Ich sah Kiyan genau in die Augen und irgendwie passierte der ganze Ablauf in Zeitlupe, denn hinter ihm kam plötzlich noch ein schwarzhaariges Mädchen rein, die wie selbstverständlich seine Hand nahm und sich lächend an ihn schmiegte. Es war das Mädchen von seinem Profilbild, von der er meinte, sie wäre nur eine Freundin.
"Hey Leute", meinte sie zu den anderen und schaute mich dann mit einem Blick an, der mir sofort zeigte, welche Abneigung sie gegenüber mir empfand. Ich kannte sie doch gar nicht und erst als Micah hinter mir "Hi Chloe" sagte, fiel mir auf, dass ich mich immernoch auf seinem Schoß befand.
Schnell stand ich auf und tapste nervös herum, bis auch Micah sich erhob und mich mit seiner Hand an meinem Rücken in Richtung der Tür schob, aus der eben noch die Grünhaarige und Zayn gekommen waren. Bevor ich durch die Tür ging, fiel mein Blick nochmal auf Kiyan, der gerade mit 》seiner Freundin《 auf der Couch Platz nahm und dessen Blick meinen traf.
Ich konnte weder deuten was sein Ausdruck mir sagen wollte, noch was er wohl dachte. Ich fühlte mich einfach nur schlecht, dass war das einzige Empfinden was ich noch hatte als ich den anderen dann folgte.
"Willst du zuerst?", fragte mich Micah und lenkte damit meine Aufmerksamkeit auf diesen noch kleineren Raum, in dem wir uns dann mit der leicht bekleideten Frau befanden.
Ein Bett, ein Nachttisch und kaum Licht. Super Bedingungen für eine Blutvergiftung, dachte ich mir nur und schaute ihn voller Zweifel an. Ich musste zum Glück nichtmal was sagen, denn er kannte mich und nickte nur, um dann auf dem Bett Platz zu nehmen.
Ich stellte mich währenddessen an eine Wand, holte mein Handy aus meiner Hosentasche und schaute mir nochmal gedankenverloren das Profilbild von Kiyan an.
Nur eine Freundin....
Wieso machte ich mir überhaupt Gedanken darüber? Wieso sollte er mir auch die Wahrheit sagen? Er war mir zu nichts verpflichtet und schnell packte ich mein Handy wieder weg und hielt erschocken die Luft an, als ich plötzlich dabei zusah, wie diese Irre etwas durch Micahs Zunge steckte. Mir wurde gleichzeitig übel und heiss und schnell wandt ich meinen Blick zum hellen Teppichboden, um nicht durchzudrehen. Wenn er meinte, ich würde mir etwas durch die Zunge jagen lassen, dann kannte er mich wohl doch nicht so gut.
"Kommst du?", wurde ich von der Frau dann angesprochen, während Micah auf mich zukam und dämlich grinste.
"Ich kann das nicht", flüsterte ich ihm zu und sah dabei zu der Frau, die vor dem Bett stand und sich neue Handschuhe anzog.
"Ist doch nicht schlimm. Dann gehen wir eben wieder. Ich hab mir schon gedacht, dass das nicht zu dir passt", meinte er daraufhin und ich schaute ihn verwirrt an.
"Was meinst du damit?"
"Naja, du machst nie verbotene Sachen und das ist auch okay. Du bist eben Mia", zog er die Schultern hoch und nahm die Türklinke schon in die Hand.
Es dauerte nur eine Sekunde. Eine Sekunde in der ich darüber nachdachte, was Kiyans Freundin wohl für Piercings hatte. Eine Sekunde in der ich darüber nachdachte, was aus meinem Leben geworden ist, obwohl ich immer das Richtige tat und ehe ich mich versah, lag ich auf diesem ekelhaftem Bett und zog meinen grauen Kapuzenpullover hoch.
"Das kann jetzt ein bisschen-"
"Ich will es gar nicht wissen", unterbrach ich die Verrückte mit den grünen Haaren und sah dann hilfesuchend zu Micah, der immernoch an der Tür stand. "Hälst du meine Hand?"
Er kam sofort an meine Seite und nahm meine Hand und die Situation erinnerte mich irgendwie an eine Geburt, was mich dann doch zum Lachen und entspannen brachte.
"Das wird super an dir aussehen", grinste Micah und streichelte mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Ein kurzer Schmerz und schon war es vorbei. Das es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht, aber ich war echt froh als es dann vorbei war und schaute mir das Piercing an meinem Bauch neugierig an.
"Geht in die Apotheke, hier stehen die Sachen drauf. Falls es sich entzündet-"
"Falls?", unterbrach ich sie und musste mir ein Lachen verkneifen. Das würde sich todsicher entzünden bei dieser Umgebung. Ich Idiotin hatte nichtmal darauf geachtet, ob sie alles desinfiziert hatte.
Sie schaute mich sauer an und verschwand dann als Erste wieder ins Wohnzimmer.
"Du kannst ja auch fies sein, kannte ich noch gar nicht von dir. Gefällt mir", grinste Micah und half mir dann hoch."Ich finde es hier einfach nur schrecklich. Können wir dann bitte gehen", meinte ich zu ihm und zog mir dabei meinen Pullover wieder runter.
"Was immer du willst."
Ich folgte ihm aus dem Raum und am Liebsten wäre ich sofort geflüchtet, ohne nochmal einen Blick zur Couch zu werfen, aber ich konnte nicht anders und sah dann dieses Bild von Chloes Beinen, die quer über Kiyans Schoß lagen. Adam und Zayn rauchten anscheinend einen Joint und die Piercerin machte sich genervt eine Kippe an. Wow! Plattenbaulife.
"Wir sind dann wieder weg", verabschiedete sich Micah und gab den Jungs die Hand. Ich stand einfach da und versuchte nicht aufzufallen, doch ich spürte die Blicke auf mir, was mich kurz aufhören ließ Luft zu holen.
"Wir sehen uns später", meinte Zayn noch und da war mir dann auch endgültig klar, dass ich nicht auf die Party gehen würde.
Als Micah mit mir dann endlich die Wohnung verließ und wir statt Aufzug die Treppen nahmen und endlich wieder an der frischen Luft waren, fiel die ganze Last von meinen Schultern und ich fühlte mich endlich wieder frei.
"Ich hoffe du hast das jetzt nicht nur wegen mir gemacht? Um ehrlich zu sein hatte ich irgendwie Angst und wollte das nicht alleine durchziehen", beichtete mir der Braunhaarige als wir zu ihm schlenderten und über seine Ehrlichkeit war ich ihm wirklich dankbar.
"Du wolltest also nicht alleine an einer Infektion sterben", kicherte ich und er lachte sofort herzlich auf.
"So kann man es auch sagen, aber im Ernst, Mia. Ich möchte kein schlechtes Gewissen haben."
"Ich hätte es nicht getan, wenn ich es nicht selbst gewollt hätte."
Er legte zufrieden seinen Arm um meine Schulter und atmete tief durch.
"Dann bin ich beruhigt."Als wir dann an seiner Tür ankamen, wollte er das ich noch bleibe, aber ich wusste dann würde ich auch sicher noch bis zur Party bei ihm rumsitzen und das wollte ich wirklich nicht, also verabschiedeten wir uns mit einer freundschaftlichen Umarmung und ich machte mich irgendwie glücklich auf den Weg nach Hause.
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1062 Wörter
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My new stepbrother - Konsequenzen
Teen Fiction- Abgeschlossen - Badboy | Drama Mias Leben gerät von jetzt auf gleich vollkommen außer Kontrolle. Erst erwischt sie ihre Mutter mit einem anderen Mann und als wäre das nicht schon genug, ist sein Sohn auch noch der Typ mit den kalten, braunen Aug...