Wiegenlied
Kapitel 22Mein Herz pumpte Kälte in meine Adern. Ich konnte nicht glauben, dass Fatih genau jetzt, genau in diesem Augenblick, wo Burak bei mir stand, hierher kam.
Es konnte einfach nichts Gutes bei kommen, wenn die beiden sich trafen.»Aslı«, begann Fatih und sah mich halb verwirrt halb enttäuscht an, »Was tut dieser Bastard hier?«
Burak wurde sofort wütend und wollte auf Fatih losgehen, aber ich stellte mich in letzter Sekunde noch zwischen die beiden.»Wie kannst«, fing Burak an, jedoch unterbrach ich ihn rasch, weil ich wusste, dass ansonsten ein Haufen voller Beleidigungen und Fäusten durch den Raum fliegen würden. Das würde Neslihan mitbekommen.
»Wenn ihr euch schon streiten wollt, dann außerhalb des Apartments.«
Meine Worte fielen kalt und stechend. Die beiden sahen mich schweigend an, bis Fatih die Stille brach. »Ich muss mit dir reden, Aslı. Über die Sache, die du wissen wolltest.«
Über Mete also.
»Welche Sache?«, forschte Burak nach, obwohl ihn das nicht interessieren sollte.»Erst soll der da«, Fatih deutete auf Burak, »gehen. Dann können wir in Ruhe reden.«
Burak lachte provokant. »Tut mir leid für dich, denn ich bleibe hier, bis ich unser Thema abgeschlossen hab.«
Also das Thema mit der Kündigung.Ich wünschte innerlich, dass doch von irgendwo Neslihan auftauchen würde. Auch wenn das Stress mit ihr geben würde, würde das dieser Situation gut tun. Denn ich stand total unter Druck, weil mich die Jungs anstarrten und verlangten, dass ich mich für etwas entschied.
»Ich gehe nicht«, wiederholte Burak und verschränkte seine Arme. Ich blickte bittend zu Fatih. Ich wusste nämlich genau, wenn einer von den beiden nachgeben konnte, dann war er es. »Fatih, können wir das bitte später besprechen?«
Ich spürte hinter mir Buraks Grinsen und vor mir Fatihs enttäuschtes Gesicht. Seine Gesichtszüge härteten sich sofort. Falls ich erwartet hatte, dass er mich verstehen würde, hatte ich wohl ziemlich daneben gelegen, denn er begann lauter zu werden. »Du entscheidest dich also für ihn?«
»Was für eine Entscheidung!?«, fragte ich. »Ich entscheide mich für keinen. Wenn jemand das von mir verlangt, kann er gleich gehen!«
»Ich will dich doch bloß beschützen vor dem, Aslı!«
»Beschützen? Wieso denken alle, sie müssten mich beschützen? Ich kann auf mich allein aufpassen!«
»Kannst du nicht! Du weißt nicht einmal, wer er ist! Und wer sein Vater ist.«
Ich blickte zu Burak, der wie versteinert zu Fatih blickte. Er war niemand, der sich solch eine Bemerkung hätte über sich ergehen lassen. Wieso also schwieg er? Was war mit seinem Vater?Meine Geduld wurde langsam überstrapaziert und es regte mich auf, dass Fatih alles über jeden zu wissen schien. Wir hatten alle keine Privatsphäre vor ihm. Machte das ihn nicht gefährlich?
»Fatih«, stieß ich hervor. »Es ist mir egal, wer er oder wer sein Vater ist. Und wenn es mir wichtig wäre, dann würde ich das nicht von dir, sondern von ihm hören wollen!«
»Du hältst zu ihm«, gab Fatih von sich und schüttelte den Kopf, als würde das seine Aussage unterstützen. »Vergiss es. Ruf mich nicht mehr an. Nie mehr.«Er drehte sich um und lief aus dem Apartment. Ich lief ihm nach und rief nach ihm. Dabei erreichte ich ihn erst, als er in seinem Wagen saß. »Weißt du, warum ich dich gefragt hab, ob du gehen kannst!«, rief ich wie wild geworden, »Weißt du warum!? Weil ich dachte, dass du verstehen würdest, dass es in dieser Welt um mehr als nur ja und nein geht, dass du geduldiger bist, als er, dass du weißt, dass ich mich nicht einfach für jemanden entscheide... Dass du wenigstens, auch wenn es nur etwas ist, mich verstehst. Vielleicht sogar als Einziger.«
Er starrte mich an, als ich den letzten Satz sagte. »Ich hab mich da wohl geirrt und jetzt fahr endlich los.«
Mein Haar wehte im Wind umher. Ich bändigte es schwer und lief wieder zurück zum Apartment.
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Wiegenlied
Mystery / ThrillerAslı soll nicht in Schwierigkeiten geraten. Vor allem nicht mit der Polizei. Das erklärt ihre Tante ihr immer wieder aufs Neue. Als sie dann doch in welche gerät und vor einem Polizisten flieht, ist sie auf die Hilfe von Burak, der für sie nur ein...