Immernoch völlig entgeistert von seiner Nähe stand ich da und starrte auf die Tabletten in meiner Hand.
Der Geruch seines Atems haftete immernoch auf meinem Gesicht und ich stellte mich schnell an das Waschbecken neben mir, um kaltes Wasser anzustellen uns es mir hastig ins Gesicht zu spritzen. Meine Hände zitterten noch leicht und es brauchte meine ganze Konzentration, eine dieser kleinen Tabletten aus der Packung herauszubekommen.
Zitternd hielt ich sie fest und nahm mit der anderen Hand die Flasche, um sie dann herunter zu spülen, in der Hoffnung, diese pochenden Kopfschmerzen würden endlich verschwinden.
Ich lehnte mit den Händen auf dem Tresen, starrte geistesabwesend in den Abfluss und stellte mir die Frage, was Thomas mit seiner Aktion eben bezwecken wollte. Wer kam einer anderen Person so nah, ohne einen Hintergedanken zu haben? Ich kannte niemanden und das bestärkte meine Meinung von ihm. Er war total gestört.
Der Gedanke, das er sich Tag und Nacht hier aufhielt, brachte mir eine unangenehme Gänsehaut auf den Armen und erst, als ich hinter mir sie Haustür sich öffnen hörte, stellte ich das Wasser ab und drehte mich neugierig um.
"Oh, Mia. Hilfst du mir mal eben", meinte meine Mutter und hatte mehrere Tüten in ihren Händen. Aufgrund ihres Hechelns beeilte ich mich ihr zur Hilfe zu eilen und gemeinsam stellten wir alles auf der Kücheninsel ab.
"Ich muss mit dir reden", flüsterte ich ihr zu, während sie die Sachen aus den Tüten räumte und irgendwie total hektisch dabei wirkte.
"Deine Tante Magret ist gestorben", platzte sie plötzlich heraus und ich runzelte nur fragend die Stirn. Sie hörte auf auszuräumen und schaute mich dann mit einem glücklich wirkenden Ausdruck an. "Du kennst sie nicht, ich auch kaum. Sie ist irgendeine Großtante oder so. Aber sie war reich und wir bekommen alles. Ich muss mit Thomas einige Tage wegfahren."
Mir fiel unvermeidbar die Kinnlade runter. Wie geldgeil konnte man eigentlich sein? Ich kannte diese Magret zwar nicht, aber sie hätte ihr Geld besser spenden sollen. Das einzig Gute daran, ich war einige Tage alleine zuhause und Thomas würde auch nicht da sein, dafür aber Kiyan, was mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.
"Ich freue mich auch, Mia. Aber es ist jemand gestorben. Das Lächeln solltest du dir für andere Zeiten aufsparen", tadelte sie mich und drückte mir dann zwei Packungen Milch in die Hand. Ich machte mir nichts aus ihrer Aussage, denn lieber sollte sie so denken, als das sie herausfinden würde, dass mein Lächeln von den Gedanken an Kiyan entstand.
"Wir fahren morgen los und sind Sonntag wieder zurück. Und Mia, ich werde deinem Vater sagen, er soll täglich nach dir sehen."
Ich nickte, stellte die Milch im Kühlschrank ab und dachte flüchtig darüber nach, sie nochmal zu versuchen auf Thomas anzusprechen, doch wenn sie sowieso wegfahren würden, behielt ich es erstmal für mich.
"Hallo Schönheit", kam dieses Arschloch dann auch noch zu uns in die Küche und mir entging dabei nicht, das er meiner Mutter einen Kuss gab und mich sofort danach dreckig grinsend musterte.
"Schatz, ich hab dir so viel zu erzählen", nahm meine Mutter seine Hand und zog ihn dann hinter sich her rüber zur Couch.
Das war meine Chance abzuhauen. Ich schnappte mir schnell die Gummibärchen aus einer der Tüten und lief dann den Flur entlang, um hinter mir in meinem Zimmer die Tür zu schließen.
