~•°Versprochen°•~

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"Mia", hörte  ich Kiyans Stimme nah an meinem Ohr und  gleichzeitig rüttelte er an meinem Arm.

"Ja?", hauchte  ich müde und mit geschlossenen Augen, denn ich war so erschöpft, dass  ich in dem Moment einfach nur weiterschlafen wollte.

"Wir müssen gehen, Kleine", zog er mich am Arm hoch und als ich dann meine schweren Augen langsam öffnete, sah ich ihn flehend an.

"Wohin denn? Ich will nicht aufstehen", flüsterte  ich und hatte Mühe dabei, seinem Blick standzuhalten.

"Komm", sagte er dann nochmal und hob mich vorsichtig auf seine Arme, auf denen ich mich direkt um seinen Hals klammerte und meine Augen gähnend wieder schloss.

"Was war denn mit meinen Eltern?", hörte ich Cody hinter uns, doch Kiyan gab ihm nichtmal eine Antwort und ich spürte dann, wie wir die Treppen herunterliefen und dann in die etwas kühle Nachtluft verschwanden, die mich etwas munterer machte.

"Was war denn los?", fragte ich ihn immernoch verschlafen, als er mich vorsichtige vor der Autotür abstellte.

"Du hattest Recht. Sie wollten deine Mutter anrufen und-"

"Das haben sie auch getan", unterbrach ich ihn mit großen Augen und sah meine Mutter mit Thomas im Schlepptau hinter Kiyan aus dem Porsche steigen.

Mein Herz raste wie verrückt und sofort stellte ich mich schutzsuchend hinter Kiyans Rücken, der mir seine Hand reichte.

"Ihr kommt beide sofort mit nach Hause", meinte meine Mutter streng und vorsichtig schaute ich an Kiyans Schulter vorbei, um sie ansehen zu können.

"Gabrielle, bei aller Vernunft, ich werde Mia nicht mit dem Kerl da irgendwo hingehen lassen", zischte Kiyan, doch meine Mutter ließ sich wie immer nichts sagen.

"Bist du nicht der, der eine Frau auf dem Gewissen hat! Und dann hast du noch die Dreistigkeit mir meine Tochter wegzunehmen! Wenn du nicht möchtest, dass ich sofort die Polizei rufe, dann lässt du sie gefälligst los!", schrie sie ihn wütend an und ich sah flüchtig zu Thomas, der hinter ihr stand und triumphierend grinste.

"Dann los! Ruf die Polizei!", gab Kiyan ihr mit bebender Stimme zurück, doch beim Gedanken daran, das er wirklich für etwas, das er nicht getan hatte, verhaftet werden könnte, ließ ich seine Hand los und stellte mich neben ihn.

"Tu das nicht", hauchte ich mit Tränen in den Augen und er löste den kalten Blick von meiner Mutter, um mich mit einem traurigen Ausdruck anzusehen.

"Mia, ich kann nicht anders. Lieber stelle ich mich der Polizei und nehme ihn mit, als das du nur eine Sekunde in seiner Nähe verbringen musst", flüsterte er und ich schaute ihn völlig verwirrt an.

"Wie meinst du das, du nimmst ihn mit? Warum sollte er verhaftet werden?"

Er schaute mich mitleidig an und wich meinem Blick dann aus, um Gabrielle herablassend zu mustern.

"Also, worauf wartest du?", fragte er dann und als ich meine Mutter ansah, die gerade das Handy von Thomas nahm, lief ich schnell auf sie zu und schnappte mir das Handy.

"Hier ruft keiner irgendjemanden an!", wurde ich ungewohnt laut und mutig, doch ich würde es nicht ertragen, jetzt auch noch Kiyan zu verlieren. Wie konnte er überhaupt darüber nachdenken, sich zu stellen? Es würde doch nichts ändern, außer das er mich mit diesen beiden Monstern alleine lassen würde. "Wir fahren euch hinterher", meinte ich dann noch leise und lief zurück zu Kiyan, der mich fassungslos anstartte.

Wir setzten uns ins Auto, warteten darauf, das der Porsche losfuhr und erst dann, wandt ich mich Kiyan zu.

"Wie konntest du es riskieren, dass sie die Polizei rufen würde", warf ich ihm unter Tränen vor und schaute dann zu ihm rüber. "Du kannst mich nicht alleine lassen, ich bitte dich."

Er sagte nichts und startete dann den Wagen, während ich neben ihm wieder unter Tränen ausbrach. Ich würde meine Mutter und Thomas ertragen, aber nur mit ihm, doch er war kurz davor mich einfach im Stich zu lassen und diese Vorstellung versetzte mir einen tiefen Schmerz mitten ins Herz.

Zu Hause angekommen stieg ich sofort aus, lief an meiner Mutter und Thomas vorbei und knallte in meinem Zimmer angekommen dann die Tür zu, um mich weinend auf mein Bett fallen zu lassen.

Mein Vater war tot, meine Mutter eine Irre und dazu hatte ich die ständige Angst, Thomas würde mich erneut bedrängen, wenn wir alleine wären. Wie sollte ich das schaffen? Mein Leben wurde immer schlimmer und wenn ich mal kurz die Hoffnung hatte, es würde sich wenigstens irgendetwas zum Guten wenden, kam der nächste Schlag ...

Schluchzend setzte ich mich auf und schaute auf das Foto von mir und Juline, um mich dann unter Tränen wieder ins Bett fallen zu lassen.

"Mia", klopfte Kiyan an der Tür und kam dann rein, um diese hinter sich abzuschließen.

"Ich will hier weg", flüsterte ich leise und er setzte sich sofort an meine Seite, um beruhigend über meinen Rücken zu streicheln.

"Ich verspreche dir, wir hauen zusammen ab, wo auch immer du hinwillst", strich er mir eine Strähne meiner Haare aus dem Gesicht. "Aber ich muss noch einige Sachen erledigen."

Überfordert atmete ich tief durch und streckte dann meine Arme aus, um von ihm in den Arm genommen zu werden.

Sofort legte er sich mit seiner Lederjacke neben mich, zog mich fest an seine Brust und gab mir mehrere sanfte Küsse auf meine Stirn.

"Versprich mir das", hauchte ich und schaute dann hoch in seine Augen.

"Das wir zusammen abhauen?", fragte er leise und legte dabei eine Hand an meine Wange, woraufhin ich ihm zunickte.

"Ich verspreche es dir."

Gleich nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte, kuschelte ich mich eng an ihn und versuchte einfach nur auszublenden, was passiert war, auch wenn es kaum möglich war.

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1100 Wörter

My new stepbrother - Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt