Kapitel 23

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"Aber er sieht doch wirklich goldig aus..." 

Anny hatte sich mittlerweile zu Jungkook aufs Bett gesetzt, tätschelte ihm ganz mutterlike das Bein und blickte immer wieder von einem zum anderen. 

Dem Mann im Bett warf sie motivierende Blicke zu, während der andere nur ein unverständliches Kopfschütteln bekam. 

"Er macht nur ärger Anny... sowas brauch ich nicht - sowas brauchen WIR nicht..."

"Psst, red nicht so über ihn. Er hört dich doch..."

Jaaa, das stimmte. Jungkook bekam alles mit - aber das war ja auch nicht wunderlich: ER SAß SCHLIEßLICH DIREKT DANEBEN! Aber irgendwie macht den beiden das überhaupt nichts aus, denn sie sprachen weiter über ihn, als ob er nicht anwesend wäre... das konnte schon etwas aufs Gemüt schlagen.

"Ich bin eine sehr umgängliche Person", versuchte er selbst Teil der Unterhaltung zu werden und musste sehr aufpassen, dass er nicht ebenfalls in Dritter Person von sich sprach - das konnte ganz schön ansteckend sein. "Ich mach auch FAST keinen ärger..."

Laut lachte der Schwarzhaarige auf. So laut, dass man das Gefühl hatte, dass das Beben auf der Haut zu spüren wäre und Jungkook unabsichtlich schwer schlucken musste, denn leider hatte ihn diese Reaktion etwas erschreckt - sein Omega halt wieder, der gerade sehr empfindlich war... Lag wahrscheinlich an den mega vielen Alphahormonen, die in der Luft umher schwirrten.

"Das war eine riesige Lüge - und du bist noch nicht mal rot geworden! Seit ich dich kenne hab ich nur Ärger und das beste daran: Du scheinst auch noch Freude daran zu haben..." Fuchtelnd bewegten sich seine Hände dabei durch die Luft, als ob er die Worte damit besser unterstreichen könnte. Dabei merkte man schon an dessen Tonlage, dass er absolut nicht zufrieden war mit solch einer Aussage seines Gegenübers. 

"Aber ich möchte darauf hinweisen, dass ich mir nicht selbst die Verletzungen zu gezogen..."

"VERLETZUNGEN!" Die alte Dame sprang vom Bett auf - flinker als gedacht - und schaute schockiert zu ihrem Ziehsohn. "Verletzungen? Wirklich? Ich schäm mich für dich, mein Lieber... So hab ich dich beim besten Willen nicht erzogen..."

Kopfschüttelnd tapste sie um das Bett herum und blieb erst bei Jungkook wieder stehen. 

"Natürlich kümmert sich dieser alte Griesgram da um dich..." Liebevoll legte sich ihre schrumpeligen Hände auf seine Wange und knetete sie sanft - eine Geste, die Jungkook nicht gewöhnt war, aber irgendwie angenehm schien. Man fühlte sich irgendwie angenommen und wohl in ihrer Nähe. 

"Weißt du... eigentlich ist er nämlich ein sehr lieber Junge, aber er mag es überhaupt nicht, wenn man ihn vor vollendete Tatsachen stellt. Das hat er schon damals bei seinen Eltern total abgelehnt, die unbedingt wollten, dass er in ihre Fußstapfen tritt und Diplomat wird... 

Naja, das ist jetzt eigentlich auch nicht wichtig", winkte die Frau vor ihm ab und ließ von seinen Wangen ab, um sich seinen Händen zu widmen, die sie warm mit ihren umschloss. "Viel wichtiger ist, dass ich weiß, was du für Verletzungen hast, ok? Damit ich dir helfen kann, ja?" 

Ok... Langsam nickte der Braunhaarige. Er hätte wahrscheinlich allem zugestimmt, was Anny von ihm wollte, denn aus irgendeinem Grund fühlte er sich sofort wohl bei ihr. Eine Eigenschaft, die sie Taehyung wohl weitergegeben hatte, denn trotz all dem, was bisher passiert war, wollte er ihn in seiner Nähe. 

Nicht nur, weil er sich das irgendwann mal in den Kopf gesetzt hatte, sondern weil er ihn irgendwie einlullte und es schaffte, dass er ihn nicht missen wollte. 