Die Stille hier beruhigte mich und endlich hatte ich mal Zeit, über alles in Ruhe nachzudenken, ohne das ein Thomas oder meine Mutter mir zu Nahe kommen würden.
Ich riss meine Rollos hoch, ließ sie Sonne in mein Zimmer scheinen und setzte mich dann auf meinen Schreibtischstuhl, um erstmal auf mein Handy zu schauen.
Keine Nachrichten, keine Anrufe. Ob ich das gut oder schlecht finden sollte, wusste ich nicht, aber ich hatte schon auf eine Entschuldigung von Juline gehofft, oder wenigstens eine kurze Nachricht von Micah.
Der Schock ereilte mich dann auf Instagram.
Ein Foto von Juline und Chloe, die amüsiert in die Kamera grinsten.
Hashtag #nobitches
Wers glaubt...
Ich schaute mir das Foto genauer an und ziemlich schnell ereilte mich ein noch größerer Schock. Im Hintergrund erkannte ich ganz genau die hässliche Couch aus Zayns Wohnung und nicht nur das, Kiyan saß da und war anscheinend mit Adam in einem Gespräch.
Wollte mich eigentlich die ganze Welt auf den Arm nehmen?
Ich machte mein Handy aus, schmiss es wütend auf den Schreibtisch vor mir und riss die Gummibärchentüte auf, um mir erstmal ein wenig Nahrung für meine Nerven zu geben. Am liebsten hätte ich wieder Alkohol getrunken, aber den Gedanken schüttelte ich angewidert wieder ab und holte dann meinen Zeichenblock aus meiner Schublade, um Codys Haus zu zeichnen.
Die Erinnerung an diese Villa ließ mich immernoch staunen und langsam wünschte ich, ich hätte die ganzen Sorgen um mich herum nicht und hätte die Party ohne Auseinadersetzungen genießen können... dieses verdammte Flaschendrehen!
Mühsam versuchte ich meine Gedanken zu verdrängen und zeichnete dann drauf los. Doch es dauerte keine drei Striche, da machte ich mein Handy wieder an und schrieb Kiyan.
Hey, was machst du so?
War ja eine ganz einfache Frage. Ich wollte ja nicht aufdringlich wirken.
Hey Kleine, ich bin bei Zayn. Wollte aber gleich kommen. Soll ich dir irgendwas mitbringen? Vielleicht was süß-salziges?
Super! Ich konnte nach dieser Nachricht nichtmal mehr sauer sein. Brauchte ich ja eigentlich auch nicht. Er war ehrlich und das schätzte ich sehr an ihm. Dazu konnte er ja nichts dafür, wenn die Beiden auch bei Zayn waren.
Ruhig Blut, Mia, sprach ich mir selbst zu und verfasste dann meine Antwort an ihn.
Ich brauch nur dich.
Ich schickte diese Nachricht ab und fühlte mich sofort ganz komisch. Es war die Wahrheit. Ich wollte ihn bei mir haben und ich wollte das er weiß, dass ich so empfand, aber es kam mir dann doch ein klein wenig aufdringlich vor.
Bis gleich ;)
Ich strahlte das Handy an und fühlte mich wie einer dieser verliebten Teenager in den Highschoolfilmen, die sich viel zu schnell zu jemanden hingezogen fühlten und sich dabei dämlich vorkamen, doch es war nunmal so und schnell schnappte ich mir neue Unterwäsche und eine Leggins, um bevor er kommt noch duschen zu gehen.
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1009 Wörter
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My new stepbrother - Konsequenzen
Teen Fiction- Abgeschlossen - Badboy | Drama Mias Leben gerät von jetzt auf gleich vollkommen außer Kontrolle. Erst erwischt sie ihre Mutter mit einem anderen Mann und als wäre das nicht schon genug, ist sein Sohn auch noch der Typ mit den kalten, braunen Aug...