Der Trupp schwerbewaffneter Kerle hatte Jungkooks Club verlassen. Mit ihnen Präsident Kim Taehyung.
Es kam überraschend. Dieser Besuch. Und genau so plötzlich wie die Mannschaft hier eingetroffen war, verschwand sie auch wieder.
Hinterließ Chaos. Nicht nur in seinem Club, sondern auch in seinem Kopf.
Scheiße...
Erschöpft ließ Jungkook sich auf das Sofa fallen, vergrub sein Gesicht in seinen Händen und war plötzlich unglaublich müde.
Schwere lag auf seinen Lidern. Machte es zu einer fast unmöglichen Aufgabe sie offen zu halten.
"Kookie? Alles ok?" Neben ihm sackte die Couch leicht ab. Spürte zarte kleine Hände auf seinen Armen, die vorsichtig an ihm rüttelten.
Jimin... Nur er nannte ihn so.
"Schon ok... Bin nur etwas müde..."
In der Halle konnte man hören, wie sich Jin lautstark über das ganze Chaos beschwerte.
Er hatte kurz davor mit Jimin freundlich die Gäste nach Hause geschickt und hatte wohl endlich die Möglichkeit seinen Zorn aus sich raus zu brüllen.
"Wie sollen wir denn Morgen hier öffnen, wenn die uns sogar die Türen der Schränke zum Teil rausgerissen haben???
Wir brauch hier nicht nur eine Putzfee, sondern gleich den Schreiner, Maler und Fliesenleger mit dazu!
Wie kann man nur so ungehobelt sein..."
Ein Grinsen schlich sich auf Jungkooks Gesicht, als er seinen Kumpel draußen so leidenschaftlich zetern hörte und auch Jimin schien das zu amüsieren.
Schweigend saßen sie nebeneinander, hörten Jin dabei zu, wie dieser seinen Frust hinaus brachte und irgendwann immer leiser wurde. Er musste wohl gerade die Stufen in die zweite Etage hochgestiefelt sein. Wahrscheinlich würde gleich ein lauter Aufschrei kommen. Jungkook konnte sich schon vorstellen wie es oben aussah, schließlich war da auch sein Büro mit zahlreichen Ordnern und anderen wichtigen...
Geschockt blickte er aus seiner kauernden Position auf. Und rannte ohne Vorwarnung los - ohne Jimin zu sagen, was ihn so rennen ließ.
In Windeseile hatte er die Treppe hinter sich gebracht, sprang über Papiere und anderen Müll am Boden bis er an seinem Ziel angekommen war.
Hinter sich konnte er Jimin hören, aber auch Jin, die sich nun ebenfalls im Büro eingefunden hatten.
Sie schauten auf völlig leere Wände und einem Teppich aus Papieren, und kaputten Ordnern.
Doch das war alles egal. Für ihn war nur eine Sache wichtig.
Panisch fing er an die Papiere am Boden zu durchwühlen. Passte nicht auf, was ihn in den Weg kam.
Kaputte Bilderrahmen, Lampen. Es war ein Wunder, dass er am Ende seiner Suche nur einige kleine Schnitte an Händen und Armen vorzuweisen hatte.
Aber es war egal. Alles war egal, als er erleichtert die eingerahmten 100 Won an die Brust drücken konnte.
Sie waren noch da. Waren nicht gestohlen worden oder vernichtet. Sie waren intakt. Anders als Jungkook.
Erschöpft ließ er sich an der getäfelten Wand hinab gleiten. Kam erst zum halten, als sein Hintern den Boden berührte.
Stumme Tränen rannen über sein Gesicht. Hervorgerufen durch die Begegnung mit dem Mann, den er sein Leben versprochen hatte.
"...Kookie?", war flüsternd die Stimme seines blonden Freundes zu hören. Sanft konnte er spüren wie sich der schlanke Körper erneut neben ihm niederließ. Wie sich dessen zierlicher Hintern auf wichtigen geschäftlichen Unterlagen setzte und tröstend den Kopf auf seine Schulter bettete - ihn fest an sich drückte.
Sanft strichen kleine Hände über seinen Rücken, über die nackte Haut an Jungkooks Nacken, fuhren durch die kurzen Haare am Ende seines Schopfes. Beruhigend wiederholten sie es. Solange bis er das Gefühl hatte, dass der Trost zu seiner Seele vorgedrungen war und noch lange Zeit darüber hinaus.