Schon komisch.. dabei kannte er ihn doch gar nicht...

"Jungkook?" Annys Stimme erklang in seinem Ohr und perplex drehte er sich zur ihr, weg von Taehyung, den er scheinbar die ganze Zeit angeschaut hatte. Ein Schmunzeln umspielte ihre Lippen und viel sagend schaute sie zu dem Präsidenten auf, der sich sogleich ertappt räusperte. 

"Soll der ungehobelte Mann, da vorne hier bleiben, wenn ich mir die Verletzung anschaue oder darf er bleiben?" 

Ja... was wollte er... 

Unsicher blickte er zu dem Schwarzhaarigen, der bereits Anstalten machte Richtung Tür zu marschieren, konnte aber auch dessen zögern merken. Wie dessen Augen unsicher zwischen ihm und dem Ausgang dieses Zimmers hin und her wanderten. Abwartend. Hoffend?

"Ich hab kein Problem, wenn er bleibt - bei mir sitzt alles an der richtigen Stelle..."

Gucken war schließlich nicht das Problem, sondern anfassen. Und er zeigte gerade ihm gerne, was er so anzubieten hatte - auch wenn seine Haut gerade ein paar andere Farben annahm, als normalerweise. 

"Na dann...", antwortete Anny amüsiert und widmete sich motiviert dem eigentlichen Problem. "Wo ist jetzt die Verletzung?"

...

"Oh, das sieht echt schlimm aus..." Jungkook traute sich gar nicht hinzuschauen. Zu viel Angst war dabei, dass es ihn eventuell an die Vergangenheit erinnerte, wo sein Vater sich gerne an ihm ausgetobt hatte.

In dessen Augen war er immer nur ein Omega. Zu schwach, um tatsächlich stolz in einem hervorzurufen. Zu hübsch, als das man nicht auf falsche Gedanken kommen könnte - und das war nichts, was er sich daher geleitet hatte.

Sein Vater hatte ihm tatsächlich mal gesagt, kurz bevor dessen Faust in Jungkooks Magen gelandet war, dass er ihn schlagen würde, damit er ihn nicht vergewaltigte...

Seine Mutter hatte dabei weggeschaut - nur Hobi hatte ihm immer wieder geholfen und hat schlussendlich mit dem Leben bezahlt, aber nicht, ohne ihren Vater mitzunehmen. 

"Jungkook", sprach ihn Anny an, die gerade seinen Rücken begutachtete und somit wieder aus seinen dunklen Gedanken riss. "Den Verband lass ich noch drum. Da schauen wir morgen drunter, aber für den Rest misch ich dir eine tolle Salbe an - darf ich gucken, wie weit es runter geht?"

Momentan sah sie nur die jugendfreie Version seiner Verletzung - aber auch sein Hintern hatte ordentlich was abbekommen. Das war ihm schon allein bewusst, weil er weder auf der einen, noch auf der anderen Arschbacke richtig sitzen konnte...

"Ähm... klar..." Taehyung war zwar immer noch im Zimmer und hatte sich sogar schon einige Schritte dem Bett genährt, aber schien immer noch in Fluchtstimmung zu sein. Ob er jetzt tatsächlich gehen würde? Eventuell, weil es für sein Empfinden zu privat war? Oder eher, weil er die Wunden nicht sehen konnte?

Die zweite Möglichkeit ließ ihn bereits die Galle in seinem Mund schmecken, weil er wusste, dass solch ein Anblick bei ihm nichts einmaliges war. Er hatte ständig solche Probleme... er war nun mal kein Alpha, auch wenn er sich gerne so benahm...

"Ähm, wenn du willst, kannst du gehen - du musst nicht..."

"Wenn du kein Problem damit hast, bleib ich... - ich würde gerne wissen, was ich da angerichtet habe..." 

Sprachlos starrte Jungkook zu ihm auf. Konnte nicht ganz glauben, wie richtig sich dessen Worte gerade in seinen Ohren anhörten. 

Es zauberte ihm ein kleines Lächeln auf die Lippen. Eins, was er glücklich in der Bettdecke versteckte und somit nur noch ein genuscheltes "Ok" aus seinem Mund kam. 





Bad Chick - TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt