Wiegenlied
Kapitel 06Seine Augen weiteten sich automatisch und er fasste in Zeitlupe mit seiner Hand auf die Stelle, auf die ich geschlagen hatte.
Aber auch meine Augen waren weit aufgerissen, denn ich war selbst schockiert. Es kam so plötzlich.
Keinen Augenblick später, drehte ich mich um und lief schnell weiter. Mein Herz pochte schnell und ich konnte schwer realisieren, was gerade passiert war.
Zum Glück folgte er mir nicht. Vielleicht hatte er ja doch ein Hirn und konnte bemerken, dass momentan nicht mit mir zu spaßen war.
An der Haltestelle angekommen, biss ich mir fest auf die Lippe und sah immer wieder zurück, um zu erkennen, ob er mir gefolgt war. Er hatte es nicht.
Ich atmete erleichtert aus. Dennoch plagten mich Fragen. Ich war ein ruhiger Mensch, der sich beherrschen konnte. Dass ich sowieso jemanden schlug, kam so selten vor, dass es mir so absurd vorkam, dass wirklich so ein dahergelaufener Typ geschafft hatte, mich aus der Fassung zu kriegen. Wieso waren es gerade seine Worte? Wieso?
Vielleicht tat mir diese Stadt einfach nicht gut. Das war der einzige plausible Grund, den ich fand und somit nahm ich es hin.
Als ich mit meinem Schlüssel die Tür aufschloss, hörte ich schon Neslihans Stimme.
»Du bist schon da?«, fragte sie verwirrt. Ich drückte einfach still die Tür hinter mir zu und umarmte sie ganz fest. Dabei schloss ich meine Augen und hatte das Gefühl frei zu sein.Das hatte ich als Kind immer mit meiner Mutter getan. Es war immer so gewesen, als seien alle Probleme weg, heute war es auch so, nur dieses mal spürte ich einen Stich, denn es erinnerte mich daran, dass meine Mutter so furchtbar fern war.
Am nächsten Tag machte ich mich wieder pünktlich fertig und fuhr mit Ecrin zum Restaurant.
»Darf ich dich etwas fragen?«, murmelte sie, als wir ausstiegen, sodass ich sie nur schwer verstand.
»Ja.«
»Burak hat dir ja dein Handy gebracht. Danach sah er so schockiert aus, ist etwas passiert?«Wieso fragst du nicht deinen geliebten Burak? »Nicht, dass ich wüsste. Als er mir mein Handy gab, war alles okay.«
»Mhm«
»Dann bin ich jetzt dran mit fragen.«»Okay«, ihre Laune hatte sich sofort gebessert. Vielleicht weil ich endlich richtig auf sie einging.
»Warum saß dieser Burak überhaupt bei uns? Ich meine, er gehört nicht zum Team.«
»Ja, aber Cesur ist sein Onkel.«Das musste ja so kommen. Der musste ja der Neffe meines Cheffes sein. Am besten ich kündigte einfach.
Meine Schicht verging schnell und ich hoffte dabei weder auf Burak noch auf unseren Chef zu treffen. Es lag wahrscheinlich an der Familie, dass sie so komisch waren.
»Asli, kommst du kurz her?«, fragte mich Liana. Sie hatte ihr blondes Haar zu einem Dutt frisiert und sah mich grinsend an. Sollte ich mir Sorgen machen?
»Komm, komm!«, lachte sie und zog mich mit in den Vorraum der Küche, wo eine große Theke stand. Darauf waren Rosen. Rosen?
»Dein Name steht darauf!«, grinste sie breit. Ich nahm die Karte, worauf folgendes stand: "Aslı. 15:00 Uhr."
»Wie schnell bekommst du denn Verehrer, Aslı?«
»Das muss ein Versehen sein.«
Nein. Konnte es nicht. Aber ich wollte es nicht akzeptieren.»Hier gibt es keine weiteren Aslıs! Du musst es sein! Wer glaubst du, ist es?«
»Keine- Ahnung.«Ich nahm die Rosen in die Hand. Sie waren wunderschön. Ich liebte Rosen. Eins der Einzigen Dinge, die mich wirklich berührten. Wer es wohl war?
»Na ja, ich muss zur Schicht. In zehn Minuten ist es ja 15:00 Uhr, dann kriegen wir es heraus«, sprach sie neugierig und zwinkerte noch, bevor sie ging.
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Wiegenlied
Mystery / ThrillerAslı soll nicht in Schwierigkeiten geraten. Vor allem nicht mit der Polizei. Das erklärt ihre Tante ihr immer wieder aufs Neue. Als sie dann doch in welche gerät und vor einem Polizisten flieht, ist sie auf die Hilfe von Burak, der für sie nur ein...