vollkommen verwirrt über sein Verhalten zog  ich die schlabbrige Hose über und schaute mich nochmal genauer im Spiegel an. Meine Augen schienen schon rot von der Müdigkeit und die Ringe unter ihnen sahen dunkel aus ...

"Zieh das an", kam Kiyan zurück, riss meine volle Aufmerksamkeit dann wieder auf sich und schloss die Tür hinter sich ab. Mir fiel sofort ein schwarzes Shirt in seiner Hand auf und als ich es genauer betrachtete, sah ich den selben aufgedruckten Stern, den er auch auf seiner Hand tätowiert hatte.

Zögerlich nahm ich es entgegen und er sah mir dabei zu, wie ich es mir anzog. Ich dachte über die Bedeutung dieses Sterns nach. Sollte ich ihn fragen? Oder lieber warten bis er es erzählen würde?

Fertig angezogen spürte ich seine Blicke überall auf meinem Körper und streichelte schüchtern über meine Arm, während ich nervös auf meiner Unterlippe kaute. Immernoch nervte mich der Gedanke an Chloe und die Erregung, die ich eben noch empfand, war wie erloschen, denn umso weniger der Alkohol in meinem Blut noch wirkte, umso mehr Sorgen und Zweifel machten sich in mir wieder breit und ich wurde wieder zu einem schüchternen Mädchen, dass sich in den Augen dieses Jungen verlor.

"Meine Mutter hat das Tshirt meinem Vater geschenkt, als sie wusste, dass sie mit mir schwanger war."

Neugierig suchte ich seinen Blick und betrachtete dann wieder den Stern auf dem Shirt, das locker um meinen Oberkörper lag.

"Ich war ihr kleiner Stern", lächelte er dann und schaute dabei herunter zu seiner Hand. "Als ich Zayn kennengelernt habe und er meinte, dass wir uns um cool zu sein, tätowieren lassen müssten, entschied ich mich als erstes Tattoo für diese Erinnerung."

Er sprach ruhig und lächelte dabei ununterbrochen, doch der Schmerz in seiner Stimme war kaum zu überhören und als er mir wieder tief in die Augen sah, sah ich in seinen die einsame Leere, was mir sofort das Verlangen brachte, ihn fest in meine Arme nehmen zu wollen, was ich dann auch tat.

Ich machte langsame Schritte auf ihn zu, nahm dann seine Hand und streichelte sanft über den Stern auf seinem Handrücken.
"Das ist eine wirklich schöne Erinnerung", sagte ich leise und schaute zu ihm hoch.

Er nahm meine Hand fester, legte die andere um meine Schulter und zog mich eng an seine starke Brust, um eine kurze Zeit so mit mir dazustehen. Sein Kopf auf meiner Schulter ruhend, unsere Hände fest ineinander verschränkt und es war so still um uns herum, dass ich sogar meinte, seinen ruhigen Herzschlag hören zu können.

"Wir sollten schlafen", löste er sich dann von mir und drehte sich zu meinem Bett, um die Decke so herunterzuziehen, dass ich mich gemütlich hinlegen konnte. Ich war mal wieder total aufgeregt mit ihm in einem Bett zu schlafen, obwohl wir ja schonmal weitergegangen waren, als nur zu schlafen. Es war trotzdem neu für mich, aber ich fühlte mich unglaublich wohl. Alleine schon, weil er mir dieses Tshirt gegeben hatte, was für ihn eine solche Bedeutung hatte. Das hatte doch etwas zu bedeuten, oder etwa nicht?

Er legte sich nah an meinen Rücken, deckte uns beide sorgfältig zu und obwohl ich seine Wärme gerne noch so lange wie möglich genossen hätte, schlief ich unter seinen Streicheleinheiten auf meinem Arm vor lauter Erschöpfung schneller ein als mir lieb war.

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Dröhnende Kopfschmerzen ließen mich aus meinen Schlaf erwachen und ich hatte sofort so einen höllischen Durst, dass ich meinte innerlich ausgetrocknet zu sein.

Ich drehte mich mit Mühe auf den Rücken, um enttäuscht festzustellen, dass er nicht mehr neben mir lag.

War alles nur ein Traum?

Ein Blick an mir herunter und ich wusste das es keine Einbildung war, denn ich sah sofort den glitzernden Stern auf dem schwarzen Shirt und musste trotz des Katers kurz lächeln.

Mit einer Hand an meinem pochenden Kopf erhob ich mich dann langsam aus meinem Bett und stand schwankend auf, um mir im selben Moment einzureden, nie wieder zu trinken.

Ein Schritt nach dem anderen lief ich zu meiner Tür und zog sie auf, um sofort von der Helligkeit im Flur geblendet zu werden.

"Oh Gott", murmelte ich und setzte meinen Weg in die Küche fort, während ich das Gefühl hatte, überhaupt nicht mehr zu existieren. Alles tat mir fürchterlich weh und als ich endlich eine Flasche Wasser auf dem Tresen ausmachen konnte, schnappte ich sie mir und trank so hastig, dass ich mich noch mehrmals verschluckte.

"Kater?", erschrak mich Thomas hinter mir zu Tode und ich zuckte so heftig zusammen, dass mir die Flasche fast aus der Hand fiel. Ihn amüsierte das anscheinend, denn er lehnte mit seinem roten Shirt am Kühlschrank und betrachtete mich grinsend von oben bis unten.

Ich hasste seine Blicke auf mir, die sich falsch und widerlich anfühlten, doch anscheinend musste ich mich wirklich an seine Anwesenheit gewöhnen.

"Sieht man doch, oder?", gab ich ihm schnippisch zurück, woraufhin er lachte und einige Schritte auf mich zukam.

Umso näher er kam, umso mehr wich ich ängstlich vor ihm zurück, bis ich dann leider den Tresen hinter mir spürte und ihm nicht mehr ausweichen konnte.

Mein Herz raste und ich fühlte mich so unwohl, dass ich mich am liebsten übergeben hätte, aber mein Körper gab keine Reaktion mehr von sich, außer das er leicht anfing zu zittern.

Er stand genau vor mir und lehnte sich mit einer Hand auf den Tresen hinter mir, sodass ich seinen Atem in meinem Gesicht spüren konnte und auch sein Becken meinem gefährlich und unnatürlich nah kam. Sein Blick driftete ab nach oben und mit der anderen Hand öffnete er dann über mir den Schrank, um etwas herauszunehmen und einen Schritt nach hinten zu machen.

"Damit geht's dir gleich besser", grinste er dreckig und hielt mir eine Packung Ibuprofen entgegen. Ich konnte sie nicht annehmen, denn ich fühlte mich wie erstarrt. Das war doch keine normale Situation, oder übertrieb ich mal wieder?

Aus reiner Hoffnung heraus, dass er verschwinden würde, nahm ich dann doch mit großer Mühe die Packung und schaute sofort überfordert  zu Boden, um dann seine sich langsam entfernenden Schritte zu hören.

Was war das denn für eine scheiß Aktion?

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1231 Wörter

My new stepbrother - Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt