~•°Provokant°•~

8.7K 346 94
                                    

"Lass uns bitte gehen", flüsterte ich Juline zu, die aber anscheinend zu angetrunken und zu fasziniert von Zayn war, um mir überhaupt richtig zuzuhören. Sie saß so schnell auf seinem der Sitzsäcke, dass sie mich fast noch mit umgerissen hätte.

Cody, Chloe, Adam und ein Mädchen, das ich nicht kannte, hatten sich auch schon im Kreis hingesetzt und unterhielten sich lachend, während sie Flaschen und Becher herumreichten. Mein Herz raste und ich schaute neben mich zu Micah, Zayn und Kiyan, die mich alle drei zurück anstarrten.

"Wenn du nicht mitmachen willst, können wir gehen", meinte Micah zu mir und sofort sah ich zu Kiyan, dessen bohrender Blick auf mir lag. Er wartete wohl darauf, was ich nun tun würde und umso länger ich darüber nachdachte, umso beschissener wurde diese Situation. Sollte ich mit Micah gehen? Sollte ich alleine einfach gehen? Meine Gedanken überschlugen sich und der Tequila in meinem Magen half mir überhaupt nicht dabei, die richtige Entscheidung zu treffen.

"Ich gehe. Bleib du hier", sagte ich dann leise zu Micah, doch dann sprach diese arrogante Chloe mich an.

"Wer zu verklemmt ist, kann gerne gehen", meinte sie lachend und schon setzte ich mich ohne weiter zu grübeln genau ihr gegenüber hin. Wenn sie meinte, ich würde gehen und sie könnte mich die nächsten Stunden bei Kiyan und den anderen schlechtmachen, dann hatte sie sich getäuscht.

"Sehr gut", lächelte sie fast schon bösartig und auch die anderen drei setzten sich dann mit in den Kreis.

Während die anderen sich allesamt freuten wie Kinder, saßen Micah, Kiyan und ich da und verzogen keine Mine. Der ganze Abend ging mir so an meine Substanz und ich griff verzweifelt nach Julines Becher und trank ihn hastig aus.

Vielleicht würde ich ja gleich betrunken ins Koma fallen und ich betete schon fast dafür, dass meine hysterische Mutter gleich durch die Tür kommen und mich nach Hause schleppen würde.

"So, wer will anfangen?", fragte Chloe und warf dabei ihre langen schwarzen Haare über ihre Schulter, um dann eine leere Flasche in die Mitte zwischen uns zu legen.

Ich schaute schnell zu Boden und hoffte darauf, das jemand freiwillig anfangen würde, denn vielleicht bestand ja die Chance, dass ich gar nicht drankommen würde.

"Ich!", rief Juline plötzlich so laut, das ich erschrocken die Augen aufriss und zusammenzuckte. Sie war wirklich übermotiviert und obwohl ich Zayn nicht leiden konnte, hoffte ich für sie, das die Flasche ihn treffen würde. Dann müsste er nur noch absolut schlecht im küssen sein und sie würde ihn endlich abhaken.

"Du gefällst mir", meinte Chloe und reichte meiner besten Freundin rechts von mir die Flasche. Nervös schaute ich links zu Micah, neben dem Zayn saß. Dann fiel mein Blick auf Kiyan und Chloe, die nebeneinander vor mir saßen. Am liebsten hätte ich mich einfach übergeben und schon schnappte ich mir auch Micahs Becher, um meinen Verstand noch weiter zu betäuben.

Juline legte die Flasche in die Mitte, kicherte dabei wie ein kleines Mädchen und drehte sie dann mit viel Schwung. Wie in Zeitlupe drehte sich diese blöde Schapsflasche und blieb genau auf Adam stehen, der große Augen machte und sich sichtlich darüber freute auserwählt worden zu sein.

Juline warf mir einen enttäuschten Blick zu und beugte sich dann nach vorne, um Adam einen flüchtigen Kuss auf den Mund zu geben.

