Kapitel 92

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"Jungkook, jetzt sei doch nicht sauer... Ich kann halt auch nicht immer aus meiner Haut... Lass mir ein bisschen Zeit..."

Tae kniete schon fast vor dem Jüngeren, der jedoch absolut kein Mitleid zeigt und alles abblockte, was er ihm vorschlug.

"Lass uns einfach nach Hause und..."

"Ich will da aber nicht hin! Da sitzt noch so ein Geheimnis aus deiner Vergangenheit von dem ich nichts wusste. Es regt mich schon auf, wenn ich nur an ihn denken muss und -"

"Der ist sofort weg, wenn du das willst. Du bist mir viel wichtiger, als alte Freunde aus Jugendzeiten..." Doch erneut schüttelte der Braunhaarige den Kopf.

"Nein, ich geh nicht mit! Jin holt mich ab und wir gehen zu MIR nach Hause. Fahr hin wo du willst, aber ich brauch eine Pause von dem ganzen Müll..."

Tief atmete Tae daraufhin ein. 

Er spürte, wie die Wut in ihm aufkochte, weil es ganz offensichtlich nicht akzeptiert wurde, dass er nicht über diese Situation mit seiner, sozusagen, Schwester reden wollte. 

Wenn man nicht bereit war darüber zu sprechen, dann sollte das akzeptiert werden! Irgendwann wird der Punkt kommen, wo es in Ordnung war - das versuchte er jedenfalls immer wieder in Worte zu fassen, aber Jungkook wollte ihm gar nicht zuhören. 

"Geh doch jetzt einfach! Ich hab Freunde, die mir helfen werden. 

GEH! 

Namjoon hat doch nicht ohne Grund angerufen, wenn du also nicht allein nach Hause willst, dann geh arbeiten oder so... geh Probleme lösen statt hier weitere zu schaffen..."

"Ich mache Probleme!?", war bei ihm jetzt endgültig Schluss. JETZT war ein Punkt erreicht, wo er sich einfach nicht mehr zurückhalten konnte. "Du bist doch derjenige, der meine Antwort nicht akzeptiert. Du machst ein Problem daraus und das Hoseok plötzlich vor der Tür steht wusste ich nicht. Es tut mir unglaublich Leid, dass wir jetzt wegen dieser Scheiße im Krankenhaus sind, aber mich jetzt zu bestrafen find ich nicht gerechtfertigt!" Er brüllte es schon fast und es würde wahrscheinlich auch jeder Mensch auf diesem Planeten mitbekommen, was hier gerade los war, aber...

... es war ihm egal! Er wollte nur einfach gerne die letzten Stunden vergessen. Einfach ungeschehen machen und wieder glücklich im Bett liegen. In seinen Armen den Omega, der ihn gerade so zur Weißglut brachte und alles Friede Freude Eierkuchen. 

"Nein? 

Es ist nicht gerechtfertigt?!

Du hättest die Briefe schon längst lesen können, hättest dann schon viel früher gewusst, dass mein Bruder dir nicht unbekannt ist und er nicht tot ist, wie ich seit einer Ewigkeit in dem Glauben gelassen wurde. Ich wäre deswegen jetzt nicht im Krankenhaus, wüsste nicht, dass ich Schwanger bin und müsste mir somit nicht noch den Kopf darüber zerbrechen, ob ich abtreibe oder nicht!"

"Du musst dir den Kopf darüber zerbrechen??? Es ist doch auch mein Baby! Wie wäre es also, wenn wir diese Entscheidung gemeinsam fä-"

"Wir machen gar nichts gemeinsam!", wurde Tae mitten in seiner schreienden Erwiderung unterbrochen und das toppte dann tatsächlich alles vorangegangene. "Du wolltest mich nicht Beißen, als du die Chance hattest. 

Du wolltest lieber Nachdenken und hast das auch nicht mit mir besprochen.

Du machst alles nur mit dir aus und glaubst dann, das alle damit glücklich sind, aber soll ich dir was sagen???

Ich will nicht nur ein Anhängsel deines Lebens sein!

Ich will DEIN Leben sein! 

Ich will, das du mir erzählst, was dich beschäftigt. Ich will das du mit mir gemeinsam entscheidest, was richtig ist und was falsch. Ich will DICH! Und nicht irgendein Teil von dir! 

Alles! 

Und du bist gerade nicht bereit mir auch nur ein Fünkchen zu geben. Mir überhaupt den kleinen Finger hinzustrecken und genau deswegen möchte ich, das du gehst!

Ich will dich die nächsten Tage nicht sehen, denn auch ich nehme mir jetzt Zeit nachzudenken und ich hab tatsächlich Grund dazu!

Und jetzt: Tschüß!" 

Mit einer ausholenden Handbewegung deutete der Jüngere auf die Tür dieses Behandlungszimmers. Könnte damit eigentlich nicht klarer Äußern, das Tae hier gerade nicht mehr Willkommen war...

... und es fühlte sich unglaublich schmerzvoll an.

Dazu kam das Gefühl von Demütigung, der Ungerechten Behandlung und des nicht Verstanden werdens... 

Und genau deswegen akzeptierte er es. 

War er doch eh zu wütend, um noch länger hier zu bleiben. 

Ein vernünftiges Gespräch war schon lange nicht mehr möglich und er hatte auch ehrlich gesagt keine Lust mehr.

Dann würde er ihn halt jetzt hier sitzen lassen!

Jungkook war alt genug. Bestand schon von Anfang an darauf, dass Selbstständigkeit diesem schon in die Wiege gelegt wurde und wenn Jin ihm gerade lieber war, dann sollte es so sein, aber dann musste dieser auch in nächster Zeit nicht angekrochen kommen, denn so ließ er sich nicht behandeln.

"Also gut, dann mach doch deine Scheiße alleine! 

Warte auf deinen Jin und fahr mit dem zu DIR nach Hause!" 

Mit wütenden Schritten ging er auf die Tür zu. Griff mit soviel Kraft nach der Türklinke, dass er das Metall einfach in der Hand hatte und trat vor Wut dann einfach dagegen.

Mit einem lauten Knall flog die Tür auf und ohne eines weiteren Blickes auf den Braunhaarigen stampfte Tae davon. 

Er wusste, dass er wahrscheinlich gerade übel entstellt aussah... Ausgefahren Fangzähne, Krallen und rote Iriden... Er sah es in den Fensterscheiben der Notfallstation und er sah es an den Reaktionen der Ärzte und Krankenschwestern - doch gerade war es ihm völlig gleich. 

Rasender Zorn war schwer für einen Alpha zu bändigen, obwohl er selbst eigentlich relativ geerdet war - nur in Bezug auf Jungkook hatte er sich einfach nicht im Griff.

Das erste Mal seit Wochen hatte er tatsächlich das Gefühl, das Abstand gerade genau das Richtige war und genau mit dem Gedanken stieg er auch schon ins nächste Taxi. Fuhr Richtung Präsidentenpalast...

Er brauchte dringend etwas anderes zu tun. Andere Gedanken, denn mit denen, die gerade in seinem Kopf schwirrten, drehte er vollkommen durch...

Bad Chick - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt