Wiegenlied
Kapitel 25Asya. A.
Burak. B.
Es passte alles so perfekt zueinander.Meine Beine bewegten sich unaufhaltsam, immer schneller wurde ich und immer hysterischer wurde mein Atem. Meine Lunge rang nach Luft, mein Kopf war benebelt, ich spürte kaum etwas, außer den Wind, der gegen meine Haut prallte.
Meine Lippen trockneten, ich rannte weiter, wohin war mir egal, die Hauptsache war, weg zu sein, für eine Weile überhaupt nicht zu existrieren, diesen Schmerz in meiner Brust zu dämpfen.
Meine Arme bewegten sich schneller und hastiger, meine Schritte wurden größer und die Wege verschwammen vor meinen Augen. Ich wusste nicht, was links und rechts von mir war, alles blendete ich aus und konzentrierte mich nur auf das Laufen. Meine Gedanken waren blockiert.
In solchen Situationen fand mein Weg immer nach Hause. Egal, wie sehr ich eigentlich weg wollte. Vielleicht sollte ich mich in mein Bett verkriechen.
Mit einem unregelmäßigem Atem kam ich zum Apartment. Meine Waden schmerzten und meine Beine waren wackeliger den je. Gerade hatte ich nichts gespürt beim Rennen, jetzt aber zahlte es sich aus. Der Schmerz kam urplötzlich und warf mich aus meinem Gleichgewicht. Ich stand schwer auf dem Boden Meine Hände zitterten, sodass ich den Schlüssel einfach nicht in das Loch bekam.
Beim vierten Versuch klappte es schließlich und ich schloss die Tür auf, während ein Schmerz meinen Arm hochkletterte. Ich hörte Schritte von Drinnen. Neslihan war zu Hause.
Vorsichtig setzte ich den einen und dann den anderen Fuß auf, dabei drohte ich umzukippen. Schwarze Punkte tauchten vor meinen Augen auf und tanzten. Ich hielt mich an der Wand fest und schleifte mich regelrecht in mein Zimmer, während Neslihan mir nachlief.Sie schien besorgt und ich wäre wirklich erstaunt, wenn nicht.
»Aslı, ne oldu? (Was ist passiert?)«
Meine Beine gaben nach und ich fiel auf den Boden. Die Schmerzen wurden größer entfachten eine viel größere Qual wie ein Feuer, dass in meinem Fuß begann zu brennen und sich hochkämpfte, bis zu meiner letzten Haarspitze. Es loderte und brannte in mir.Ich schrie auf, woraufhin Neslihan sich zu mir warf und mich in ihre Arme nahm.
Ich schrie wieder auf. »Ölüyorum! (Ich sterbe!)«, rief ich mit bebender Stimme so laut ich konnte. »Görmuyorsun? Herkesin gözünün önünde ölüyorum, tutanacak elim yok! Siginacak yerim yok!(Siehst du es nicht? Ich sterbe vor den Augen von aller, es gibt keine Hand die ich halten könnte. Ich habe keinen Ort, wo ich mich sicher fühle.)«Neslihan drückte mich fest an sich. Ich spürte ihre Locken auf meinem Gesicht, ich spürte ihre Hände auf meinen und doch kam es mir vor, als könnte sie mich nicht erreichen. Ihre Augen wurden glasig. Ich spürte, wie ihre Tränen, die ihre Wange hinunter streiften, auf mein Gesicht fielen und dann schließlich zu Boden.
Eine Stimme in mir lachte mich aus. Das war doch klar, sagte sie, dass du nur ein Ersatz sein kannst, dass Aslı Evren niemals geliebt werden kann, nur weil sie es ist. Dafür ist sie zu tot.
Verzweifelt drückte ich die Hände gegen meine Ohren, um die Stimme zu dämmen, doch sie kam nicht von außen, sie kam von innen. Aus dem tiefen meiner selbst
Ich schluckte, doch der Kloß, der entstanden war, wurde damit nur breiter. Mir zeigte es nur, dass ich kein Chance hatte.»Psst«, machte Neslihan. Sie strich mir durchs Haar und summte mir mein Wiegenlied vor. Weitere Tränen fielen auf mein Gesicht, während ich innerlich jede Sekunde aufzuckte. Das Feuer in mir wurde gedämpft und ich beruhigte mich langsam.
Ich summte im Kopf mein Lied mit und versuchte mich nur darauf zu konzentrieren. Die schwarzen Punkte doppelten sich und schlugen Piruetten, als würden sie angeben, dass sie sich drehen konnten und ich nicht.
»Ich hab ihr das immer vorgesummt, wenn sie traurig war«, flüsterte Neslihans Stimme nahe an meinem Ohr. Sie strich mir weiterhin durch das Haar. »Es hat sie immer sehr berührt. Sie hat es geliebt.«
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Wiegenlied
Mystery / ThrillerAslı soll nicht in Schwierigkeiten geraten. Vor allem nicht mit der Polizei. Das erklärt ihre Tante ihr immer wieder aufs Neue. Als sie dann doch in welche gerät und vor einem Polizisten flieht, ist sie auf die Hilfe von Burak, der für sie nur ein...