"Nein, mit Zunge. Wir sind doch nicht im Kindergarten", wackelte Chloe mit ihrem Finger und Juline schaute augenverdrehend zu ihr herüber. Sie würde das doch nicht wirklich tun?

Oh doch! Sie tat es und das unangenehmste war, dass wir alle noch dabei zusahen. Als sie nach gefühlten Ewigkeiten fertig waren nahm der Blonde die Flasche an sich, die dann auf das unbekannte Mädchen traf.

Konnte mir nicht bitte irgendjemand hier raushelfen? Wo war dieser Spinnenmann, wenn man ihn wirklich brauchte? Gab es in Comics nicht auch so einen grünen Typ, der sich verwandelte wenn er sauer war? Hulk? Was würde ich dafür geben wenn er das Haus einfach einstürzen lassen würde. Natürlich mit Chloe zusammen.

Als ich aus meinen Gedanken wieder zurück in die Realität fand, drehte sich die Flasche erneut und als sie dann auf Kiyan landete, stoppte meine Atmung und ich spürte einen fiesen Stich mitten im Herz. Die Eifersucht zerriss mich allein beim Gedanken daran, das ihre Lippen gleich seine berühren würden und dann schaute ich mir das Mädchen genauer an.

Sie sah ganz normal aus, doch ich bemerkte trotz des wenigen Lichts, das ihre Wangen sich rötlich färbten. Am liebsten hätte ich ihr das Piercing aus der Lippe gerissen, oder mein Getränk über ihre blonden Haare geschüttet,  aber ich wollte mir nichts anmerken lassen.

Als mein Blick dann zu Kiyan fiel lachte er mit Zayn und rückte nach vorne zu dem Mädchen und bevor sie sich berühren konnten, zwang ich mich wegzusehen und schaute zu Cody, dessen Augen in dem Moment auf meine trafen. Sein nerdiges Grinsen konnte ich nicht erwidern, da mir in dem Moment klar wurde, dass Kiyan die Flasche jetzt drehen müsste und nochmal jemanden küssen müsste.

Was für eine Logik hatte dieses Spiel überhaupt? Da konnte ja auch gleich jeder mit jedem rummachen!

Wütend trank ich noch einen Schluck, starrte nur noch die Flasche an und vermeidete auf weiteres jeden Blickkontakt, bis die Flasche dann ausgerechnet auf Juline zeigte. Sofort schaute ich zu ihr und sie auch zu mir.

Würde sie das tun? Jetzt war doch ihre Chance das ganze hier zu beenden! War es ihr so wichtig, einen Kuss von diesem Idioten zu bekommen, dass sie dafür vorher Kiyan küssen würde? Sie wusste von dem Knutschfleck am meinem Hals!

Sie schaute mich mit einem entschuldigenden Blick an und rückte dann nach vorne. Sie würde es tun! Das die Beiden sich dann auch noch genau vor meinen Augen küssten, war der Gipfel dieses Alptraums. 

Er legte seine Hand an ihre Wange, während ihre Lippen zueinanderfanden und beide ihre Augen schlossen. Es tat weh! Verdammt weh! Und ja es war nur ein dämliches Spiel und alle sahen es locker, aber meine Gefühle wurden bei diesem Spiel wirklich verletzt!

Sie trennten sich wieder voneinander und Kiyans Blick traf auf meinen. Er grinste mich an und lehnte sich dann wieder nach hinten. Arschloch! Wie konnte ich mich so täuschen! Egal ob das hier gespielt war oder nicht, er hatte recht! Er brach mir das Herz!

Das Spiel ging immer weiter, die Flasche drehte sich unaufhörlich, doch ich interessierte mich nicht mehr dafür. Viel zu sehr nagte meine Eifersucht an mir und das schlimmste war sowieso schon passiert, dachte ich zumindest, bis die Flasche dann auf mich zeigte und ich nichtmal wusste, wer überhaupt  dran war.

__________
1059 Wörter 

My new stepbrother - Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt