~•°Rückkehr°•~

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Ich zog  mir eine weiße Strickjacke über das schlichte schwarze Tshirt und lief dann hektisch aus meinem Zimmer, um durch  den Flur hindurch ins offene Wohnzimmer einzutreten und sprachlos inne zu halten.

Da war gar nichts mehr übrig, was auf eine Party angedeutet hätte. Micah stand in der Küche links von mir, putzte die Kücheninsel und hatte zwei große, blaue Säcke an seinen Beinen stehen.

Mein Blick fiel mit offenen Mund nach rechts, wo Adam mit einem Staubsauger um die Couch fuhr und Zayn Mandy dabei half, die kleinen Schildkröten meiner Mutter wieder ordentlich auf der Wohnwand zu platzieren.

"Mia?", wurde ich von Micah aus meiner Starre gerissen und drehte mich erneut zu ihm herum, um dann auf ihn zuzugehen.

"Ja?", schaute ich ihn fragend an und lehnte dabei an der Kücheninsel, um mir kurz an den dröhnenden Kopf  zu fassen.  Die Sonne, die den Raum erhellte und der laute Staubsauger, setzten mir dann doch mehr zu, als ich gedacht hätte.

"Wie geht's dir? Also ich meine... wollen wir morgen irgendwas unternehmen? So zum Ablenken halt?"

Er schaute mich mitfühlend an und als ich dann zustimmend nickte, strahlte er über das ganze Gesicht und legte dann den Schwamm in der Spüle hinter sich ab, um die beiden blauen Säcke in die Hände zu nehmen.

"Ich muss dann auch mal los, schlafen.  Ich schreib dir morgen und wenn was ist, melde dich, egal wann und um was es geht."

Er lächelte mich tröstend an und verabschiedete sich dann noch von den anderen, um dieses perfekt glänzende Haus zu verlassen.

Scheiße! Ich hatte mich nichtmal bei ihm bedankt, nahm mir aber fest vor, es morgen nachzuholen.

"Ich danke euch von ganzem Herzen", wandt ich mich dann den anderen zu, ehe ich es auch bei ihnen vergessen würde und sofort trat Mandy neben mich und legte ihren Arm um meine Schulter.

"Immer wieder gerne. Du hast gestern Nacht genug durchgemacht, da ist es das Mindeste, dass wir dir wenigstens so helfen", erklärte sie und schaute mich dabei genauso mitfühlend an, wie auch Micah zuvor.

Ich wollte kein Mitleid, aber das ließ sich nach all den Geschehnissen wohl nicht verhindern.

"Ist schon okay. Was passiert ist, ist passiert", versuchte ich vor ihnen locker zu wirken, doch  innerlich weinte ich meinen Zeichnungen immernoch hinterher und ich wusste, dass dieses gebrochene Gefühl auch noch eine ganze Weile bleiben würde.

Zayn nahm noch seine Collegejacke von der Couch, zog sie über und trat dann neben Adam, um mit ihm gemeinsam den Staubsauger wieder wegzuräumen. Anscheinend dachte er, der Blonde würde es nicht alleine schaffen, was irgendwie süß, aber seit letzter Nacht auch einen bitteren Beigeschmack hatte, denn ich wusste nun, wieso Adam so hilflos und gedankenverloren wirkte. Ihn hatte es anscheinend am meisten mitgenommen.

"Wir gehen dann mal", kamen die Jungs dann zu uns und sofort nahm Zayn Mandys Hand und zog sie hinter sich her zur Haustür. Ein wirklich süßer Anblick, der mir ein Schmunzeln aufs Gesicht zauberte.

"Ich kann nur nochmal danke sagen", schaute ich den Dreien hinterher, doch Zayn winkte nur ab.

"Nicht dafür", meinte er und dann winkten mir noch Adam und Mandy zu, ehe sich die Tür schloss und ich sofort zu dem Schrank in der Küche lief, aus dem Thomas mir die Kopfschmerztablette gegeben hatte.

Ich nahm eine Tablette aus der Verpackung, schnappte mir dann noch ein Glas und füllte es am Waschbecken mit kaltem Wasser, um die Tablette dann schnell herunterzuspülen. 

Es schüttelte mich kurz und ich war voller Hoffnung, dass das Dröhnen bald verschwinden würde.

Immernoch am Waschbecken stehend kam mir dann mit dem Glas in der Hand die Erinnerung an die Pille danach und ich stellte das Glas dann ab, um zurück in mein Zimmer zu verschwinden und mein Handy in die Hand zu nehmen.

Als ich mich im Schneidersitz auf meinem Bett niederließ, sah ich sofort eine Nachricht von Kiyan, den ich immernoch unter Idiot gespeichert hatte. Ein Lächeln entstand auf meinen Lippen und mit einem angenehmen Kribbeln im Magen öffnete ich die Nachricht.

Guten Morgen Kleine. Ich brauche doch länger als gedacht. Freue mich auf später
:-*

Mit einem dämlichen Dauergrinsen schaute ich dieses Kusssmily an und bekam sofort eine Gänsehaut auf meinen Armen, als ich an letzte Nacht zurückdachte. Seine Berührungen und seine Liebkosungen ließen alles Schlimme immer wieder klitzeklein wirken ... wie Magie ...

Ich freue mich auch :-*

Schrieb ich dann zurück und öffnete anschließend Google, um neugierig den Namen dieser komischen Pille einzugeben. 

Es wunderte mich, von wie vielen Nebenwirkungen geschrieben wurde, dabei war diese Pille so mini klein, dass es schon fast absurd war, was sie alles auslösen sollte. Erschocken schloss ich Google wieder und nahm mir fest vor, am Montag bei meiner Frauenärztin nach der normalen Pille zu fragen.

Wie verrückt es überhaupt schon von uns war, einfach ohne Verhütung miteinander zu schlafen... Eigentlich war ich immer sehr vernünftig, doch er schien nicht nur mein Herz, sondern auch mein Gehirn zum aussetzen zu bringen, was mich wieder dämlich vor mich hingrinsen ließ.

Kaum wollte ich aufstehen und zu meinem Schreibtisch, um Zayns Bastelarbeit zu begutachten, hörte ich die Schlüssel in der Haustür und sofort danach die schrille Stimme meiner Mutter, durch die ich sofort angespannt die Augen verdrehte, obwohl ich sie noch nichtmal gesehen hatte.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen lief ich aus meinem Zimmer ins Wohnzimmer und hätte am liebsten sofort wieder die Augen verdreht, als ich Thomas und meine Mutter händchenhaltend in der Haustür stehen sah.

"Ohhhh, Mia", kam meine Mutter sofort erfreut auf mich zu und nahm mich fest in ihre Arme, was mich irritiert die Luft anhalten ließ. "Wir müssen dir unbedingt etwas zeigen!"

Sie zog mich an der Hand hinter sich her an Thomas vorbei, der ihre Koffer wegstellte, um dann vor der Haustür in der Sonne mit mir stehen zu bleiben. Erst jetzt, als ich sie näher betrachtete, bemerkte ich diesen teuer aussehenden Pelzmantel an ihr, der wirklich schrecklich aussah.

"Und was wolltest du mir zeigen?", fragte ich sie dann immernoch verwirrt, woraufhin ich ihrem erfreuten Blick folgte und direkt auf einen schwarzen Porsche starrte.

Ungläubig darüber, dass sie anscheinend ihr Erbe zum Fenster rauswarf, schaute ich sie vorwurfsvoll an, woraufhin ihr Blick sich sofort verfinsterte.

"Du kannst dich auch nie für mich freuen!", pampte sie mich an und sofort holte ich wütend tief Luft.

"Dad hat Geldprobleme und anstatt ihm unter die Arme zu greifen, kaufst du so ein Auto für dich?", fragte ich sie mit lauter Stimme, doch sie schüttelte nur den Kopf.

"Ich habe es für mich und Thomas gekauft", sagte sie dann so stolz, dass ich langsam wirklich an ihrem Verstand zweifelte. Mir kam sogar der Gedanke, das Thomas ihr heimlich Drogen gab. So dumm und naiv konnte doch kein Mensch sein.

"Ich dachte Thomas hat so viel Geld? Wieso kaufst du ihm dann ein Auto? Zahl ihn aus, dann kann er endlich verschwinden!", zischte ich und lief wütend ins Haus, doch kaum in der Küche angekommen, schlug sie wütend die Tür zu und holte mich ein.

"Wie kannst du es wagen, mir vorzuschreiben, wer hier wohnen darf und wer nicht?!! Das ist mein Haus!!!", schrie sie und ich schaute sie sofort mahnend an.

"Das ist James Haus! Erinnerst du dich? Der Mann, der das alles hier bezahlt hat?", fragte ich sie mit bebender Stimme und ihre giftgrünen Augen funkelten vor Wut.

"Du bist noch ein Kind! Du hast keine Ahnung von Geld oder Liebe, also misch dich nicht länger in meine Angelegenheiten!"

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wäre am liebsten explodiert.
"Wenigstens ist Geld mir nicht so wichtig, dass ich mir einen Verbrecher ins Haus holen würde!"

In Sekundenschnelle holte sie aus und gab mir eine feste Backpfeife, deren Klang mehrmals wie ein Echo durch meinen Verstand rauschte.  Meine Haare flogen mit meinem Gesicht zur Seite und fassungslos fasste ich mir an meine erhitzte Wange, um dann mit Tränen in den Augen in mein Zimmer zu verschwinden.

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1315 Wörter

My new stepbrother - Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt