~•°Ein ganz normaler Tag°•~

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Zusammen verließen wir sein Haus und blieben kurz stehen, als er sein Handy rausholte und grinsend etwas eintippte.

"So, lass gehen", meinte er dann und ohne zu wissen wohin, lief ich nervös neben ihm her und konzentrierte mich auf die Umgebung, anstatt mir weiter Sorgen zu machen.

Erst als wir nach einer gefühlten Ewigkeit an einem Plattenbau ankamen, machten sich wieder Nervosität und Unwissendheit in mir breit und als ich dann auch noch Micahs Hand kurz an meiner spürte, war es mit meiner Coolness komplett vorbei.

"Was machen wir hier? Willst du Drogen kaufen?", fragte ich ihn flüsternd und schaute mich dabei vorsichtig um.

"Quatsch! Sowas würde ich nie tun, du kennst mich doch", meinte er und ich hörte einen kleinen Vorwurf aus seiner Stimme heraus. "Ich lasse mir ein Piercing stechen, dass wollte ich schon lange machen."

Ich riss erschrocken die Augen auf und nahm vorsichtig seinen Arm.
"Das kann nicht dein Ernst sein? Ich kriege schon sämtliche Krankheiten, wenn ich mir die Umgebung hier anschaue! Außerdem bist du noch nicht volljährig", warnte ich ihn, doch er grinste nur dämlich,  legte seinen Arm um meine Schulter und ohne Gegenwehr ließ ich mich von ihm zu der Glashaustür führen. Ich spürte das Adrenanlin durch meinen ganzen Körper rauschen und war selbst verwundert darüber, das es mir auf eine Weise sogar gefiel bei etwas Verbotenem dabei zu sein.

Als er dann seinen Arm von meiner Schulter nahm und auf eins der unzähligen Klingelschilder drückte, sah er mich plötzlich noch strahlender an.
"Ich mache es ja nicht alleine, du kriegst auch eins, damit wir immer an unsere Freundschaft erinnert werden."

Ich lachte überfordert und sah dann den ernst in seinen Augen. Mein Blick fiel sofort wieder aufgeregt zur Tür, die in dem Moment summte und von Micah aufgestoßen wurde. Hatte er den Verstand verloren?

Mit weichen Knien und zitternden Händen folgte ich ihm in einen engen Aufzug, der so alt aussah, als würde er uns direkt in die Hölle befördern.

Als die gelben Türen sich schlossen und das grelle Licht über uns flackerte, schaute ich ihn ernst an und holte tief Luft.

"Willst du das wirklich machen? Hier? Solche Sachen können sich entzünden und noch Schlimmeres", erklärte ich, doch er grinste mich nur an und legte seine Hände um meine Taille. Mir blieb von seiner Berührung das Herz stehen und ich hielt nervös den Atem an, als er dann immer näher kam und ich keine Chance mehr hatte, nach hinten auszuweichen.

"Sei nicht so feige", zwinkerte er und kniff mir dann lachend in die Wange. Spielte er etwa mit mir? Wusste er genau wie Kiyan, wie er mich aus der Fassung bringen konnte? Mit Blick in seine grünen, warmen Augen wurde mir klar, dass auch er sich seit dem Kuss verändert hatte, doch ich vertraute ihm immernoch blind und irgendwie hatte er Recht.  Ich war wirklich feige und sollte wenigstens einmal etwas tun, was meine Mutter aus der Fassung bringen würde. Das hatte sie verdient.

"Also gut", lächelte ich ihm entgegen und als er dann verspielt grinste öffnete sich auch schon der Aufzug.

Ich folgte Micah durch den engen, dunklen Flur und zusammen betraten wir dann eine Wohnung, die wirklich nicht gut aussah. Zumindest passte sie zum Rest dieses heruntergekommenen Hauses.

"Hey Micah", hörte ich eine Männerstimme als wir das dunkle Wohnzimmer betraten und beim Anblick des Typen, konnte ich meinen Augen erstmal nicht trauen.

Es war dieser braunhaarige Vollidiot der Cody immer wieder herumschubste und als ich mich in dem engen Raum umsah, fiel mir auch der blonde Surfertyp sofort ins Auge, der an einem kleinen Holztisch auf einem Sitzsack saß und mit seinem Handy beschäftigt war.

"Das sind Zayn und Adam", stellte Micah mir die beiden vor und dann wandt ich meinen Blick wieder zu Zayn, der mich belustigt musterte.

"Hast dich wohl verirrt, Babysitterin", grinste er und ich verstand nicht, wieso wir überhaupt hier waren. Immerhin meinte Micah auf seiner Party, dass er diese Typen kaum kannte und hatte mich sogar vor ihnen beschützt. Wahrscheinlich wollte er aber einfach nur sein Piercing haben.

"Also, hast du das Geld?", wandt er sich wieder Micah zu, der ihm einige Scheine in die Hand legte und dann verschwand dieser Zayn durch eine schäbige Tür am Ende des Raums.

Micah setzte sich auf die gelbe Couch neben Adam und ich blieb wie angewurzelt stehen und schaute nervös auf den Boden. Ein brauner Teppich voller Flecken, dass passte zu diesem fiesen Typen.

"Komm her", meinte Micah dann und zeigte auf den Platz neben sich, aber ich war mir sehr sicher, dass ich mich nicht auf dieses versiffte Stück Dreck setzen würde.

Ich lief zu ihm und beugte mich leicht herunter, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
"Die Couch sieht aus, als wären Alkohol, Blut und Erbrochenes nichtmal das Schlimmste, was auf ihr gelandet ist."

Er schaute mich nachdenklich an und ehe ich mich versah, hatte er mich um die Hüfte gefasst und mich auf seinen Schoß befördert. Ich war froh ihm nicht ins Gesicht gucken zu müssen, sonst hätte er die Röte in meinen Wangen gesehen und wie erstarrt schaute ich mir den Holztisch vor uns genauer an.

Da lagen unter anderem Zigaretten, Papers und das grüne in einem durchsichtigen Tütchen identifizierte ich einfach mal als Marihuana und zog erschrocken tief Luft ein.

"Alles okay?", hörte ich Micah hinter mir und drehte mich auf seinem Schoß ein Stück zu ihm um. Seine Hände lagen ganz ruhig auf meinen Oberschenkeln und als ich ihn fassungslos über alles von der Seite ansah, strich er mir eine Strähne meiner offenen, braunen Haare hinters Ohr und schaute mich mit einem warmen Blick an, als würden wir uns nicht gerade in der Hölle befinden.

"Wir sollten gehen", flüsterte ich fast flehend, doch dann hörte ich das Öffnen einer Tür und mit Zayn betrat eine Frau den Raum, die einfach aussah wie eine Prostituierte.

Ihre neongrünen Haare hatte sie zu einem lockeren Dutt gebunden, während sie obenrum nur ein Netzoberteil anhatte, unter dem man ihren schwarzen Bh sehen konnte. Das musste ein Traum sein, dachte ich und als ich dann auch noch jemanden hörte, der mit einem Schlüssel in die Wohnung kam und mich plötzlich die kalten, braunen Augen erschocken musterten, war mein Alptraum perfekt.

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1039 Wörter

My new stepbrother - Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt