Nachdem meine Beine langsam keine Kraft mehr hatten und es auch schon dunkler wurde, kam ich endlich an dem heruntergekommenen Plattenbau an, von dem ich nie gedacht hätte, ihn mal als Zuflucht zu benutzen.
Die rote Kapuze tief ins Gesicht gezogen, klingelte ich mit meinen zitternden Fingern alle möglichen Schilder, da ich nichtmal wusste, welche von Zayn war.
Immer wieder schaute ich mich um und fühlte mich schon leicht paranoid. Als wäre da jemand, der mich ständig beobachten würde, oder als würde ich mir selbst zuschauen, was mir plötzlich wieder Herzrasen bescherte.
"Ja, Hallo", kam es dann aus der Sprechanlage und ich musste mich erstmal räuspern, um meine Stimme überhaupt wieder zu erlangen.
"Ich habe ein Paket für-", brachte ich hastig heraus und suchte dann nervös die Klingelschilder ab. "Für Palmer."
Die Frau sagte nichts mehr, doch das war mir auch völlig egal, denn sie hatte mir die Tür geöffnet und direkt, als das leise Summen ertönte, eilte ich zu dem mir bekannten Höllenaufzug und drückte auf Zayns Etage.
Die Tür des Aufzugs öffnete sich und als ich dann mehrmals laut an Zayns Tür klopfte, fühlte ich mich sofort etwas beruhigter, denn ich hörte die Schritte von innen, die auf mich zukamen und wusste sofort, ich würde gleich nicht mehr alleine sein.
"Hey", begrüßte mich Zayn und sofort stürzte ich mich in seine Arme. Ich spürte, dass er zusammenzuckte und über die plötzliche Nähe erschrak, aber er klopfte mir mehrmals beruhigend auf den Rücken und löste sich dann vorsichtig von mir.
Natürlich liefen mir direkt die Tränen herunter, obwohl ich nicht mehr weinen wollte, aber es war nicht aufzuhalten.
"Was ist denn passiert?", schaute er erst besorgt zu mir herunter, um dann hinter mir in den dunklen Hausflur zu schauen. "Und wo ist Kiyan?"
Ich riss ungläubig die Augen auf und sah ihn dabei an entgeistert an.
"Du weißt es nicht?", fragte ich schluchzend und holte tief Luft. "Er wurde verhaftet."
Zayn schaute mich ohne Ausdruck und und wirkte eine mir ewig vorkommende Zeit wie versteinert, bis er sich schüttelte, die Tür hinter mir schloss und mit mir gemeinsam ins Wohnzimmer lief.
Adam saß auf der Couch und schaute aus dem Fenster, während ich mich neben ihm niederließ und Zayn aufgeregt hin und her lief.
"Erzähl mir was los war."
Ich sammelte mich, lehnte mich dabei nach hinten und auch Adam drehte sich zu mir um, um ganz genau zuzuhören.
"Thomas hat mich ... bedrängt und Kiyan ist daraufhin auf ihn los. Es war mir zu viel und ich bin umgekippt, habe nur noch schwarz gesehen", fing ich an und rang bei der Erinnerung an diesen schlimmen Tag mit den Tränen. "Als ich dann aufgewacht bin, wollte meine Mutter mir nicht glauben, dass Thomas meinen Vater umgebracht hat und hat mich-"
"Was hat Thomas?", unterbrach mich Zayn mit großen Augen und fuhr sich mit beiden Händen aufgebracht durch die braunen Haare. "Was ist das nur für eine verdammte Scheiße."
Ohne mich nochmal zu unterbrechen ließ er mich alles erzählen, um sich danach schweigend ans Fenster zu stellen.
"Wir müssen ihn da rausholen", wandt ich mich dann an Zayn, der mir aber keine Antwort mehr gab, sondern nur gedankenverloren ins Nichts starrte. Ich wusste irgendwie, wie er sich fühlte, so kurz nachdem ich ihm alles an den Kopf geworfen hatte, doch ich wollte nicht eine weitere Sekunde verschwenden, Kiyan da herauszuholen.
"Ich fahr zum Gefängnis", kam es dann von Zayn, der so schnell seine Jacke anzog und durch die Tür verschwand, dass ich keine Möglichkeit hatte ihn aufzuhalten.
Was dachte er nur? Als ob die ihn einfach reinlassen würden... vor allem war es schon dunkel draußen.
"Adam?", wandt ich mich dann an den Blonden neben mir, dessen Blick dann meinen traf. "Kannst du mir bitte alles von dem Unfall erzählen? Wo er war und welche Uhrzeit genau und das alles halt?"
Ich schaute ihm tief in die müden Augen und da wurde mir erst bewusst, was ich gerade alles von ihm verlangte. Er war sicher bekifft und ich stand auch noch völlig unter Strom. Wahrscheinlich hatte ich wirklich einen an der Klatsche, sonst hätte ich mir wohl kaum Zayn eingebildet, aber egal wie verwirrt ich war, egal wie viel Angst mir das machte, ich wollte keine Ruhe geben.
"Adam, bitte", sagte ich dann nochmal und legte meine Hand auf seine Schulter, um ihn dazu zu drängen, mir alles zu erzählen, was mir zwar leid tat, aber sein musste.
***
Mittlerweile war es 1 Uhr nachts und von Zayn fehlte immernoch jede Spur. Adam schlief, doch vorher hatte er mir zum Glück alles so gut es ging erzählt, was mir trotzdem keine Hilfe war.
Der Unfall war nach 6 Uhr morgens an der Ecke Greenstreet wo das hohe Gebäude steht... das hohe Gebäude... das ...
Ich stand hektisch auf und schnappte mir das Handy vom Tisch, das laut dem Hintergrund Adam gehörte und tippte aufregt einige Sachen in Google ein.
Greenstreet, Gebäude, Hausnummer, Büros, Inhaber ...
Jackpot!
Voller Elan über das Herausgefundene rannte ich zur Tür, doch da es mitten in der Nacht war, hielt ich meiner Bewegung inne und lief geknickt zurück ins Wohnzimmer, wo ich mich neben Adam auf die Couch setzte und tief durchatmete.
Würde es so klappen, wie ich es mir vorstellte, könnte ich vielleicht wirklich alles wieder in Ordnung bringen... dazu musste nur endlich die Sonne wieder aufgehen.
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900 Wörter
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My new stepbrother - Konsequenzen
Teen Fiction- Abgeschlossen - Badboy | Drama Mias Leben gerät von jetzt auf gleich vollkommen außer Kontrolle. Erst erwischt sie ihre Mutter mit einem anderen Mann und als wäre das nicht schon genug, ist sein Sohn auch noch der Typ mit den kalten, braunen Aug...