~•°Tatsachen°•~

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Zurück im Wohnzimmer stellte ich mich zu dem Typ mit dem Schneuzer an die Kücheninsel, der gerade einen Schritt auf mich zumachen wollte, da stellte sich Micah aber zwischen uns und wandt sich mir zu.

"Wer ist das überhaupt? Ist der nicht-"
"Zu alt?", unterbrach ich ihn grinsend und endlich verschwand auch sein besorgter Gesichtsausdruck und ein Lächeln entstand auf seinen Lippen.

"So kann man es auch sagen", flüsterte Micah und wir beide schauten nochmal flüchtig zu dem Typen, ehe ich aus irgendeinem Grund die Haustür ins Visier nahm, die sich dann auch Sekunden später öffnete.

Als Kiyan mit seiner Lederjacke und den schwarzen, verwuschelten Haaren eintrat, ging trotz allem Übels in meinem Herzen die Sonne auf, die aber sofort wieder hinter dem Horizont verschwand, als hinter ihm Chloe und Juline mit reinkamen.

Ich hielt den Atem an und auch Micah neben mir, rührte sich überhaupt nicht mehr. Es kam mir vor, als ob alle um mich herum weiterleben würden, während unsere Zeit stehenblieb und keine Regung mehr zuließ.

Mir wurde heiß, als würde mein Hass auf die Schwarzhaarige meine Adern mit Gift durchfluten und gleichzeitig ließ meine Eifersucht meine Hände zittern. Nicht nur wehen Chloe und Kiyan, sondern auch weil Juline anscheinend eine neue Freundin gefunden hatte.

Mein Blick fiel zu Zayn, der so vieles gesagt hatte, was wohl auch nur gelogen war, denn er schaute auch nur verwirrt zu Kiyan und stand dann auf, um auf ihn zuzulaufen.

Die Beiden verschwanden zusammen vor der Haustür, während die Nobitches Instagram Hashtags auf mich und Micah zukamen.

"Tolle Party", grinste Chloe mich an und stellte sich mir gegenüber an die Kücheninsel, um mir einfach meinen Becher aus der erstarrten Hand zu nehmen und ihn genüsslich auszutrinken. "Oh, wie ich sehe hast du dein Schoßhündchen wieder", wandt sie sich dann Micah zu und lehnte sich soweit nach vorne, das man fast ihre Brüste unter dem lockeren schwarzen Top sehen konnte.

Juline lachte nur dämlich, während ich mir vorstellte, den Beiden an die Gurgel zu springen.

"Wen haben wir denn da? Müssen Prostituierte nachts nicht arbeiten?", trat Mandy plötzlich neben mich und sofort nahm Juline sie ins Visier.

"Müsstest du doch am besten wissen!", giftete Juline zurück und plötzlich ging es wohl nicht mehr um Kiyan, sondern um Zayn seine Wenigkeit. "Außerdem würde ich aufpassen, welche Freunde du dir aussuchst. Mia hat die Angewohnheit sich breitbeinig unter Zayn fallen zu lassen. Natürlich ganz ausversehen", zwinkerte Juline und dann war es Micah, der etwas sagen wollte, doch Chloe ließ ihn nicht zu Wort kommen.

"Tja, wenn man den einen nicht haben kann, nimmt man sich den anderen. Hauptsache man kann sich ausfüllen lassen, von wem ist dann zweitrangig."

Am liebsten hätte ich ihr das dreckige Grinsen aus dem Gesicht geschnitten, doch ich versuchte  mit aller Macht eine Eskalation zu vermeiden.

"Ihr seid hier nicht erwünscht", zischte Mandy plötzlich, doch Chloe warf nur triumphierend ihre schwarzen Haare mach hinten und lächelte Juline an.

"Wir wurden von Kiyan eingeladen, also würde ich sagen, wir sind hier mehr als nur erwünscht."

Wir standen nur da und schauten uns gegenseitig voller Hass an, während die anderen Leute immernoch um uns herum tanzten und die Musik die Stille überschattete.

"Naja, wir gehen mal tanzen", meinte Chloe und zog Juline hinter sich her, um dann gemeinsam eine Art Lesbenshow abzuziehen.

"Die haben es echt nötig", hauchte Mandy und sofort, als diese mir endlos vorkommende Starre mich freigab, lief ich an ihnen vorbei nach draußen, wo Zayn und Kiyan an dem schwarzen Mercedes standen und laut diskutierten.

Als ich näher auf sie zuging und sie mich bemerkten, hörten sie augenblicklich auf zu reden. Tolles Gefühl!