"Pscht, Kookie. Es ist alles ok...", flüsterte der Blonde immer wieder, obwohl er keine Ahnung hatte. Er wusste nicht warum Jungkook weinte oder was da im Zimmer vorhin abgelaufen war.
Jimin wusste nur, dass etwas nicht gestimmt hatte, als er und Jin hinein gestürmt waren. Der Geruch in diesem Zimmer war zu schwer, als ob zu viele Gefühle auf einmal dort hervorgerufen wurden.
Vor ihnen beobachtete Jimin Jin, der die aus den Angeln gerissene Tür sachte aufhob und an ihren ursprünglichen Platz stellte. Scharniere aus dem Rahmen gerissen und unbrauchbar daran hängend, war dies wohl die einzige Möglichkeit ungebetene Zuschauer fern zu halten.
Niemand sollte ihren Boss und Freund in diesem Zustand sehen. So schwach und angreifbar.
Nicht hier an einem Ort wo Tränen als Schwäche ausgelegt und Chaos als Angriffspunkt ausgenutzt wurde.
Auch Jin hatte sich mittlerweile zu ihnen auf den Boden gesetzt. Stützte Jungkooks andere Seite so wie sie es schon seit einigen Jahren taten.
Stille war eingekehrt - bis auf ein leises Knirschen.
Füße, die die Stufen zu ihnen hoch wollten und schlussendlich vor der Tür stehen blieben.
"Baby-Boys... darf ich rein kommen?"
Sascha... Sie war irgendwie das Herz dieses Clubs. Kümmerte sich immer um alle. War irgendwie das Bindeglied zwischen den Mädels an den Stangen und ihnen hier oben.
"Ja, komm rein", erklang Jungkooks Stimme rau in Jimin's Ohren und ohne viel Mühe wurde die gerade noch aufgerichteten Tür von Jin zur Seite gestellt.
"Ach Mensch, hier sieht's ja nicht besser aus... Ist bei euch wenigstens alles ok?"
Ein Rucken war neben Jimin zu spüren und schon machte ihr Boss Anstalten aufzustehen.
Und der Blonde ließ ihn. Beobachtete wie dieser schnaubend auf die Füße kam und haltlos den Blick durchs Zimmer streifen ließ.
"Geht schon", winkte der Braunhaarige nur ab - eine riesige Untertreibung - und doch sagte keiner etwas darauf. Warum auch? Worte machten das was hier passiert war nicht besser. Nur Taten und dafür waren sie wahrscheinlich alle viel zu müde.
Immer noch rollten Jungkook vereinzelt Tränen über die Wangen, die sich bisher nicht aus seinen Augen gelöst hatten. Energisch wischte er sie weg, diese unliebsamen salzigen Tropfen. Noch nie hatten sie ihm geholfen und doch versiegten sie nicht.
Geduldig hatten sie auf den nächsten Einsatz gewartet, wissend das er kommen würde, denn ein Omega konnte seine Natur nun mal nicht gänzlich verleugnen.
Langsam trugen seine Beine ihn zum Schreibtisch hin, über Papier, Glas und was sich sonst noch in diesem Raum befunden hatte den er in den letzten Jahren angehäuft hatte.
Es war egal. Es war nichts, was für ihn Bedeutung hatte. Stattdessen fegte er auch den Rest auf seinem Schreibtisch auf den Boden hinunter, so dass die Fläche nun leer war.
Genau so wie er es wollte.
Fürsorglich stellte Jungkook den Bilderrahmen auf den Tisch - den mit den 100 Won - und trat dann einen Schritt zurück.
Genau wie damals. Auch damals waren es nur diese 100 Won, die er besaß. Der Unterschied zu früher war nur, dass er jetzt nicht mehr alleine war. Er hatte Menschen, die für ihn da waren und die Zeit würde zeigen, ob sie blieben.
"Na dann - auf ein Neues..."
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Bad Chick - Taekook
FanfictionAbgeschlossen ✔️ Jungkook ist... ein Omega. Außerdem Drogendealer, Kredithai und Zuhälter. Passt nicht ganz? Finden auch andere... bis sie ihn kennen lernen... Er ist einer der gefährlichsten Typen in Seoul. Die Nacht ist sein Reich. Von der Goss...