"Können wir reden! Jetzt!", schaute ich Kiyan an, der am Auto lehnte und nickte.

Zayn warf mir noch einen flüchtigen Blick zu und verschwand hinter mir den kleinen Weg zurück ins Haus.

"Hast du getrunken?", fragte Kiyan mich sofort und schaute mich dabei von oben bis unten an. Meine Wut stieg immer weiter. Wen bitte, interessierte es bei der ganzen Scheiße, ob ich etwas getrunken hatte???

"Wieso hast du mich angelogen? Und wieso bringst du Chloe und Juline mit hier her?"
Meine Stimme bebte, doch ich versuchte wirklich nicht zu schreien, obwohl ich es am liebsten getan hätte.

"Wann hab ich dich angelogen?", kam er einen Schritt auf mich zu, doch ich schwankte zurück und ließ mich nicht wieder von seiner Art mich anzuschauen einwickeln.

"Du meintest, du gehst zu Zayn..."

Ich unterbrach mich selbst und musste mir meine Tränen zurückhalten.

"Mia", flüsterte er und legte seine Hände um meine Hüften, um sich nah vor mich zu stellen. "Ich war den ganzen Tag an dem alten Haus meiner Eltern. Ich wollte Fotos machen und nachdenken ... über uns. Es war nicht meine Absicht dich anzulügen."

Ich schluchzte und atmete tief durch, um zu ihm hoch zu schauen. Glaubte ich ihm das wirklich? War er ein Mensch, der ohne mit der Wimper zu zucken lügen könnte?

"Und Chloe und Juline standen schon an der Haustür, als ich hier ankam."

Er nahm mein Kinn und zog mich mit der anderen Hand näher an sich heran. Wieso konnte es nicht einfach einfach sein? Wieso musste mich das alles so aus der Bahn werfen? Wieso ...

Ich stand schluchzend vor ihm, fühlte mich schlecht, ihm so vieles angedeutet zu haben, was anscheinend nichtmal stimmte und gleichzeitig fühlte ich mich völlig aufgelöst, als wäre das mulmige Gefühl in meinem Magen gerechtfertigt, wenn ich über ihn und sie nachdachte.

"Du kannst mir einfach nicht vertrauen oder?", hauchte er dann plötzlich und ich konnte trotz des Tränenschleiers dabei zusehen, wie sein Blick wieder kalt wurde. Er ließ mein Kinn los, wich einige Schritte zurück und lehnte mit dem Rücken an seinem Auto, während mir so viele Gedanken durch denn Kopf schossen, dass ich meine Worte kaum sortieren konnte.

"Doch", sagte ich dann leise und wischte mit dem Ärmel meines grauen Pullovers die einzelnen Tränen weg. "Aber ich kann so vieles einfach nicht verstehen. Sollte es nicht leichter sein? Ich meine, sich zu verlieben und mit jemanden zusammen zu sein?"

Meine Offenheit über das alles zu reden, erschreckte mich selbst. Wahrscheinlich lag es am Alkohol, was einerseits gut war, denn ansonsten hätte ich mich sicher nicht  getraut, so ehrlich meine Gefühle auszudrücken.

"Es ist doch leicht. Du hast mir hinterher gerufen, dass du mich liebst, aber du akzeptierst es nicht, dass Chloe ein Teil meines Lebens ist. Ich kann so oft wie ich will versprechen, das mit ihr nichts mehr läuft und kaum bin ich ein paar Stunden weg, kommst du mir weinend entgegen. Was sagt dir das?"

Wir starrten uns einige Sekunden an. Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen,  doch die Ewigkeit nahm ein Ende, als ich mich dann dazu entschloss, ihm den Rücken zu kehren. Es machte keinen Sinn mehr heute Nacht darüber zu reden. Dafür wirkte der Alkohol zu stark und dazu war ich viel zu wütend darüber, das Chloe und Juline in meinem Haus herumhüpften.

Ehe ich auch nur einen Schritt aufs Haus zugehen konnte, packte mich Kiyan am Arm und drehte mich zu ihm herum.

Seine warme Hand an meiner Wange stand er einfach da und schaute mir tief in die Augen.

"Ich liebe dich", hauchte er und gab mir einen flüchtigen Kuss, um mich dann hinter ihm her die Straße entlang zu ziehen. "Ich erzähle dir alles, was du wissen musst, danach kannst du selbst entscheiden, ob du mich auch noch lieben kannst."

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1300 Wörter

My new stepbrother - Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt